Einleitung
" Nachdem wir bereits die Lüneburger Heide, den Spreewald, die Ostsee, den Thüringer Wald, den Rhein und die Mosel und weitere reizvolle Landschaften im In- und Ausland bereist haben, bestand seit längerem der Plan, nun auch mal die Dübener Heide zu erkunden.
Unseren Plan setzten wir in der Zeit vom 13.7. bis zum 17.7.2004 in die Tat um.
Die Dübener Heide ist der einzigste Naturpark in Deutschland, der sich selbst, quasi von unten nach oben, organisiert hat. Noch zu DDR-Zeiten hauptsächlich mit dem Ziel gegründet, diese Landschaft vor den herannahenden Kohlebaggern zu schützen. Mit Erfolg, wie sich jeder überzeugen kann!
Bild: http://www.duebener-heide.de/
Unser erster Tag
Wir reisten nun am 13. Juli von Thüringen kommend, in Burgkemnitz an. Burgkemnitz deshalb, da hier meine Familie einen Bungalow besitzt und es in unmittelbarer Nachbarschaft von Gräfenhainichen liegt, am Rande der Dübener Heide.
Wir deckten uns mit allerlei Lebensmitteln ein und bezogen unseren Bungalow.
Der 2. Tag
Dies sollte eine für uns recht anspruchsvolle Tour werden.
Nicht so sehr von der physischen, sondern eher von der psychischen Beanspruchung her. Der Zadlitzbruch war nicht ausgeschildert, und in der Touristeninformation in Pressel konnte uns auch niemand weiter helfen. So irrten wir einige Zeit im Wald umher, bis wir schließlich doch noch, eher zufällig, den Zadlitzbruch entdeckten. Wir hatten keine Orientierung mehr, und erst recht keinen Plan, wo unser Auto steht.
Die Fahrräder am Auto verstaut, so sind wir nach Pressel gefahren, um dann per Fahrrad die Heidelandschaft zu erkunden.
Zunächst gedachten wir in Pressel dem ersten Weltumwanderer, Friedrich-Gustav Kögel, der hier im Jahre 1860 geboren wurde. Innerhalb von zwei Jahren hat er gemeinsam mit Fred Thörner, den Erdball zu Fuß umrundet.
Dies hätten beide sicher nicht geschafft, hätten sie versucht, das "Presseler Heidewald- und Moorgebiet" zu durchqueren.
Wir waren recht glücklich, als wir nun endlich das Moorgebiet Zadlitzbruch fanden und durchfuhren es mit dem Rad.
"Im Presseler Heidewald- und Moorgebiet gibt es mehrere Moore. Sie sind stark durch Austrocknung bedroht. Eine Wiederherstellung zerstörter Moore ist schwierig, weil aus klimatischen Gründen in der Dübener Heide heute keine Moorbildung mehr möglich ist" [1].
"Der Zadlitzbruch ist das mit Abstand schönste Moor der Dübener Heide. Hier findet sich 10.000 Jahre konservierter Zeitgeschichte" [2]. Meterhohe Farne wachsen rechts und links des Weges.
In der Gaststätte "Jagdhaus" legten wir eine Rast ein. Der nette Wirt Herr Oschkinat, klärte uns darüber auf, dass unsere Wanderkarte völlig unbrauchbar ist. Freundlicherweise überließ er uns Seine, zum Neupreis. Er wusste viel über die Region zu erzählen, so auch, dass der Zadlitzbruch begehbar ist, und die Möglichkeit besteht, an geführten Wanderungen mit dem Förster teilzunehmen. Anmeldungen unter: Herrn Oschkinat: 0177 9369162. Diese Möglichkeit gibt es aber auch, über den Presseler Fremdenverkehrsverein.
Mit unserer neuen und auch besseren Karte machten wir uns nun auf, in den Wildenhainer Bruch. Dort erschreckten wir Besucher, die uns für Wildschweine hielten. Wir nahmen irrtümlich einen Trampelpfad durch ein dichtes Farngebüsch. Erst auf dem Rückweg entdeckten wir den richtigen Weg.
Der Wildenhainer Bruch ist das größte Moor in der Dübener Heide. Er kann nicht betreten werden. Von einer Aussichtsplattform, hatten wir einen herrlichen Ausblick auf eine mit Schilf bewachsene Landschaft.
War es Eingebung oder nur purer Zufall, dass wir den Naturlehrpfad nahmen? Am Ende des Weges sahen wir, zu unseren großen Freude, unser Auto stehen.
Nun wollten wir auch noch den Lauchbach sehen. Er ist der schönste Bach in der Dübener Heide und wurde in weiten Abschnitten unberührt gelassen.
Es war nicht einfach in die Nähe zu gelangen, Morast und Unebenheiten machten es uns schwer. Die Mühe lohnte sich, uns bot sich ein Anblick von einer urwüchsigen Flusslandschaft, in der das Wollgras noch blühte.
Zufrieden über diesen wunderbaren Tag, fuhren wir in unseren Bungalow zurück.
Der 3. Tag
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Heute nun fuhren wir von unserem Bungalow aus, mit dem Rad durch die Heide. Nachdem wir den schwierigsten Teil der Strecke überwunden hatten, in Burgkemnitz den richtigen Weg zu finden, lagen wunderbar markierte Waldwege vor uns.
Hinter Burgkemnitz säumte ein herrlicher Mischwald unseren Weg. Am Gesundbrunnen verweilten wir eine kurze Zeit. Mit der Eröffnung der Grube in Gröbern, ist dort das Wasser leider versiegt. Durch die nun beginnende Flutung dieses Tagebaus, hoffen die Burgkemnitzer, dass die Quelle wieder zu sprudeln beginnt.
Von Gröbern bis zum "Hohe Jöst" steigt das Gelände leicht an. Uns begleitendes munteres Vogelgezwitscher machte uns die Mühen etwas leichter.
Hinter dem Feuerwachturm bogen wir in den Fuhrmannsweg nach links ein. Ohne einmal in die Pedale zu treten, rollte nun das Rad hinunter bis zum "Jösigk". Im Kräutergarten bewunderten wir die liebevoll angelegte Anlage. Neben vielen verschiedenen Kräutern, wird hier eine Pflanze gehegt und gepflegt, die ich vergeblich versuche aus meinem Garten zu verbannen, der Löwenzahn.
Weiter geht die Tour am Fuhrmannsgrab vorbei - eine Tafel informiert den Vorbeikommenden darüber, dass hier einmal ein Fuhrmann zu Tode kam - in Richtung Ochsenkopf. Wir durchfuhren einen Nadelwald und hin und wieder kam ein Forstfahrzeug an uns vorbei. Ansonsten hatten wir in der Heide kaum eine Menschenseele getroffen.
Am Ochsenkopf machten wir Rast und kehrten ein. Es ist eine Gaststätte mit einer langen Tradition und jedem aus dieser Gegend bekannt. Der Name der Gaststätte rührt wohl daher, dass der Erbauer dieses Hauses, der viele Jahre in Norddeutschland lebte, seine Giebelbalken nicht wie in der Gegend üblich mit geschnitzten Pferdeköpfen verzierte, sondern wie er es in Norddeutschland gesehen hatte, mit Ochsenköpfen.
Die Schladitztanne war unser nächstes Ziel. Förster Schladitz hat bei der Bekämpfung des Borkenkäfers versehentlich die Schmierseife erfunden. Er mixte ein Gebräu, dass nicht nur erfolgreich die Borkenkäfer bekämpfte, sondern bei dem man auch noch sauber wurde.
Die heutige Tanne ist nicht mehr das Original und eine Fichte. Das Original brach vor 30 Jahren zusammen und war auch eine Fichte.
Am Wegesrand entdeckten wir den Wilhelmsgrubenquell. Ein idyllischer Ort mitten im Wald mit einer kleinen Wasserlache.
Nun eroberten wir den "Hohe Gieck" der mit 192 m oder 193 m, die Angaben schwanken, die höchste Erhebung in der Dübener Heide ist.
Hier oben befindet sich ein riesiger Wasserbehälter mit einem Inhalt von 20.000 m3, der die Aufgabe hat: Trinkwasser -Verbrauchsschwankungen von den Orten Bitterfeld, Dessau und Halle auszugleichen.
Nur der mit Erde bedeckte Wasserbehälter vermittelte uns den Eindruck, dass wir uns auf einem Berg befinden. Der Weg hierauf war nicht sonderlich steil. Uns umschloss der Wald und wir genossen ihn, mitsamt seinem aromatischen Duft.
Zurück nach Burgkemnitz ging es entlang dem Heidekammweg. Wir durchfuhren das hübsche Heidedorf Schköna und besuchten in Gröbern den noch im entstehen befindlichen Gröbener See. Es bot sich uns ein weiter Blick über die riesigen Ausmaße des ehemaligen Tagebaus. Hier befindet sich auch die nächste Sehenswürdigkeit, der Findlingspark. Riesige Steinquader aus nördlichen Ländern, die die Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren hierher brachte.
Gemütlich radelten wir auf einem herrlichen Asphaltweg nach Burgkemnitz. Wir hatten es nicht eilig und beschlossen den Wildpark aufzusuchen. Dort hatte einst der hier in der Gegend ansässige Fürst, sein Wild gehalten. Der Fürst ist schon lange weg, der Name ist geblieben.
So besuchten wir anstelle des Wildparks, das Arboretum. Viele verschiedene einheimische und exotische Bäume, kann man hier auf engstem Raum finden. Wir waren von der Vielzahl der Arten beeindruckt, und gaben auch gern etwas mehr als den erforderlichen Obolus.
Der 4. Tag
Neben den vielen idyllischen Orten im Wald, die wir nur teilweise an den beiden vorhergehenden Tagen besuchen konnten, wollten wir diesen Tag dazu nutzen, um die interessante und historisch bedeutenden Orte, in der Dübener Heide abzufahren. Dies wäre mit dem Rad an einem Tag gar nicht zu schaffen gewesen, so nahmen wir das Auto.
Den ersten Halt machten wir in Kemberg. Markant in diesem Ort ist, der vergleichsweise zu den niedrigen Häusern, recht hoch wirkende Kirchturm. Es ist der Kirchturm der "St. Marien" Kirche zu Kemberg. Erbaut wurde die Kirche 1290 bis 1340. Im Jahre 1994 zerstörte ein Schwelbrand den von Lucas Cranach d.J. geschaffenen Altar fast völlig. Heute sind nur noch ein paar wenig erhaltene Reste zu besichtigen.
Unser nächstes Ziel hieß Tornau. Auf dem Grundstück des Malers und Bildhauers Wolfgang Köppe können die Skulpturen bewundert werden, die Künstler aus verschiedenen Ländern, ausschließlich mit der Kettensäge geschaffen haben. Auch wir waren sehr von den phantasievollen Gebilden beeindruckt.
Bad Düben durchfuhren wir und machten den nächsten Stopp in Wellaune, ein kleiner Ort nahe bei Bad Düben. Hier vor dem Kohlhaasen-Krug begann die Tragödie von Hans-Michael Kohlhaase um 1532, die der Dichter Heinrich von Kleist niederschrieb. Von der Burg des Junkers Wenzel zu Tronka ist nichts mehr zu sehen, die hatte Kohlhaase ja auch niedergebrannt. In der Gaststätte werden Kolhaasen-Gerichte angeboten und eine schöne Wandmalerei, erinnert ebenfalls an diese tragische Gestalt.
In Mockrehna kann eine Axt im Kirchturm besichtigt werden. Diese soll der Zimmermann Pumphut nach einem Streit im Wirtshaus hinauf geworfen haben. Nach einem kurzen Fotostopp ging es weiter nach Audenhain. Dem längsten Dorf in Deutschland. Es ist 7.600 Meter lang und hat 88 Brücken, die den "Schwarzen Graben" überspannen. Am Ortsausgang besichtigten wir eine Paltrockwindmühle aus dem Jahre 1751. Der Müller gab sich sehr viel Mühe, uns in die Geheimnisse der Mehlherstellung einzuweihen.
Der Menschen zuliebe beschlossenen wir, lieber nicht in das Mühlenhandwerk zu wechseln und fuhren weiter nach Torgau. Torgau, eine Renaissancestadt an der Elbe mit sehr gut erhaltenem Stadtkern. Torgau ist auch jener Ort, an dem sich Ende April 1945 Russen und Amerikaner trafen - auf einer Brücke, die seit zwei Jahren nicht mehr steht.
In Torgau wird zur Zeit eine weithin beachtete Ausstellung "Glaube und Macht", im sehr schön restaurierten Schloss gezeigt. Leider hatten wir nicht genügend Zeit, um uns diese umfangreiche Ausstellung anzusehen, und so genossen wir den schönen warmen Tag, in einem kleinen Cafe in der hübsch restaurierten Altstadt.
Auf der B 182 ging es dann weiter nach Dommitzsch. Hier hielten wir wegen des Gänsebrunnens. "So wurden in Dommitzsch noch bis 1950 in fast jedem bäuerlichen Haushalt Gänse gehalten. Frühmorgens trieb eine Gänsemagd oder ein Gänsehirte alle Gänse auf den Gänseanger, wo die Tiere bis zum Abend verblieben. Diese Geschichte ist der Hauptfigur des Brunnens gewidmet" [3].
In Priesitz steht an der Elbe eine noch sehr gut erhaltene Schifferkirche aus dem 13. Jahrhundert. Diese wird gegenwärtig restauriert und kann nicht besichtigt werden.
Im Nachbarort, in Pretzsch, besuchten wir das Geburtshaus von Clara Wieck. Eine Gedenktafel erinnert an die Familie dieser bedeutenden Frau des 19. Jahrhunderts, die mit Robert Schumann verheiratet war.
Bad Schmiedeberg durchfuhren wir. Uns kam es so vor, als gäbe es hier nur Einbahnstraßen.
Den Tag beendeten wir am Bergwitzsee. Ein sehr schöner, bereits gefluteter ehemaliger Tagebau. Es gibt verschiedene Möglichkeiten Wassersport zu betreiben.
In der Campinggasstätte werden einfache, aber schmackhafte Gerichte zu günstigen Preisen serviert. Leider ist das Parken ein Problem. Man muss sich mit der Campingplatzverwaltung gut stellen, dann kann man vielleicht auf dem Campingplatz parken.
Zurück im Bungalow bereiteten wir uns auf die Heimfahrt vor.
Auch wenn wir längst nicht alles in diesem Gebiet gesehen haben, so sind wir über das Gesehene und Erlebte freudig überrascht, und wir werden sicherlich wieder einmal in der Dübener Heide, schöne Routen entdecken.
Quellen
[1] http://www.presseler-heide.de/PHM2/html/seite12.html ? .
[2] http://www.presseler-heide.de/PHM2/html/seite121.html ? .