Einleitung
Mit Himmelfahrt bzw. für die Schweizer Auffahrt gibt es so eine Situation, wo man vier Tage frei hat und nur einen Tag Ferien dafür nimmt. Diesmal sollte es nach Kroatien gehen. Ich wollte mit dem Zug fahren. Ideal wäre ein Nachtzug, der von Zürich bis nach Belgrad (Београд) fährt und dabei auch durch Zagreb (Agram) kommt. Leider hat es nicht geklappt, für diesen Zug einen Fahrradplatz zu bekommen und ich habe mich spontan von der Fahrkartenverkäuferin überreden lassen, doch einfach den Tageszug zu nehmen.
Tag 1: Anreise nach Zagreb (Agram)
Es ist eine lange Fahrt und so war ich praktisch den ganzen Tag unterwegs und es waren von den vier Tagen nur noch drei übrig. Und natürlich noch ein Abend in Zagreb. Die Zugfahrt hatte auch einen Reiz, bot sie doch Gelegenheit, die ganze Strecke mal bei Tageslicht zu sehen und einige nette Kontakte mit anderen Reisenden zu haben, auf die ich hier wie üblich nicht weiter eingehen werde.
Ich hatte eine Übernachtung organisiert und das war zufällig ganz in der Nähe des Bahnhofs. Da ich für den nächsten Tag eine recht lange Etappe geplant hatte, war es mir wichtig, genug zu schlafen und so hielt sich in Grenzen, was ich noch anschauen konnte.
Tag 2: Zagreb (Agram) - Rijeka (Fiume)
An diesem Tag wollte ich bis Rijeka (Fiume) fahren. Das sind 185 km, aber Kroatien ist sehr bergig. So musste ich einigermaßen zügig loskommen und unterwegs auch die Pausen selten genug und kurz genug machen, damit es klappt. Besichtigungen auf diesem Abschnitt fielen auch aus, aber da ich die Strecke schon einmal mit doppelt so viel Zeit gefahren war, war das nicht so schlimm. Wenn man noch etwas mehr Zeit hat, lohnt es sich wahrscheinlich, den Nationalpark in Delnice anzuschauen.
Die Strecke ist auf jeden Fall auch schön, wenn man nur fährt. Es ging erst auf einer großen Straße mit vielen Ampeln aus der Stadt heraus. Rechts und links waren Straßenbahngleise, so dass man schauen musste, ob man rechts oder links davon fährt. Am Stadtrand hörte die Straßenbahn auf oder folgte einem anderen Weg und die Straße wurde sechsspurig und kreuzungsfrei. Irgendwann kam eine Abfahrt, bei der die Nationalstraße (N 1) von dieser sechsspurigen Straße abzweigte und dann zunächst nördlich parallel zu ihr verlief und die sechsspurige Straße ging in die A 1 über. Typisch für Kroatien sind Nationalstraßen sehr schmal und enthalten viele Steigungen.
Zunächst kam ein relativ dicht besiedeltes Gebiet und da war auch noch relativ viel Verkehr. Mit der Entfernung von Zagreb wurde das bald etwas weniger. Nach etwa 55 km kam dann Karlovac. Danach hätte die N 1 nach Split an der dalmatischen Küste geführt und ich nahm die N 3, die teilweise sehr nahe an der Grenze zu Slowenien verläuft. Dies ist eine sehr schöne Strecke, landschaftlich kommt man in das dinarische Gebirge, das sich etwa von der Adelsburger Pforte (Pforte von Postojna) am Südrand der Alpen in Slowien an der Adriaküste nach Süden zieht. Man überquert interessanterweise auf dieser Route zwei Pässe, die beide etwa 900 Meter hoch sind. Dazwischen ist rund um den Ort Delnice ein tiefergelegenes Gebiet zu durchqueren.
Nach dem zweiten Pass kommt dann schon die Abfahrt nach Rijeka. Es geht mit Serpentinen steil bergab, manchmal von sehr heftigen Winden begleitet. Unterbrochen von flacheren Abschnitten muss man bis fast auf Meereshöhe abfallen und ist dann im Zentrum von Rijeka. Da hatte ich eine Übernachtung vorher organisiert.
Tag 3: Rijeka (Fiume) - Poreč (Parenz)
Nun sollte es nach Istrien gehen. Istrien ist sicher neben Dalmatien eine der Tourismushochburgen Kroatiens. Zum Glück war ich etwas vor der Hauptsaison da. Es war schon sommerlich warm, aber noch nicht so überlaufen.
Von Rijeka kommend folgt die Nationalstraße der Küste und die Orte erinnern an typische Küstenorte in Urlaubsgebieten in Italien, insbesondere Opatija (deutsch: St. Jakobi, italienisch: Abbazia). Da Kroatien ähnlich wie Norwegen überwiegend Gebirge in Küstennähe hat, folgte dann bald ein Abschnitt, wo man in wechselnder Höhe hoch über dem Wasser fährt und auch schon einmal ein Stück ins Landesinnere gelangt.
Bei Brestova steigt die Straße so weit an, dass man je nach Wetter eine schöne Aussicht auf die Kvarner-Bucht mit den vielen Inseln hat. Ich folgte danach einer fjordähnlichen Flussmündung nach Vozilići ins Landesinnere. Danach kam ein Abschnitt, der etwas höher gelegen und recht hügelig abseits der Küste verlief. Kurz nach Labin (italienisch: Albona, deutsch: Tüberg) war ein schmaler Bergkamm zu überqueren und neben einem Wasserfall kam ich dann in ein Tal. Das führte etwa bis nach Raša (italienisch: Arsia), das etwas oberhalb der Mündung des gleichnamigen Flusses liegt, die wieder eine fjordähnliche bildet. Hier blieb ich aber auf der Straße im Landesinnern, und nach einer flachen Strecke in einem breiten Tal mit dem Fluss kam dann ein steiler Anstieg mit Serpentinen auf den letzten größeren Höhenzug von Istrien, bevor dieses nach Süden hin etwas flacher wird.
Empfehlenswert ist es, hier bis Pula (deutsch & italienisch: Pola) weiterzufahren. Auch Rovinj (italienisch: Rovigno, istrisch: Ruvèigno, deutsch: Ruwein) soll sehr lohnend sein, dazu habe ich aber noch keine eigene Erfahrung. Meine Route sollte mich noch an diesem Tag nach Poreč (italienisch: Parenzo, deutsch: Parenz) bringen. So nahm ich irgendwann eine Straße, die noch ein Stück nördlich von Pula in die Nähe der Westküste führte. Das Wetter war sehr schön und es war wirklich ein schöner Spätnachmittag.
Noch bei Tageslicht kam ich an den Limski-Kanal (auch Limfjord genannt). Dies ist eine Bucht, die abgesehen von der mediterranen Vegation einem kleinen Fjord in Norwegen ähnelt, auch wenn die Entstehungsgeschichte völlig anders ist. Es war schön, dort entlang zu fahren und die Aussicht auf diesen "Fjord" zu genießen. In der Nähe der Küste kam ich dann gegen Abend nach Poreč, wo ich übernachten konnte.
Tag 4: Poreč (Parenz) - Triest (Trieste)
Poreč ist eine sehr sehenswerte Stadt. Die Altstadt stammt teilweise noch aus der Römerzeit und man findet dort die tolle Euphrasius-Basilika. Ich hatte Glück, dass gerade der Tag im Jahr war, wo der Eintritt gratis war. Und doch gehe ich hier nicht weiter auf diese Sehenswürdigkeiten ein, da darüber im Web genug fundierte Information zu finden ist.
Ich durfte mich nicht übertrieben lange aufhalten und machte mich wieder auf den Weg. Abends sollte mein Zug in Triest (italienisch Trieste, kroatisch & Slowenisch: Trst) fahren. Nördlich von Poreč kam kurz vor Novigrad (italienisch: Cittanova, deutsch: Neuenburg) die Mündung der Mirna, die rechts von der Straße einen schönen See bildete.
Am Nachmittag kam ich an die Grenze zu Slowenien. Ich folgte diesmal durch Slownien weitgehend einer Veloroute, die auf der aufgegebenen Schmalspurbahn von Triest nach Istrien verlief. Sie war also überwiegend flach und enthielt ein paar Tunnel. Einige nicht asphaltierte Abschnitte ließen sich leicht umfahren. Besonders schön war es, an der Küste entlang zu fahren, die in Slowenien teilweise recht flach ist, aber doch von einigen Bergen unterbrochen wird, die bis nahe ans Wasser reichen. Slowenien hat ja nur ein sehr kurzes Stück Küste, weil Italien mit Triest einen schmalen Küstenstreifen hat, so dass zwischen Triest und Kroatien nur ein sehr kurzer Abschnitt von Slowenien liegt. Ein großer Teil der slowenischen Küste ist noch durch den Hafen von Koper in Anspruch genommen. Und diesen Ort Koper wollte ich jetzt auch durchqueren.
Die Nationalstraße brachte mich bis in die Nähe der Grenze zu Italien. Dort endet sie auf einem Rastplatz, der vermutlich einmal in Zeiten vor Schengen die Grenzstation war. Etwas versteckt verlässt die italienische Nationalstraße diesen wieder. Wenn man es nicht weiß, würde man nicht glauben, dass das wirklich die richtige Straße ist. Mit einigen Tunneln kommt man dann recht großzügig nach Triest herein und quert einen Höhenzug, der vom Landesinnern zur Küste führt, etwas weiter im Landesinnern. Danach ist es nur noch eine Kleinigkeit, den Bahnhof zu finden. Zum Glück war ich etwas zu früh da, deshalb konnte ich noch die Stadt anschauen.
Triest ist sehr interessant, weil diese Stadt Einflüsse verschiedener Länder in sich vereint. So kann man Spuren der Zeit, als sie zu Österreich-Ungarn gehörte finden, das ja selbst in Vielvölkerstaat war.
Mein Zug fuhr irgendwann ab und es war auf den ersten Kilometern eine der schönsten Bahnfahrten, die ich erlebt habe. Die Strecke verlief etwas erhöht über dem Meer. Unterbrochen von ein paar Tunneln hatte ich Blick auf das Mittelmeer und den Sonnenuntergang.
Irgendwann war es dunkel und die Strecke bog nach Norden ab, um über die italienische Hälfte der Doppelstadt Görz (Gorizia/Gorica) nach Udine zu gelangen. Dort konnte ich aussteigen und hatte noch ein bisschen Zeit, um einen Blick in die Stadt zu werfen. Dann fuhr mein Nachtzug nach München. Interessanterweise war einer der Kondukteure ein Geologe, der diesen Job ein paar Tage in der Woche machte, weil es ihm Spaß und Abwechslung brachte. Die anderen Tage war er wirklich als Geologe tätig.
Tag 5: Rückreise
Morgens in München war die Rückreise schon zum großen Teil hinter mir. Ein Eurocity brachte mich zurück in die Schweiz und ein normaler Arbeitstag begann dann...
Links
- Andere Reiseberichte aus Kroatien
- Andere Reiseberichte Slowenien
- Andere Reiseberichte Italien
- Wikipedia: Kroatien
- Wikipedia: Slowenien
- Wikipedia: Italien
- Von der Donau zum Kosovo: Kroatiens doppeltes Gesicht (alte URL, home) [Christoph Gocke 2008]
- Radreise-Wiki zu Kroatien