Einleitung
Nachdem ich etwa 6 Jahre in der Schweiz gelebt hatte, war es doch Zeit, einmal auf einer kleinen Fahrradtour ein bißchen von diesem Land anzusehen, das immerhin Radfahrer aus weiter Ferne anzuziehen vermag. Wie das immer so ist, zieht es einen halt eher in die Ferne, und das ist halt eher für jene anderen Radfahrer als für mich die Schweiz.
Aber vielleicht ist die andere Seite der Alpen ja schon weit genug weg.
Weil viele Leute aus der Schweiz, Deutschland und Österreich die Alpen schon gut kennen, hatte ich zuerst die englische Version dieser Seite geschrieben, aber aus Gründen der Konsistenz will ich nun auch eine deutsche Version aufschreiben. Die Reise wurde für drei Tage geplant und sollte am Samstag 2001-06-02 beginnen. Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich zu dieser Seite keine Fotos hinzufügen werde, weil ich überhaupt keine Kamera im Gepäck hatte. Aber eine Landkarte kann ich schon einbauen.
Saturday 2001-06-02
Der Weg von Schaffhausen nach Zürich ist mir einigermaßen vertraut. So beschloß ich, bis Zürich den Zug zu nehmen und die Fahrradtour dort am Hauptbahnhof beginnen zu lassen. Die meisten Züge in der Schweiz nehmen Fahrräder mit. Ausnahmen sind S-Bahnen während der Hauptverkehrszeit und Züge, die explizit ein durchgestrichenes Fahrradpiktogramm im Fahrplan zeigen. In Zürich stieg ich aus und ich folgte dem Sihl-Fluß gegen den Strom nach Süden. Dies war streckenweise eine asphaltierte Straße ohne Autos, die zusammen mit dem Fluß die meisten Querstraßen mit Unterführungen ohne Ampeln kreuzte. Später war dieser Weg nicht mehr asphaltiert und ich wechselte auf die Nationalstraße N 4. Nach etwa 15--20 Minuten verließ ich schon die Stadt auf der N 4/E 41 und fuhr auf dieser kreuzungsfreien Straße durch das Sihltal. Auf beiden Seiten des Tals gab es kleine Berge, aber leider gab es auf der Straße auch recht viele Motorfahrzeuge. Es dauerte gar nicht so lange, bis die Straße sich mit der Bahnlinie von Zürich nach Zug und Italien traf und sogar ich fuhr nach Zug und durch diese Stadt durch in Richtung Italien. Südlich von Zug benutzte ich die N 25 am Zuger See entlang. Irgendwo ließ ich eine kleine Reparatur an meinem Fahrrad vornehmen und trank selbst ein bißchen Kaffee.
Am Südende des Zuger Sees kam die Bahnstation Arth-Goldau, wo sich die Strecken von Zürich und Basel zum Gotthard vereinigen. Ein Stück südlich davon traf ich auf den Vierwaldstättersee. Auch die Nationalstraßen trafen sich hier irgendwo. Die Interstatestraße A 4 (Schaffhausen - Altdorf) war mit der Nationalstraße N 2/E 41 (Basel - Chiasso) vereinigt. Diese sogenannte Axenstraße führt eingeengt zwischen See und Bergen am Ufer entlang. Sie hat hier schon allein aus Platzgründen natürlich keine vier Spuren, ist für Radfahrer freigegeben und enthält sogar Ortsdurchfahrten. Für meine Fahrtrichtung gab es einen Radweg, der allerdings abschnittsweise sehr schmal war, was zu Problemen führte, weil einige Radfahrer ihn auch für die Gegenrichtung benutzten. Wahrscheinlich ist es sinnvoller, auf dieser Straße einfach die Fahrbahn zu benutzen. Die Axenstraße ist landschaftlich eine sehr schöne Strecke, aber leider hat sich recht viele Motorfahrzeuge und es gibt auch keine anderen Straßen, die man stattdessen benutzen könnte. So ist diese Strecke auch Teil einer Veloland-Schweiz-Route, wobei den Radfahrern, die keine Lust auf die stark befahrene Strecke haben, der Vorschlag gemacht wird, hier den Zug oder das Schiff zu benutzen. Das hätte ich auch machen können, aber ich wollte die ganze Strecke selber fahren und außerdem ist es ja sogar eine sehr schöne Strecke.
Nachdem ich den See passiert hatte, endete die Interstatestraße und nur die Nationalstraße ging weiter. Der Verkehr wurde etwas weniger, aber die Straße fing an, langsam zum Gotthardpaß anzusteigen. Während der ersten Hälfte des Anstiegs wird die Straße noch von der Bahnlinie begleitet, die etwa auf halber Höhe den Gotthardtunnel hat. Weil ich schon so oft mit dem Zug über diese Strecke gefahren war, kam mir dieser Teil noch ein wenig bekannt vor. Der zweite Teil begann mit einem sehr steilen Anstieg zwischen Göschenen und Andermatt. Obwohl viele Pässe schon seit uralten Zeiten in Benutzung waren, hatte man zur Römerzeit diese Verbindung zwischen den heutigen Orten Göschenen und Andermatt nicht herstellen können. Und heute gibt es sogar eine Zahnradbahn neben der Straße. Überraschenderweise war die Gegend ab Andermatt ein breites und flaches Tal. Ich blieb irgendwo für eine Nacht.
Sonntag 2001-06-03
Am Morgen wollte ich einfach zum Gotthardpaß fahren und diesen überqueren. Es schneite ein wenig, aber das war zugegebenermaßen nicht meine erste und nicht einmal meine letzte Fahrradtour im Schnee. Ich bekam ein paar Warnungen von Fahrzeuginsassen, daß es oben auf dem Paß einen Schneesturm gebe, aber die letzten 3 Kilometer schienen doch noch irgendwie machbar. Schließlich kam aber ein Schneepflug entgegend und der Fahrer sagte, daß er den Paß nicht mehr räumen könne und daß er deshalb leider gesperrt werden müsse. Er gab mir den Rat, nach Göschenen zurückzufahren und mit dem Zug durch den Tunnel zu fahren. Eigentlich wollte ich die ganze Strecke fahren, aber das war wohl nicht der passende Tag dafür und wenigstens bot sich jetzt die Gelegenheit, auf die südliche, sonnigere Seite der Alpen zu wechseln.
Der nächste Zug nahm natürlich Fahrräder mit und ziemlich bald hatte ich den Tunnel hinter mir und war in Airolo, im italienischsprachigen Teil der Schweiz. Natürlich schien die Sonne und ich fuhr mit hohem Tempo auf der N 2 den Berg herunter nach Süden. Alles sah wieder gut aus. In Bellinzona fand ich heraus, daß der San-Bernadino-Paß auch gesperrt war. Dort gibt es nicht einmal eine Bahnstrecke und so fuhr ich einfach weiter nach Süden und überquerte auf einer der wenigen vierspurigen Nationalstraßen der Schweiz den Monte-Ceneri-Paß, leider auch mit genug Verkehr, um die vier Spuren zu füllen. Südlich dieses Passes kam mehr oder weniger ein Ort nach dem anderen, bis ich in Lugano war. Die Strecke direkt südlich von Lugano war sehr schön, weil sie dem Seeufer folgte, diesen auf einer Brücke überquerte und dann dem anderen Ufer folgte. Irgendwo fand ich einen Zeltplatz direkt am Wasser.
Am Abend fuhr ich noch weiter am Seeufer entlang und war bald gegenüber vom Zeltplatz. Ich hatte keine Landkarte dabei, aber ließ mir sagen, daß die Umrundung dieses Teils des Sees kein realistischer Abendausflug sei. Immerhin kam ich noch ein Stück nach Italien.
Montag 2001-06-04
An diesem Tag fuhr ich auf der N 2 weiter nach Chiasso, wo ich schon wieder über die Grenez nach Italien und nach Como kam. Italien ist wahrscheinlich das fahrradfreundlichste Land in Europa. Trotzdem war der Verkehr in Como recht viel und die Wegweiser waren eher unklar. Deshalb war es fast ein bißchen schwierig den Weg aus der Stadt heraus zu finden. Endlich fand ich ihn aber doch und folgte einer kleinen Nationalstraße mit wenig Verkehr, vielen Tunnels und viele hübschen Dörfern entlang dem Südufer des Comer Sees.
Leider mußte ich schon bald umkehren und durch die Tunnels zurück nach Como und Chiasso, wo ich einen Zug nach Schaffhausen erwischte. Weil ich noch etwas Zeit hatte, bis der Zug fuhr, erkundete ich den Verlauf der Veloland-Schweiz-Route von Chiasso nach Basel, die sicher auch eine Möglichkeit für diese Radtour geboten hätte, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte.
Straßen in der Schweiz
Die Schweiz hat wie viele andere Länder auch zwei nationale Fernstraßennetze. Die Interstatestraßen sind meistens, aber nicht immer, als Kraftfahrstraßen oder Autobahnen gekennzeichnet und für Radfahrer gesperrt. Sie haben rote A-Nummern und meistens grüne Wegweiser. Schweizerische Interstate-Straßen haben durchaus nicht immer vier Spuren. Nationalstraßen haben blaue Nummern und blaue Wegweiser. (Sie entsprechen in etwa den "Bundesstraßen" in Deutschland.) Normalerweise, aber nicht immer, haben Interstatestraße und Nationalstraße für dieselbe Relation auch dieselben Nummern. Nationalstraßen sind selten für Radfahrer gesperrt und haben außerhalb der großen Städte sehr selten vier oder mehr Spuren. Manche Hauptstraßen haben blaue Wegweiser, aber keine Nationalstraßennummern. (Diese entsprechen etwa den Landes- oder Staatsstraßen in Deutschland.) Weiße Wegweiser werden bei Nebenstraßen benutzt.
Manchmal findet man auch rote Wegweiser für Radfahrer, entweder mit weißer Schrift auf rotem Grund oder umgekehrt. Diese sind hauptsächlich für Radfahrer gemacht, denen es nicht darauf ankommt, möglichst schnell ans Ziel zu kommen, weil sie über Umweg führen und dabei auch oft Strecken benutzen, die noch nicht asphaltiert sind. Insbesondere muß man in der Nähe der Grenze daran denken, daß diese Routen die Grenze auf Waldwegen kreuzen, was zu Problemen führen kann, wenn man dort nachts fährt, wenn man Waren verzollen muß oder wenn man in einem der beiden Länder visumpflichtig ist. Im Zweifelsfall ist es dann besser, die Grenze auf der Haupstraße zu überqueren. Illegale Grenzüberschreitung und Schmuggel sind sehr viel schwerwiegendere Verstöße als das Befahren einer Straße, die für Radfahrer gesperrt ist.
Es gibt ein Netz von 9 Velorouten durch das ganze Land, zum Beispiel dir Route 3 von Chiasso nach Basel. Diese Routen verlaufen meist getrennt von den stärker befahrenen Straßen, aber sie benutzen auch wieder die Axenstraße (A 4) am Vierwaldstättersee, wo es offensichtlich nur diese eine Straße gibt. Sie sind normalerweise, aber nicht immer asphaltiert. Selbstverständlich kann man sich seine Radtour auch so zusammenstellen, daß man abschnittsweise die Velorouten und die Haupstraßen benutzt, was aber länger dauert als nur die Nationalstraßen zu nehmen, wie ich es für diese Wochenendtour gemacht habe.
Abschließend könnt Ihr auf einer Karte, die ich aus dem Diercke Weltatlas (133. Edition 1967), © Westermann Verlag. entnommen habe, den Verlauf dieser Radtour sehen.
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Diese Fahrt nach Italien war sehr schön und ich hoffe, daß sich die Gelegenheit für so eine Tour noch einmal ergeben wird, vielleicht sogar mit der Querung einiger Pässe.