Ein bißchen verspätet wollen wir doch noch einen kurzen Bericht über unsere Alpentour mit dem Tandem schreiben. Wir waren Anfang Juli insgesamt 11 Fahrtage auf der Strecke von Basel nach Italien und von dort zurück nach Chur unterwegs und sind dabei 800 km und sieben Pässe gefahren. Vorweg: Es war toll!
Technical Dates: Tandem - Trek T100, straßentauglich mit 32er Reifen, Schutzblechen, Licht etc., Gepäckträger/Lowrider vorne/hinten, hinten Suntour XC-SE Canti's, Hörnchen vorne/hinten, SPD-Pedale hinten, ansonsten alles original;
Gepäck: Alles von Lebensmitteln über Zelt, Schlafsäcke, Iso-Matten, Kocher (zwei!) bis Unterhosen (wenige). Ohne Lebensmittel so etwa 20 kg insgesamt.
Wir: m 25, w 29, netto 125 kg, halbwegs trainiert, aber keine zähen Kugelwaden.
Strecke im einzelnen:
- 1: Basel - Sissach - Aarau - Baldegger See - Sempacher See (105 km)
- 2: S. See - Luzern - Sarnen - noch so'n paar Seen - Brünigpaß - Meiringen - Innertkirchen - Gadmen (= halb auf dem Susten) (95 km)
- 3: Gadmen - Sustenpaß - Wassen - Andermatt - Oberalppaß - Disentis (80 km)
- 4: Disentis - Lucmagnierpaß - Biasca - Bellinzona - Locarno (100 km)
- 5: Locarno - Cannero (35 km)
- 6: Cannero - Cannobio - Fähre nach Luino - Ponte Tresa - Lugano - Menaggio am Comoer See (65 km)
- 7: Menaggio - Domaso (25 km)
- 8: Domaso - Chiavenna - Malojapaßhöhe (70 km)
- 9: Malojapaßhöhe - St. Moritz - Punt Muragl und ohne Gepäck: Berninapaßhöhe - Poschiavo - mit der Bahn auf die Paßhöhe zurück - Punt Muragl (100 km)
- 10: Punt Muragl - St. Moritz - Pontresina - Punt Muragl (an dem Tag waren wir wandern...), immerhin: 30 km
- 11: Punt Muragl - La Punt - Albulapaß - Tiefencastel - Thusis - Chur (99 km).
Das Wetter war fast ausnahmslos traumhaft, in Italien um die Mittagszeit eher zu warm zum Radfahren (aber dazu gibt es ja Seen...). Nur zwei Mal hat es geregnet, einmal kurz vor der Oberalppaßhöhe und einmal abends auf dem Zeltplatz.
Auch der Verkehr war insgesamt doch sehr erträglich. Das lag zum Teil sicher auch daran, daß wir die Route auch nach diesem Gesichtspunkt hin geplant hatten, also: Möglichst keine Pässe am Wochenende und überhaupt mehr kleinere, unbefahrenere Pässe (vielen Dank an dieser Stelle auch für die zahlreichen guten Tips vieler Newsgroup-Leser zur Strecke!). Zum Teil hatten wir auch Glück, so am Maloja, da hatte Italien gerade ein WM-Spiel... Nicht so gut waren die folgenden Abschnitte:
- Brünigpaß, war halt Wochenende und viel Ausflugsverkehr ins Berner Oberland.
- Gotthardstraße von Wassen bis Andermatt: Da ist IMMER viel Verkehr, das wußten wir auch. Tröstlich war, daß es nur 10 km waren.
- Tiefencastel - Thusis: Das war der Tiefpunkt unserer Planung: Eine große, vielbefahrene Straße mit langen Tunneln und vielen LKW, die auch im Tunnel überholen... Sehr lustig! Besser wäre es gewesen, über Lenzerheide oder Davos nach Chur zu fahren, aber wir hatten keine Zeit dafür.
Zu einigen Abschnitten im einzelnen:
- Jura via Sissach nach Aarau: Eine schöne Nebenroute, viel empfehlenswerter als die über den Hauenstein. Ist dafür auch etwas anstrengender, da die Straße zwischendurch auch abfällt. Der Name der Paßhöhe fällt mir leider nicht mehr ein (etwas mit H?)...
- Brünigpaß: Ein fast vollwertiger Paß, und das mit nur 1007 Höhenmetern. Landschaftlich schön und mit anspruchsvoller Abfahrt nach Meiringen - auf diesem Stück hatten wir auch unseren "Highspeed" von 78km/h bei 13% Gefälle. Ferner stellten wir dort im Praxistest fest, daß die Bremsklötze hinten nicht die richtigen waren (nach einer festeren Bremsung quietschten sie nur noch und bremsten nicht mehr richtig). Danach kamen XT-Klötze drauf, und mit denen hatten wir Null Probleme.
- Sustenpaß: Der schönste Paß unserer Tour - oder war das doch der Albula? Egal, auf jeden Fall ein Erlebnis. Toll sind im unteren Teil die zahlreichen Waldpassagen, dazu gibt es auf beiden Seiten des Tals schöne Berge zu sehen und einen Gletscher. Allein eine echte Paßhöhe fehlt, stattdessen gibt es einen Tunnel. Die Abfahrtsseite ist auch schön, da sind wir leider viel zu schnell runter. Episode am Rande: Wegen Bauarbeiten wurde der Verkehr über die alte Straße einspurig umgeleitet, mit Ampel und so. Wir vor den Autos da runter, und dann stand eine Kuhherde auf der Straße. Nicht mal die Biker kamen da ohne weiteres durch. Wir wohl. Bis Wassen hatten wir freie Fahrt und kein Auto hinter uns. Ach ja: insgesamt war der Susten wohl auch der schwerste Paß, auch wenn wir ihn durch Trennung in zwei Teile entschärften.
- Wassen - Andermatt: Siehe oben; landschaftlich ist da alles sehr kahl und unschön, nicht unbedingt zu empfehlen.
- Oberalppaß: Die Seite von Andermatt aus ist nicht sehr spannend: Zuerst mit acht Kehren den Hausberg von Andermatt hoch, danach eine lange Traverse und plötzlich ist man da. Die Landschaft auch hier eher kahl. Die Abfahrtsseite war dagegen schön und auch vom Streckenverlauf her viel abwechslungsreicher.
- Lucmagnier: Den sind wir wohl verkehrtherum gefahren. Die Abfahrtsseite war toll, mit viel Wald, einem Bach und diversen schönen Orten, die Auffahrt dagegen wurde nach gutem Anfang zusehens kahler und auch hier reduzierte sich die Streckenführung auf eine Traverse mit Paßhöhe in einer Galerie und Blick auf einen Stausee. Nicht sehr hübsch. Bei der Abfahrt gibt es auch kleine Parallelstraßen, die gut zu fahren und sehr verkehrsarm sind. Auch hier eine Abfahrtsepisode: Vor uns ein Kadett, bayrisches Kennzeichen. Der fährt im flotten Stil runter und wir hinterher. An einer Baustellenampel geht die Beifahrertür auf: "Boh das waren 80 ey!"
- Lago Maggiore/Luganer See/Comoer See: Zum Relaxen bei schönem Wetter genau das richtige. Auffällig war, daß wir in der Schweiz keine öffentlichen Badestellen fanden, in Italien jedoch war in fast jedem Dorf eine. Störend waren hier allein die abendlichen Mücken.
- Malojapaß: Auch ein sehr schöner Paß, auch wenn er normalerweise (s.o.) stark befahren sein soll. Im letzten Abschnitt windet sich die Straße mit 13 Kehren einen waldigen Steilhang hoch. Eine Abfahrtsseite gibt es hier nicht; direkt an die Paßhöhe schließt sich die Hochebene von St. Moritz an. Diese ist zumindest bis Sils kaum erschlossen und traumhaft schön. St. Moritz ist auch wie ein Traum, ein sehr schlechter Traum allerdings.
- Bernina: Der leichteste Paß unserer Tour, auch wenn man das fehlende Gepäck berücksichtigt. Langgezogen geht es mit Bergen links und vor allem rechts (Diavolezza, Bernina, Piz Palü) hoch und irgendwann ist man oben. Die Abfahrt war sehr gut ausgebaut und daher fast zu schnell (Kehren, die man locker mit 40km/h fahren konnte und so). Die Bahnfahrt danach zurück zur Paßhöhe war ein einmaliges Erlebnis. Die Bahnstrecke verlauft durch ein anderes, viel schöneres Tal und wir beide waren wirklich völlig begeistert.
- Albulapaß: Die Auffahrt war erst sehr heftig, 5 km bei 12%, danach flachte sie ab. Insgesamt auch eher kahl, dafür fast kein Verkehr und eine gnadenlos schöne Abfahrt. Da die Straße klein und eher im schlechten Zustand ist, muß man geradezu langsam fahren und die Landschaft genießen. Toll auch die zahlreichen Viadukte der rhätischen Bahn.
Für speziellere Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.