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Radwandern im Herzen der Lüneburger Heide

Katja & Angelika Messerschmidt 2003

Einleitung

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Die Lüneburger Heide zu erkunden, stand schon lange auf unserem Plan. Im Juli 2003 haben wir dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt. Wir, das sind meine Tochter Katja und ich, Angelika.

Im Preis von 208,00 war der Gepäcktransport zu den jeweiligen Unterkünften, Frühstück und diverses Kartenmaterial enthalten. Die Fahrräder brachten wir selbst mit.

In der Zeit vom 14.Juli bis zum 19.Juli waren wir für eine Woche in der Lüneburger Heide unterwegs. Fünf Tagesetappen führten uns von Neuenkirchen über Schneverdingen - Handeloh - Bispingen - Soltau und von da aus zurück nach Neuenkirchen.

1. Tag (Tag der Anreise)

Aus Jena und Göttingen kommend, kamen wir am 14. Juli in Neuenkirchen an.

In einer nahen Kaufhalle haben wir uns erst einmal mit Getränken und einigen Lebensmitteln versorgt. Während der gesamten Tour war es sehr warm und sonnig. Die Temperaturen lagen zwischen 28 ° und 38 ° C und wir waren froh, ständig genügend Getränke und Obst dabei gehabt zu haben.

Am nahen Stichter See haben wir die verbleibende Zeit verbracht. Das Wasser dort ist kniehoch und hatte Badewannentemperatur.

Leider verpassten wir dadurch die Ankunft der Heidschnucken. Wir trösteten uns damit, dass wir sie sicher noch einmal sehen würden. Dies war ein Irrtum - schade!

Beim Bratkartoffelessen ging es uns auch nicht besser. Jeden Montag findet in Neuenkirchen ein geselliges Bratkartoffelessen statt. Auch hier kamen wir zu spät und mussten uns mit einer nur dem Namen nach "Thüringer Bratwurst" begnügen.

2. Tag

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Unsere erste Tour führte uns von Neuenkirchen nach Schneverdingen. Um unsere Kondition zu testen, entschieden wir uns für die kleine Route.

Zwischen den einzelnen Etappen konnten wir uns zwischen einer kurzen (ca. 35 km) und einer langen (ca. 50 km) Tour entscheiden.

Die erste Schwierigkeit für uns bestand darin, aus Neuenkirchen herauszufinden. Die Wegbeschreibung erwies sich, auch im weiteren Verlauf, als nicht ganz korrekt. So waren während der gesamten Tour weder rot-gelbe Zeichen noch blau-weiße Zeichen oder andere Markierungen sichtbar. Nachdem der Anfang gemacht war und wir aus Neuenkirchen dann doch noch herausfanden, konnten wir mit der etwas mangelhaften Beschreibung umgehen und auf die Markierungen verzichten.

Als nächste Schwierigkeit erwies sich immer wieder der sandige Untergrund.

Besonders im Naturschutzgebiet und auf den Feldwegen außerhalb, waren die Wege fast ausnahmslos sandig. Auf den Waldwegen behinderten Kienäpfel und Baumwurzel ein zügiges Vorankommen.

Solch ein Sandweg ist der Feldweg zwischen Schwallingen und Lünzen, auf dem es uns unmöglich war, Fahrrad fahrend voran zu kommen. Trotz Trekkingräder mussten wir oft absteigen und schieben.

Es stellte sich heraus, dass die kleinere Tour, trotz unserer durchschnittlichen Kondition leicht zu schaffen war. Aus diesem Grund entschieden wir uns für die längeren Touren.

3. Tag

Auf der Tour von Schneverdingen nach Handeloh ging es nun hinein in das Naturschutzgebiet. Wir empfanden diese Tour als die schönste aber auch, wegen der vielen sandigen Wege, als die schwierigste Strecke in der Lüneburger Heide.

Kurz vor dem Ortsausgang in Schneverdingen in der Heberer Straße, befindet sich die "Eine-Welt-Kirche". Der Bau dieser Kirche mit ihrem "Eine-Welt-Altar" war ein Vorhaben des Expo-Projektes "Welt-Forum-Wald". In dem dreiflügeligen Altar werden einmal 70.000 Erdarten aus aller Welt, in Form von durchsichtigen Büchern, eingestellt sein. Der Kirchenbau und das Anliegen; die Erde, den Boden als unser kostbarstes Gut in den Mittelpunkt zu stellen, hat uns tief beeindruckt. Auch wir wurden angesprochen, aus Thüringen Erde zu schicken. Natürlich werden wir dieser Bitte gern nachkommen.

Unmittelbar hinter dem Ortsausgang von Schneverdingen, ist das Pietzmoor zu besichtigen. Trotz fehlendem Hinweisschild, ist es leicht zu finden. Es handelt sich dabei um ein 300 Hektar großes Moorgebiet. Hier wurde bis Mitte der 50er Jahre Torf gestochen. Seit dem schließen der künstlichen Abflüsse, regeneriert sich die Landschaft.

Der Spitzbubenweg führt durch ein stellenweise dichtes und furchteinflößendes Waldstück in das Naturschutzgebiet. Der Weg ist schmal, die Bäume und das Unterholz stehen dicht am Wegesrand.

In Niederhaverbeck sollten wir in den Hofrat-Keller-Weg einbiegen, um nach Wilsede zu kommen. Da dieser nicht ausgeschildert war, folgten wir der Beschreibung von uns befragter Wanderer. Der Weg nach Wilsede ist recht steinig und teilweise behinderte loser Sand unsere Radfahrt. Die einmalige Landschaft entschädigte uns für unsere Mühen; weite baumarme Heideflächen, sanfte Hügel und ein ruhig dahinplätscherndes Bächlein. Fast menschenleer und Ruhe ausstrahlend - so konnten wir diese einmalige Landschaft genießen.

Zur Heideblütenzeit im August, ist dieser Anblick sicherlich noch beeindruckender.

Die Heide ist eine uralte Kulturlandschaft, die durch menschliche Bewirtschaftungsformen geschaffen wurde. Durch Verbiss und Beweidung der Wälder entstanden die savannenähnlichen Strukturen. Damit diese Landschaft erhalten bleibt, werden heute hauptsächlich die Heidschnucken zur Heidepflege gehalten.

Nachdem wir dann auf dem sandigen und steinigen Weg die Anhöhe erklommen hatten, führte ein herrlicher Asphaltweg in den Ort Wilsede. Dieser Ort ist nicht mit dem Auto erreichbar. Es leben noch 32 Menschen hier. Im Heidemuseum "Dat ole Hus" kann man einen Eindruck darüber bekommen, wie die Menschen noch vor einhundert Jahren hier lebten.

Nach einer kurzen Rast ging es nach Undeloh und von dort in die Hanstedter Berge. Leider war die gesamte Strecke von Undeloh bis nach Wesel mit dem Rad nicht befahrbar, da auch dieser Waldweg nur aus losem Sand bestand.

So waren wir nach diesen Strapazen froh, dass ein asphaltierter Radweg, entlang der romantischen Heidestraße, von Wesel bis nach Handeloh führte.

4. Tag

Für die Route zwischen Handeloh und Bispingen wurde uns empfohlen, die lange Strecke zwischen Hanstedt-Nindorf-Schätzendorf zu nehmen. Die Häuser dieser Orte seien besonders schön. Wir folgten dieser Empfehlung. Dies Orte waren aber wie überall in der Lüneburger Heide, recht hübsch zurecht gemacht sind. Die Häuser haben eine rote Backstein-Fassade, sind in der Regel zweigeschossig und mit Ziegeln gedeckt.

Die Landschaften außerhalb des Naturschutzgebietes wechseln zwischen Feldern, Wiesen und Waldflächen.

Hinter Undeloh ging es dann auch wieder in das Naturschutzgebiet. Diesmal hieß das Ziel: Wilseder Berg. Hier ging nun mein Film zu Ende und meine Ersatzfilme, wegen eines Fehlkaufes, eigneten sich nicht für meine Kamera. So müssen nun Postkarten eigene Landschaftsaufnahmen vom Wilseder Berg ersetzen.

Der Wilseder Berg ist die höchste Erhebung in der Lüneburger Heide. Nachdem wir unsere Räder hier hoch geschoben haben, bot sich uns ein herrlicher Rundblick über die Heidelandschaft.

Über Wilsede ging es in den Totengrund. Da uns der Kellner vom Wirtshaus in Wilsede eine falsche Auskunft gab, umfuhren wir nicht nur den gesamten Totengrund, sondern auch noch den Steingrund. Das hat sich aber gelohnt!

Bemerkenswert ist, dass dieses Gebiet bereits seit 1906 Naturschutzgebiet ist.

Außerhalb des Naturschutzgebietes, führte dann wieder ein asphaltierter Radweg nach Bispingen.

5. Tag

Von Bispingen nach Soltau ging es zunächst weder auf sandigen Feld- und Waldwegen entlang. Auf später folgenden Asphaltwegen rollten die Fahrräder fast von selbst.

In dieser herrlichen Idylle - einsame Wege, Natur pur - wirken die Truppenübungsplätzen an denen wir vorbei kamen - fremd und störend.

Bei Moide im Wald gibt es einen Bahnübergang, der immer geschlossen ist. Nach Rücksprache mit dem Bahnwärter mittels einer Sprechanlage, wird die Schranke geöffnet. Natürlich nur, wenn kein Zug kommt.

Auf dem Reiterhof bei Witzendorf, haben wir einer Gruppe von jungen Reitern bei ihren Übungen zuschauen können.

6. Tag

Der letzte Tag führte von Soltau zurück nach Neuenkirchen. Wie alle Tage während unserer Tour war es wieder sehr warm und statt in die Pedale zu treten, haben wir in Soltau in der Soltau-Therme die Zeit vertrödelt. So blieb nur noch Zeit für eine kurze und einfache Strecke, über Frielingen nach Neuenkirchen.

Abreise

Mir mussten nun wieder die Heimreise antreten. Auf der Autobahn fiel uns ein, dass wir einige Sachen in unserer letzten Unterkunft vergessen hatten. Familie Baden war so freundlich und schickte uns diese hinterher. Nochmals vielen Dank dafür!

Es war ein erlebnisreicher und erholsamer Urlaub. Die Landschaften im Naturschutzpark sind beeindruckend, einmalig und es wert geschützt zu werden. Die Leute sind angenehm freundlich und hilfsbereit.

Sicherlich werden wir zur Heidenblütenzeit, in einem anderen Jahr, wieder kommen.