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Von der Memel bis nach Usedom

Eine Tandemtour in den Frühling

Karl Brodowsky, gefahren 2008-04-12 bis 2008-04-30, geschrieben 2008

Einleitung

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Im Jahr 2008 ergab es sich, daß ich Frühjahr eine Fahrradtour mit Ulrich machen konnte, bei der wir das Tandem verwenden wollten. So etwas hatte ich 2005 schon mit Bernhard gemacht. Auch mit Ulrich wollte ich durch die nordöstlichen Teile von Mitteleuropa von Litauen nach Deutschland fahren. Dabei kamen wir durch Ostpreußen, ein heute polnisches, russisches und litauisches Gebiet, in dem meine und damit auch Ulrichs Vorfahren einmal gelebt haben, als es zu Deutschland gehörte. Mehr dazu habe ich in dem Bericht für 2003 geschrieben.

Anreise

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Wir fuhren mit dem CityNightLine nach Kiel und von dort mit einer Fähre nach Memel (Klaipeda). Diese Fähre war eher eine Frachtfähre. Sie hatte fast die Größe der Stenafähren, die von Kiel nach Göteborg verkehren, aber es waren nur etwa 100 Fahrgäste auf dem Schiff, die meisten waren Lastwagenchauffeure, die auf diesem Weg die langwierige Fahrt durch Polen umgehen wollten. Ein bißchen verloren kamen wir uns schon vor, als wir im Ostuferhafen auftauchten, wo man sich normalerweise gar nicht aufhalten darf. Aber bis zu dem kleinen Büro der Reederei, wo wir gut zwei Stunden vor dem Ablegen unsere telefonisch vorbestellten Fahrkarten einlösen sollten, kamen wir schon noch. Dort mußten wir auch noch warten, bis es so weit war, denn natürlich durfte niemand einfach zum Schiff fahren. Zu Fuß sowieso nicht, für Fußgänger gab es einen kleinen Bus, wie auf vielen Flughäfen. Wir durften dann hinter diesem Bus fahren, damit wir uns im weiträumigen Hafengelände nicht verirren. Zu Erinnerung, wir waren in einem kleinen Teil des kleinen Hafens von Kiel, nicht in Rotterdam, Antwerpen, Genua, Singapur, Hongkong oder Schanghai.

Auf dem Schiff bekamen wir dann eine Kabine mit zwei Reisenden aus Litauen und Weißrußland, die glaube ich beide Autohändler waren. Wir hatten nun viel Zeit, uns das Schiff anzusehen und auch noch gut zu schlafen, denn die Fahrt dauerte fast 24 Stunden. Ein bißchen Essen konnten wir auch noch bekommen. Das letzte Stück der Fahrt war schön, denn da konnte man erst die kurische Nehrung und nachher die weiträumigen Hafenanlagen von Memel sehen. Nach dem Verlassen des Schiffes trafen wir noch Zöllner oder Grenzwächer oder so etwas. Die wollten unsere Namen wissen, um das mit der Passagierliste abzugleichen, damit kein Fahrgast in der Ostsee verloren gegangen ist. Ich wollte den Paß zeigen, aber den wollten sie auf keinen Fall sehen, da Litauen ja zum Schengenraum gehört.

Tag 1: 2008-04-12 (2)

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Wir mußten einen weiten Bogen nach Südwesten machen, dann konnten wir parallel zur Küste noch ein langes Stück nach Nordosten fahren bis zur Innenstadt von Memel (Klaipeda), wo Ännchen von Tharau und einige alte Gebäude zu bewundern waren, aber es war nur ein kleiner Teil einer ansonsten weitgehend neuen Stadt mit breiten Straßen und vielen Wohnblöcken.

Die Ausfahrt aus Memem war eher unspektakulär, wir fuhren ein Stück nach Osten und kamen auf die Umgehungsstraße, die dann in die N 141 überging. Wir hatten jetzt die Wahl, auf der A 1 oder auf der N 141 zu fahren, aber die zweite Möglichkeit versprach die interessantere Strecke zu sein und hatte sich drei Jahre vorher mit Bernhard auch gut bewährt. Die ersten 20 km war die Straße vierspurig mit breitem Mittelstreifen, so wie man sich amerikanische Straßen vorstellt, dann wurde sie eine normale zweispurige Straße mit immer weniger Verkehr. Meistens war es eine Allee.

Heydekrug (Šilutė) umfuhren wir auf der Umgehungsstraße, da es jetzt mit dem Besuch von Memels (Klaipeda) Innenstadt doch schon etwas spät geworden war. Wir kamen bald nach Mädewald (Usėnaii), wo Bernhard und ich 2005 übernachtet hatten. Da war aber diesmal niemand da und als wir die Telefonnummer anriefen, die da stand, wurde der Anruf abgelehnt. So interessiert an Kundschaft wir voriges Mal waren sie dann wohl doch nicht. Etwas später kam dann eine Umleitung, aber wir dachten, daß wir da schon durchkommen und außerdem fanden wir da auch bald ein Hotel. Das war allerdings voll, aber sie boten uns an, auf dem angeschlossenen Zeltplatz zu übernachten. Das war sogar gratis, aber dafür bezahlten wir dann das Duschen recht gründlich. Ein bißchen kalt war es auch zu zweit in dem großen Zelt, aber das ging ganz gut. Immer wieder sahen wir, daß die Bäume schon Knospen hatten. Aber es sollten sich noch keine Blätter zeigen.

Tag 2: 2008-04-13 (3)

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Man sagte uns, daß die Sperrung wirklich unüberwindlich sei und so fuhren wir wieder ein paar Kilometer zurück. Die Umleitungsstrecke war leider nur eine Sandstraße. In Litauen sind ja die Nationalstraßen sehr großzügig ausgebaut, aber kleinere Haupt- und Nebenstraßen oft nicht asphaltiert. Wie in Norwegen und Schweden auch. Der Vorteil dieser Route war, daß wir direkt gegenüber von Tilsit (Советск), wo der berühmte Schweizer "Tilsiter" Käse erfunden wurde, am Memelufer (Nemunas / Неман) entlangfuhren und so einen guten Blick auf die heute russische Stadt mit ihren Hafenanlagen und Gebäuden werfen konnten. Es war fast zum Greifen nahe. Bald kam die Memelbrücke und deren nördliche Zufahrt brachte uns zurück zur N141, wo wir noch einmal aus der Ferne von oben die Silouhette von Tilsit (Советск) sehen konnten.

Am späten nachmittag kamen wir durch einen Gegend, wo die Alleebäume abgesägt wurden. In ein paar Jahren wird es diese Allee nicht mehr geben. Rechts hatten wir jetzt teilweise ein Feuchtgebiet oder Auen der Memel (Nemunas), zum Teil gab es auch noch kleinere Straßen mit Dörfern zwischen uns und dem Fluß. Am frühen Abend kamen wir nach Georgenburg (Jurbarkas), wo wir uns eine Übernachtung suchten, weil es mir an diesem Tag nicht so gut ging. Wir fanden erst ein "Zimmer frei", das aber nicht mehr frei war, dann ein Hotel, daß noch den Charme der unrühmlichen sowjetischen Besatzungszeit ausstrahlte. Ein bißchen schwierig war es noch, die Leute zu überreden, daß wir das Fahrrad irgendwo gesichert abstellen können, aber das klappte dann doch. Gut geschlafen haben wir auch. Nur sollte man lieber nicht zu genau fragen, wie es so mit den Fluchtwegen bei Feuer ausgesehen hätte. Naja, es hat in der Nacht zum Glück nicht gebrannt und wir haben sogar sehr gut geschlafen und hatten am Abend noch etwas Zeit, uns die Stadt anzusehen.

Tag 3: 2008-04-14 (4)

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An diesem Donnerstag sollte es etwas Regenwetter geben. Wir überquerten die Memelbrücke und fuhren irgendwie nach Süden, jetzt durch ein Gebiet, daß im Gegensatz zum Memelland auf eine längere überwiegend litauische Vergangenheit zurückblickte, was man am Baustil der Bauernhäuser und Kirchen erkennen konnte. Am Nachmittag kamen wir auf die A 7, die die Verlängerung der ehemaligen N 1 von Aachen über Königsberg (Калининград) nach Wirballen (Virbalis) in Litauen bildet. Unsere Vorfahren konnten sich auf der anderen Seite bis kurz vor der Grenze bei Wirballen (Virbalis) einigermaßen frei bewegen, aber diese Grenze nicht so leicht überschreiten, heute konnten wir uns auf der anderen Seite bewegen, aber bräuchten für das russische nördliche Ostpreußen ein Visum. Aber wir fuhren weiter nach Osten, um einen der zwei Grenzübergänge zwischen Litauen und Polen anzupeilen, auf den uns die Via Baltica (A 5) führte.

Auf der Via Baltica war der Lastwagenanteil am Verkehrsaufkommen bei etwa 2/3, es fuhren also ungefähr 400 Lastwagen pro Stunde für beide Richtungen zusammen. Meistens waren es ziemlich neue Volvo- und Scania-Gespanne, die in Litauen registriert warern. Hier hatte man mit EU-Geld sehr früh die großzügige A 5 gebaut (zum Glück ohne Fahrradverbote) und die Bahnstrecke geht entweder durch einen zoll- und visatechnisch komplizierten Transit durch Weißrußland oder über eine ganz kleine kurvige Nebenstrecke, die mit vielen Umwegen Litauen und Polen direkt verbindet. Das Projekt einer neuen, direkten, schnellen Bahnstrecke von Warschau nach Reval (Talinn) wird endlos verschleppt. In jedem Fall gibt es aber einen Wechsel der Spurweite. So wurde der Güterverkehr zwischen den Baltischen Ländern und dem Rest der EU forciert auf die Straße verlagert.

Kurz vor der Grenze fanden wir ein Motel, das sehr neu und sehr gemütlich war und uns die Möglichkeit bot, eine letzte Nacht in Litauen zu verbringen und dort auch ein gutes Abendessen zu erhalten. Die Umgebung war sicher weniger einladend für genauere Besichtigung, aber wir waren dazu auch schon zu müde.

Tag 4: 2008-04-15 (5)

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Wir fuhren am nächsten Morgen gleich über die Grenze, die diesmal wegen des Schengen-Abkommens keine Grenzkontrollen mehr hatte. Bis Suwalken (Suwałki) fuhren wir auf der Via Baltica weiter. Auf der polnischen Seite war sie viel kurviger und hügeliger im Verlauf, aber dafür mit breiten Randstreifen ausgestattet. In Suwalken (Suwałki) waren wir froh, von dem vielen Verkehr wegzukommen und wir fuhren auf einer kleinen Nationalstraße nach Treuburg (Olecko). Noch 2003 wurde diese Straße ungefähr ab der ehemaligen Grenze eine Allee, aber die Zeiten sind wohl bald vorbei, denn die Alleebäume wurden hier komplett gefällt, wie das auch in Litauen auf manchen Streckenabschnitten schon zu sehen war.

In Treuburg konnten wir im See schwimmen gehen. Ulrich war es noch zu kalt, aber ich probierte es. Naja, sehr warm war das Wasser wohl noch nicht, aber es ging für einen kurzen Augenblick. In der Stadt konnten wir noch die Häuser finden, wo unsere Vorfahren gewohnt haben, soweit sie noch dort standen. Und wir sahen uns noch ein bißchen die Stadt an.

Auch die Straße von Treuburg nach Lötzen (Giżycko) hatte ihre Alleebäume inzwischen verloren. Die Landschaft war natürlich immer noch schön, wir kamen an vielen Wäldern uns Seen vorbei. Abends fanden wir eine sehr schöne Übernachtungsmöglichkeit kurz vor Lötzen.

Tag 5: 2008-04-16 (6)

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Am Samstag schauten wir uns morgens Lötzen und vor allem die Burg an. Dann fuhren wir nach Westen aus der Stadt heraus. Die Fortsetzung der Straße nach Rastenburg (Kętrzyn) war noch eine wunderschöne Allee mit ganz altem Baumbestand, aber wir bogen nach Süden ab und kamen über eine sehr schöne Strecke in der Nähe von Seeufern schließlich nach Nikolaiken (Mikołajki), auch eine schöne Stadt, nebenbei gesagt. Wir fuhren jetzt nach Süden weiter und kamen durch bewaldetere Gegenden, wo wir natürlich von den vielen Seen nur noch wenig sehen konnten. In einen Dorf sprach uns ein alter Mann auf Deutsch an und er sprach noch den alten ostpreußischen Dialekt. Wir konnten ihn natürlich sehr gut verstehen, aber sprechen können wir diesen Dialekt nicht mehr.

Die N 58, auf die wir jetzt kamen, hatte Warnschilder, daß ein Abschnitt gesperrt sei und weiträumige Umleitungen dazu, die uns nicht wirklich paßten, weil wir uns auf diese schöne waldreiche Strecke so gefreut hatten. Wir ließen es darauf ankommen und fuhren trotzdem weiter. Immerhin wurde die Straße immer ruhiger und es gab kaum noch Autoverkehr. Diese Gegend war auch recht hügelig. Die Sperrung war wegen einer Brücke, die abgerissen und neu gebaut wurde. Wir kamen da aber durch, wir mußten nur das Tandem über eine kleine Steinsperre heben und dann die Behelfsbrücke, die es für die Bauarbeiter gab, benutzen und schon hatten wir es geschafft.

Am Abend kamen wir nach Ortelsburg (Szczytno), wo wir übernachteten.

Tag 6: 2008-04-17 (7)

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Unsere Fahrt führte uns jetzt nach Neidenburg (Nidzica), der südlichsten Stadt des früheren Ostpreußens. Unsere weitere Fahrt führte jetzt nach Westen durch eine Gebiet, das schon nach dem ersten Weltkrieg polnisch geworden war. Man merkte, daß hier einige Gebäude aus den 20er und 30er Jahren standen, die in einem Baustil gebaut waren, der für das damalige Polen typisch gewesen sein mag, aber es gab immer noch überwiegend alte Backsteinhäuser, wie sie vor dem ersten Weltkrieg in dieser Gegend gebaut worden waren. Die Dörfer hatten in dieser Gegend oft einen sehr breiten freien Bereich in der Mitte, wo früher und meistens auch heute noch eine Weide oder Wiese oder so etwas war, während die Straße auf beiden Seiten vorbeiführte. Manchmal war auch ein kleiner, langgestreckter See in der Mitte des Dorfes. Die Gegend war hier etwas flacher und wieder mehr durch Landwirtschaft geprägt, so daß man weiter in die Ferne schauen konnte.

Am Abend kamen wir wieder in bewaldetere Regionen und die Straße wurde sehr kurvig. Wir kamen nach Deutsch Eylau (Iława). Die Stadt liegt sehr schön am Geserichsee (Jezioro Jeziorak). Wir hatten etwas Mühe, eine passende Übernachtung zu finden, aber am Ende fanden wir doch eine Herberge, sogar mit Blick auf den See.

Tag 7: 2008-04-18 (1)

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Am Sonntag ging es wieder weiter nach Nordwesten. Wir kamen durch Rosenberg (Susz), Riesenburg (Prabuty) und Stuhm (Sztum). Es gab wieder einen See, wo wir diesmal beide baden gingen. In Marienburg (Malbork) kamen wir am frühen Nachmittag an. Weil ich 2005 dort schon übernachtet hatte, wußte ich noch, wo das Hotel war. Wieder kostete es etwas extra, die Fahrräder nachts einschließen zu lassen, aber der Gesamtpreis war schon in Ordnung. Für noch etwas mehr Aufpreis konnten wir sogar unsere Wäsche waschen lassen. Aber wir beeilten uns sehr, denn wir wollten uns die Marienburg natürlich noch ansehen. Das ist die größte Burg in Mitteleuropa und mindestens eine der größten in Europa. Sie wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichtet. 1309 verlegte der Deutsche Ritterorden seinen Sitz von Venedig auf die Marienburg.

Obwohl Montag war und man nicht alles anschauen konnte, hatten wir doch noch die Möglichkeit, die Burganlage und einige der interessanten Gebäude in der Burg von innen anzusehen und auch auf den Turm zu steigen, von dem man viele weit entfernt liegende Orte noch sehen konnte. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt!

Tag 8: 2008-04-19 (2)

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Nachdem wir bisher praktisch die ganze Zeit sehr ruhige Straßen gehabt haben, ist auf der N 22 von Marienburg nach Dirschau (Tczew) sehr viel Verkehr. Es sieht so aus als wäre hier in den späten 30er oder frühen 40er Jahren statt einer Verlängerung der Reichsautobahn nach Westen erst einmal die Nationalstraße neu trassiert und gut ausgebaut worden, mit einer Betonfahrbahn, aber nicht kreuzungsfrei. Wir kamen zwischen Nogat (Nogat) und Weichsel (Wisła) durch eine Gegend, die sehr an die Nordseeküste erinnert. Die Landschaft war sehr flach, es gab Deiche als Hochwasserschutz und es gab sehr viele Entwässerungsgräben. Man sah viel mehr Weiden als Getreidefelder, aber auch kaum Wälder. So sieht es in den Niederlanden, in Ostfriesland, Nordfriesland und einigen Gegenden der westdänischen Nordseeküste aus, wenn man vom Baustil der Häuser und den Alleen einmal absieht. Wir bogen jedenfalls sobald es ging, wieder auf die alte Straße ab, die sich als Allee durch ein paar Dörfer schlängelte und dann etwas nördlich der neuen Nationalstraße mit einer sehr schönen alten Brücke die Weichsel überquerte.

Von Dirschau (Tczew) fuhren wir weiter nach Westen. Die flache Gegend war jetzt vorbei, der leichte Gegenwind blieb, aber wir mußten erst einmal den leichten Anstieg in das höher gelegene Hügelland und danach natürlich die Hügel bewältigen. Auf einer schöne Allee fuhren wir jetzt immer ungefähr nach Westen. Es gab dann mal Abschnitte, wo die Straße ziemlich durch flacheres Geestgebiet mit vielen Wäldern, führte, typischerweise mit vielen Kiefern, dann wieder hügelige Abschnitte, wo es kurviger wurde. Viel Verkehr hatten wir nur noch in den größeren Orten. In einem dieser Orte, Bütow (Bytów) wollten wir übernachten und wir fanden auch nach etwas Suche ein gutes Quartier.

Tag 9: 2008-04-20 (3)

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An diesem Mittwoch hatten wir wieder gutes Wetter, wie auf der ganzen Fahrt, abgesehen von dem einen Tag in Litauen. Wir kamen jetzt wieder durch hügeligere Gegenden, dann wieder flacherer und fuhren ungefähr nach Südwesten, bis wir irgendwann wieder mehr nach Nordenwesten abbogen und auf kleineren Straßen nach Belgard (Białogard) fuhren, wo wir kurz vor dem Ort ein "Zimmer frei" oder "Agroturist" oder so etwas, was wir jedenfalls verstanden, entdeckten. Da konnten wir wieder in einem gemütlichen Zimmer übernachten.

Tag 10: 2008-04-21 (4)

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Wir fuhren nun weiter nach Nordwesten. Es kam uns geschickt vor, eine gerade Straßenverbindung zu benutzen, statt einen Umweg über die Nationalstraßen zu machen. Aber das war nicht ganz so einfach, denn diese kleine Straße ging bald in Pflasterstein über und das sollte über 20 km so bleiben. Sehr gut konnte man da nicht fahren, aber wir fuhren etwas langsam und irgendwann kamen wir doch wieder auf Asphalt. Sonst hatten wir Pflastersteinstraßen höchsten auf sehr kurzen Abschnitten in manchen Orten, aber auch das eher selten.

Am nachmittag kamen wir in die Nähe der Ostseeküste. Das war eine sehr schöne Strecke. Hier war die Gegend wieder eher flach und es gab viele Feuchtgebiete neben der Straße, die meistens etwas erhöht auf einem Damm lief.

Abend kamen wir nach Swinemünde (Świnoujście) und nahmen eine Fähre über die Swine, einen Mündungsarm der Oder. Leider war die gerade weggefahren, als wir ankamen, und sie fuhr nur einmal pro Stunde. Auf der anderen Seite waren wir schon auf der Insel Usedom. Es war nicht ganz einfach, die richtige Straße nach Ahlbeck zu finden, aber das gelang uns auch. Dort fanden wir wieder eine gute Übernachtungsmöglichkeit. Es war sogar in einer Jugendherberge, obwohl wir nicht Mitglied waren und ich auch wohl nur mit begrenzter Glaubwürdigkeit als Jugendlicher akzeptiert würde. Außerdem war es schon so gegen 22:00, man hätte also schon im Bett liegen müssen. Letztlich vergaßen sie aber, uns die Mitgliedschaft noch zu verkaufen.

Tag 11: 2008-04-22 (5)

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Von Ahlbeck sollte es eine Veloroute nach Westen geben. Die sah gut asphaltiert aus und die heftige Steigung am Anfang schafften wir schon noch. Oben im Wald hörte natürlich die Wegweisung und auch die Asphaltierung bald auf. Aber irgendwie kamen wir doch in der richtigen Richtung weiter und dann gab es bei einem Zeltplatz mit Laden und Badestrand wieder eine richtige Straße. Es war praktisch, daß wir den ganzen Strand praktisch für uns alleine hatten. Letztlich hatten wir aber jetzt genug von den Velorouten und fuhren auf den normalen Straßen weiter. Von Usedom aufs Festland kamen wir bei Wolgast. Dort gibt es inzwischen sogar einen weiter Brücke für die Bahnstrecke, so daß man nicht mehr zu Fuß über die Straßenbrücke von dem Festlandszug auf den Inselzug umsteigen muß und es war sogar schon recht konkret geplant, den Zugverkehr bis Swinemünde (Świnoujście) zu verlängern.

Das Verkehrsaufkommen und der Gegenwind waren jetzt nicht so schlimm, aber doch weit entfernt von allen Wunschvorstellungen, die auf dem größten Teil der Strecke ja doch Realität geworden waren. Vielleicht gab es noch eine gewisse Neigung zu Regen, aber jedenfalls keinen zweiten richtigen Regentag. Die Bäume weigerten sich immer noch, ihre Blätter zu zeigen. Obwohl doch einige Zeit vergangen war und wir etwas nach Süden und viel nach Westen gefahren war, hatten wir das Gefühl, daß es nicht wärmer geworden war. Südlich von Demmin fanden wir eine kleine Straße in der Nähe des Kummerower Sees. Diese Gegend hatte besonders interessante und vielfältige Landschaftsformen aus der Eiszeit auf engem Raum zu bieten, so daß man eine Art "Eiszeitpfad" aus der Straße gemacht hatte.

Am Abend fanden wir in Meesinger einen Zeltplatz mit Badestelle am See. Wir konnten dort übernachten. Leider war niemand von den Angestellten bereit, unsere Bezahlung anzunehmen, das sollte der "Chef" machen, der am nächsten Morgen da sein sollte. Das war er dann doch nicht und auch am nächsten Morgen weigerten sich alle Zeltplatzangestellten, das Geld anzunehmen. Lieber sollten wir gratis gezeltet haben, diesmal sogar einschließlich Duschen gratis, als daß sie die Kompetenz des Geldeinsammelns dem "Chef" streitig machen würden.

Die Nacht war gefühlt noch einiges kälter als in Litauen die erste Nacht.

Tag 12: 2008-04-23 (6)

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Am letzten Tag war Ulrich ein bißchen krank. So beschlossen wir, die Route nur noch bis zum nächsten gut bedienten Bahnhof zu fahren. Güstrow sollte geeignet sein. Über Malchow und Teterow kamen wir dorthin. Jetzt war die Gegend wieder etwas hügelig und es gab immer wieder kleine Wälder und dann wieder Felder. Bei einem Imker, den wir am Straßenrand fanden, kauften wir noch einen schönen Honig. So hatten wir etwas nach Hause mitzubringen, ohne es zu lange im Gepäck zu transportieren.

Rückreise

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Von Güstrow hatten wir eine sehr gute Zugverbindung nach Kiel. Es war eigentlich ein Glücksfall, daß der Zug noch nicht sofort fuhr, denn so hatten wir noch ein bißchen Gelegenheit, diese schöne Stadt anzusehen. Irgendwie hatte die Fahrkarte ursprünglich einen anderen Einstiegsort vorgesehen. Obwohl es keinen Schalter mehr gab, ließ sich doch bei der DB-Hotline telefonisch herausfinden, daß unsere Fahrkarten auch für diese Strecke verwendbar waren. Am späten nachmittag kamen wir nach Kiel. Am Sonntag fuhren wir diesmal mit einem Tageszug zurück nach Schaffhausen. Christina und Heidrun waren solange in Kiel gewesen und kamen auch mit.

Fazit

Es war eine schöne Reise. Hoffentlich klappt das 2011 oder 2012 einmal wieder, so etwas zu machen.

Links

Die ungefähre Route sieht bei google-maps so aus: maps.google.de

In dem Radtourenbericht von 2003 sind alle Links schon drin, die ich zur Zeit zum Thema anbieten kann.