Teil 1
Die Strecke von Trondheim nach Oslo fahren manche Radfahrer an an einem Tag das nennt sich dann Styrkeprøven. Wir sind aber mehrere Tage gefahren und haben uns auch eine andere, etwas längere Strecke dafür ausgesucht.
Die Anreise bewältigten wir mit Zug und Schiff. Der Nachtzug CityNightLine ? brachte uns (zusammen mit ein paar kurzen Strecken in anderen Zügen) nach Kiel, die Color Fantasy, ein Schiff der Color Line brachte uns weiter nach Oslo. Ich hatte diesmal die Fahrkarten über das Internet gebucht. Das soll angeblich billiger sein, aber vielleicht bekommt man doch bessere Preise, wenn man mit einer Person verhandelt, die sich in dem Tarifsystem auskennt. Jedenfalls war es ein Supersparpreis, den man sofort bezahlen mußte und der keine Möglichkeit zu Umbuchung und Stornierung bot. Ein bißchen kam dann noch dazu, weil dieser Sparpreis nur ein Fahrzeug beinhaltete, so daß wir noch für die weiteren Fahrräder ein paar hundert EUR dazuzahlen mußten. Außerdem fand man dann noch, daß das Schiff so voll sei und daß wir die Fahrräder vielleicht gar nicht mitnehmen könnten. Wir mußten ein bißchen warten, dann ging es plötzlich doch. Auf dem Schiff konnten wir die Fahrräder an einen Lastwagen anlehnen und sogar mit Gummis daran befestigen.
Von Oslo sollte es weitergehen nach Trondheim. Dafür hatte ich Bahnfahrkarten und die Reservierungen für unsere Fahrräder bestellt. Die mußten wir nur noch abholen. Bis der Zug fuhr, hatten wir noch viele Stunden Zeit und diesmal sahen wir uns ein paar Parks in Oslo an.
Die Zugfahrt war ganz schön, vor allem der Abschnitt über das Dovrefjell. Irgendwann abends um halb zehn kamen wir in Trondheim an. Wir hatten noch ein Stück auf der E 6 entlang der Küste zu fahren und so nach knapp 20 Kilometer kam ein Zeltplatz in Vikhammar. Irgendwie blieb es die ganze Fahrradtour dabei, daß wir eher erst so gegen 23:00 schlafen gingen, manchmal etwas später und erst am Schluß eher etwas früher. Das war aber doch die ganze Zeit ganz gut verträglich damit, daß es erst um diese Zeit dunkel wurde.
Am nächsten Tag folgten wir weiter der Küste und bogen in Malvik ab nach Süden ins Landesinnere. Ab hier ging es erst einmal viel auf und ab, vor allem bergauf. Irgendwann kam dann eine schöne Abfahrt zum Selbusjøen, wo man sogar irgendwo baden konnte. Wir kamen dann auf die N 705, der wir weiter nach Süden folgten. Dort kam sogar ein Zeltplatz, der uns natürlich noch zu früh war, zumal ein weiterer Zeltplatz auf allen Landkarten eingetragen war. Wir fuhren am Fluß Nea durch ein schönes Tal und der Zeltplatz kam einfach nicht, da er nach Auskunft von Bewohnern des Ortes gerade stillgelegt worden sei. Das war eigentlich nicht weiter tragisch, da wir eine sehr schöne Stelle zum Zelten in der Nähe eines kleinen Staudamms fanden. Leider konnte man weder oberhalb noch unterhalb gefahrlos zum Wasser kommen.
Dafür sollten wir dann am nächsten Tag ein gutes Stück weiter flußaufwärts eine sehr schöne Pausenstelle finden, wo wir Mittag kochen konnten und wo es auch gut möglich war, im Fluß zu baden. Am späten Nachmittag kamen wir wieder zu einem See bei Stugudalen, dann sollte ein richtiger kleiner Paß folgen, aber nur mit etwa dreihundert Metern Höhendifferenz zu dem Ort, wo wir schon waren. Fast oben gab es wieder eine sehr schöne Pausenstelle mit einem kleinen See und schöner Aussicht. Dann kam bald die Abfahrt und am Abend kamen wir zum dem See Aursunden. Bis Røros würde es wohl nicht mehr so gut reichen. Aber wir fanden an eine wirklich tolle Stelle, um im Wald direkt an einem kleinen Strand dieses Sees zu übernachten. Dort blieben wir am nächsten Tag noch bis zum Mittag, weil es so schön war und weil Røros nicht mehr weit war.
Wir fuhren in einem Bogen um den See herum nach Brekken und trafen dort auf die N 31, die von Schweden kommend nach Røros führt. Dort waren wir 2002 in der entgegengesetzten Richtung gefahren. Dies war eher eine hochgelegene Gegend, wo die Bäume schon kleiner waren und die Abstände etwas größer. Aber es gab noch viele Birken und wunderbare Bäche dazwischen. Eigentlich ging es eher bergab, aber es kamen doch auch immer wieder kleine Steigungen dazwischen. In Røros ? fuhren wir einen kleinen Umweg, um durch die Stadt zu kommen. Der Zeltplatz lag etwas südlich der Stadt an der N 30.
In Røros machten wir einen Ruhetag, der allerdings nicht so ruhig war, weil wir uns die Olavsgrube ansahen, die knapp 20 Kilometer entfernt auf einem Berg lag. Das ist eine alte Kupfergrube, die im 17. Jahrhundert in Betrieb genommen worden war. Wir hatten eine sehr gute Führung und es wurde uns gut anschaulich gemacht, wie damals die Arbeit in diesen Gruben gewesen sein muß. Da die meisten Teilnehmer aus Deutschland waren, darunter viele Kinder, die nur Deutsch konnten, mußte ich die englische Führung übersetzen.
Die weitere Fahrt sollte in Richtung Åkrestrømmen dem Renatal folgen. Wir hätten genug Zeit, um das in etwa zwei Tagen zu schaffen, aber die Kinder wollten gerne die 130 Kilometer an einem Tag fahren und dadurch einen weiteren Ruhetag gewinnen. So fuhren wir einfach einigermaßen früh los und bis Tysnet verlief die N 30 parallel zum Glåmma, also eher etwas bergab, wenn auch auf norwegische Weise ein paar Steigungen dazwischen sein mußten. Von Tysnet zum Renatal mußten wir über einen kleinen Paß. Eigentlich gab es zwei Möglichkeiten zur Auswahl, aber wir nahmen die N 30. Es waren nur etwas 300 Höhenmeter und schneller als wir dachten, hatten wir das geschafft. In der Nähe der kleinen Paßhöhe hatten wir eine sehr interessante Landschaft. An der Seite gab es sehr hohe Berge, zum Teil auch noch etwas weiter weg. Und direkt neben uns einen kleinen See.
Dann kam eine Abfahrt, die zunächst sehr steil herunter ging. Åkrestrømmen liegt ja viel tiefer als Tysnet. Irgendwann kam auf der linken Straßenseite plötzlich ein riesiger Fluß heraus, der wesentlich mehr Wasser als die Rena oberhalb dieser Stelle brachte. Das liegt daran, daß der Glåmma teilweise durch ein Kraftwerk und einen langen Tunnel in das in diesem Bereich tiefer liegende Renatal geführt wird. Hier war der Ausgang dieses Tunnels. Irgendwann, so etwa nach 120 km, überholte uns ein MTB-Fahrer. Bernhard und ich fuhren gerade nebeneinander und wir meinten, daß wir uns so etwas nicht bieten lassen würden. Es waren ja nur noch 10 km, die würden wir schon noch schaffen, auch wenn wir uns jetzt ein bißchen anstrengten. Bernhard schaffte es tatsächlich, ihn wieder zu überholen. Ich holte ihn ein und fuhr lange neben ihm her, aber zum richtigen Überholen reichte es dann doch nicht mehr ganz. Das war aber ein schöner Spaß. Bald kamen wir nach Åkrestrømmen, wo uns der Besitzer des Zeltplatzes noch kannte, weil wir im Jahr 2006 schon dort waren.
In Åkrestrømmen machten wir einen Ruhetag. Vormittags gingen wir zum Strand des Storsjøen, der direkt neben dem Zeltplatz lag. Am nachmittag durfte ich mit Heidruns MTB eine kleine Runde in die Berge fahren. Das hat sich gelohnt. Erst einmal fuhr ich die N 217, die wir 2006 heruntergefahren waren, ziemlich steil hoch bis in das Hochland. Dort würde es mit kleineren Höhenunterschieden immer wieder etwas hoch und runter bis nach Mora in Schweden gehen, wenn man will. Aber als ich oben war, bog ich in eine Mautstraße nach Süden ab. Das war also eine gebührenpflichtige Lokalstraße, die vom Ausbauzustand einem ganz ordentlichen Waldweg in Deutschland oder der Schweiz ähnelte. Dieser Sandweg würde etwa 80 km durch die Berge gehen, bis er wieder auf eine Asphaltstraße trifft. Es ging überwiegend bergauf und immer noch ein bißchen nach oben, bis ich eine sehr schöne Aussicht in fast alle Richtungen hatte. Eine ganz kleine Anzahl von Abzweigungen gab es und ab und zu auch ein paar einzelne Ferienhäuser. Die Straße folgte dann einem Fluß, der zum Osensee führte. Teilweise sollte es auf der anderen Seite des Flusses einen Parallelweg geben und sogar noch drei Brücken. So bis zu der mittleren Brücke könnte ich es vielleicht schaffen und dann kurz auf der anderen Seite bis zur ersten Brücke zurück. Die mittlere Brücke war bei einem alten Staudamm und schon ein bißchen verfallen. Autos konnten da nicht mehr rüber, aber mit dem Fahrrad ging es noch, wenn man starke Nerven hatte. Bei der ersten Brücke ging es eigentlich wieder zurück, aber ich wollte noch probieren, ob ein etwas schlechterer Weg, der von dort auch in die richtige Richtung führen sollte, vielleicht auch zum Ziel führen könnte. Tatsächlich sah es so aus, als müßte der Weg da am Westufer ein Stück weiterführen und dann hoch in die Berge führen, auf der Karte wie in der Wirklichkeit. Dann kam eine ziemlich heftige Steigung. Der Weg war jetzt wie ein sehr schlechter Waldweg in Mitteleuropa, aber mit dem MTB noch irgendwie so gerade befahrbar. Eine Brücke war eingekracht, aber man hatte daneben eine Furt angelegt. Die war nicht so tief und ich konnte Fahrrad und Schuhe herübertragen. Irgendwann kam ich dann über die Baumgrenze und es gab noch schönere Aussichten als auf dem Hinweg. Die Straße führte größtenteils auf dem Grat entlang. Gelegentlich gab es einmal eine kleine Gruppe von Bergen, die noch etwa 100 m oder so höher waren als das Umfeld. Irgendwann kam ich dann auf eine Mautstraße und die Straße, von der ich gekommen war, war dort als Sackgasse bezeichnet. Ab jetzt ging es überwiegend bergab und bald kam ich wieder auf die Mautstraße, die ich auf dem Hinweg benutzt hatte und dann auf die N 217 und zum Zeltplatz.
Teil 2
Von Åkrestrømmen nach Süden nahmen wir zusammen aber dann doch nicht den Weg über die Berge, sondern die flachere asphaltierte Haupstraße am Ostufer des Sees (Storsjøen) entlang. So flach war sie dann doch nicht, denn es ging dann doch einige Male vielleicht 100 Meter hoch und wieder herunter. In der Nähe des Südendes des Sees fanden wir eine schöne Pausenstelle, wo man sogar noch baden konnte. Witzigerweise wurden dort die abzweigenden Waldwege alle mit einem kleinen Damm neben der Straße verschüttet. Aber wir kamen noch dorthin.
Bald kam das Ende des Sees und hier gab es eine Mautstraße am Westufer des Sees nach Koppang. Wir folgten dem Fluß Rena weiter stromabwärts und bald kamen wir zu einem kleinen Stausee. Dort ging es geradeaus weiter auf der N 215 nach Rena und links auch auf der N 215 nach Osten, in Richtung Trysil. Der Anstieg war relativ gut zu schaffen und am Abend kamen wir in die Gegend des Sees Osen und durch den gleichnamigen Ort. Der Zeltplatz ? , den wir uns aussuchten, lag am See.
Wir machten hier wieder einen Ruhetag. Am Vormittag mieteten wir ein Kanu und paddelten abwechselnd ein bißchen auf dem See herum. Am nachmittag gab es sogar eine Pferdewagenfahrt im Ort. Der Kutscher erzählte, daß er mit ein paar Freunden regelmäßig im Winter mit Pferdeschlitten von Trysil nach Røros fahren würde. Sie übernachteten mit der richtigen Ausrüstung im Schnee. Ich fuhr am nachmittag auch eine kleine Runde mit Heidruns MTB. Ich wollte dorthin, wo ich zwei Tage vorher umgekehrt war. Bis Bekken war es eine Hauptstraße, aber nicht asphaltiert. Erst war sie breit, aber dann ging es über eine Brücke und man hatte das Gefühl auf einem Waldweg zu fahren. Irgendwann wurde es eine Mautstraße, natürlich auch nicht anders als ein ordentlicher Waldweg in Mitteleuropa. Ich fuhr dieses Sträßchen weiter nach Norden, bis nach Tarvdammen, wo ich zwei Tage zuvor bei der etwas verfallenen Brücke den entferntesten Punkt gehabt hatte und wagte eine zweite Überquerung der Brückenreste. Irgendwann kam noch eine Brücke und brachte mich wieder auf das östliche Ufer. Nun fehlte gewissermaßen eine weitere Brücke, denn auf der anderen Seite des Flusses gab es auch eine Mautstraße, aber für die Verbindung mußte man fast 15 km nach Süden fahren, wo die Hauptstraße den Fluß überquert hatte. Plötzlich war ein Tier im Straßengraben, wenige Meter vom mir. Naja, ein Hund, ist man ja gewohnt, überall wo es Menschen gibt. Dafür war es aber zu groß. Vielleicht ein Wolf? Die tun ja Menschen nichts, also kein Grund zur Aufregung. Aber die sind ja auch nichts anderes als große wilde Hunde, wenn man so will. Naja, paßte auch nicht. Es war ein kleiner Elch. Das ging alles blitzschnell und der rannte auch gleich weg. Immer wieder, wenn ich um eine Kurve fuhr, sah ich ihn wieder vor mir weglaufen.
Es lohnt sich halt doch, 20 Jahre immer wieder nach Norwegen und Schweden zu fahren, denn irgendwann sieht man wirklich lebendige Elche. Nach dieser Brücke probierte ich noch ein Stück die Straße auf der anderen Seite des Flusses nach Norden aus. Für eine echte Runde in dieser Richtung reichte die Zeit nicht mehr, aber ein Stück zu fahren war doch lustig. Damit es nicht so langweilig wird, nahm ich auf dem Rückweg irgendwann wieder eine Brücke auf das Ostufer des Flusses. Dort sollte man ja auch fahren können. Der Weg teilte sich, geradeaus kam ich auf eine Bauernhof. Linksrum ging es weiter, hoch runter und so etwas, dann führte der größere Weg auf die andere Seite des Bauernhofs und dann in eine Sackgasse in einer Siedlung. Der kleinere Weg führte hoch und vom Fluß weg. Mit viel Zickzack und sehr kleinen Spuren kam dann irgendwann so ein großer Wendeplatz für Holzlastwagen. Aber ich hatte Glück, denn der Weg ging weiter und es gab nur eine Schranke, an der ich aber vorbeifahren konnte. Zum Teil auf schön hoch gelegenen Wegen mit guter Aussicht und dann wieder mal etwas runter, aber auch durchaus vom Fluß weg fuhr ich so. Ich ließ mich überraschen, ob das irgendwann in die richtige Richtung führen würde, aber ich merkte mir vorsichtshalber den Rückweg. Die eine andere andere Schrnanke gab es ja noch, aber die Spuren vereinigten sich jetzt eher in der Richtung, in der ich fuhr und bald kam ich auf immer größere Wege und auf die zweite, kleinere Hauptstraße, die ein paar Orte weiter am Ostufer des Flusses verlief. So gegen 22:30 war ich wieder beim Zeltplatz.
Der Ehrgeiz unserer Kinder kannte keine Grenzen. Wir wollten ja eigentlich nach Trysil fahren, da übernachten und dann weiter nach Höljes. Eigentlich war Trysil ja ein Fixpunkt und Ruhetagsort vieler Radtouren und wir kannten den dortigen Zeltplatz schon gut. Da aber ausgerechnet in Trysil uns das Wetter oft zufällig für ein oder zwei Tage nicht so gut war, waren andererseits die Erinnerungen an Trysil nicht ganz so gut, wie sie hätten sein sollen. Mit anderen Worten, die Übernachtung in Trysil und der Ruhetag dort waren schon keine Priorität mehr. So wurde erwogen, am Osensee entlang zu fahren. Auf beiden Seiten gab es je eine Hauptstraße, von denen angeblich die eine durchgängig asphaltiert sein sollte. Dann kämen wir auf die N 25 und auf die N 208, was eine beträchtliche Abkürzung in Richtung Höljes darstellen würde. Aber die brauchbarste Antwort über den Zustand dieser Straßen war, daß beide teilweise Sandwege (Grusvei) waren und so wollten wir doch über Trysil, aber eben trotzdem an einem Tag bis Höljes fahren.
Nun war die N 215 nicht mehr mit so vielen Höhenmetern behaftet und führte uns durch eine schöne Gegend mit Blicken in die weite Ferne. Bald kam die Abfahrt und noch ein Stück auf der N 26 von Jordet nach Trysil. Dort fanden wir einen überdachten Ort in den Gängen einer Schule oder so, wo sich sogar noch ein paar Bänke befanden. Etwas Essen ließ sich auch besorgen, sogar am Sonntag. Zufällig regnete es dort wieder einmal, so daß sich unsere Erinnerungen an das Wetter in Trysil auch diesmal noch nicht verbessern konnten. Also wollten wir uns nicht so lange aufhalten. Auf der Umgehungsstraße und über die neue Brücke kamen wir auf der N 26 in Richtung Süden. Die Straße verläuft zunächst auf dem Ostufer der Trysilelva, wie der Klarälven in Norwegen auch genannt wird und wechselte dann irgendwo auf das Westufer. An der Grenze gab es auf der schwedischen Seite einen Laden, der zu 99 % von Kunden aus Norwegen frequentiert wurde. Der lag an dem Höljes-See, wo man irgendwie auch baden konnte. Auf der weiteren Fahrt bekamen wir immer wieder diese See zu sehen und dann entfernte sich die Straße wieder und überquerte zwischen zwei Buchten eine kleine Bergrippe. Irgendwann war der See weg und wir fuhren ein kurzes Stück über eine höher gelegenes Gebiet, bis wir an einen Rastplatz kamen, ab wo die Höjån uns bis kurz vor Höljes, wo sie mit dem vom Stausee kommenden Klarälven zusammenfloß begleitete. In Höljes waren wir schon 1994, 1999 und 2002 auf dem Zeltplatz gewesen.
Diesmal blieben wir zwei Nächte dort. Irgendwie hatten alle außer mir Lust, den ganzen Tag im Ort zu bleiben. So fuhr ich mit Heidruns MTB eine kleine Runde. Die Straße zum Staudamm ist schon lange asphaltiert, aber ab dort gibt es die Wahl, wie man weiterfährt. Entweder kann man den Damm überqueren und letztlich zu dem Rastplatz an der N 62 und der Höljån kommen. Oder man kann dem östlichen Ufer des Stausees folgen. Dabei geht die Straße als "Grusväg" weiter, also wie bei uns ein nicht asphaltierter Waldweg. Erst einmal steigt sie ziemlich hoch an und man sieht den ganzen See von oben, bevor man nach einer schönen Abfahrt wieder in die Nähe des Wassers kommt. Nach etlichen Kilometern trifft der Fluß Havsvallan aus dem Osten auf den See, wo es wegen des Tals auch eine Bucht gibt, ähnlich den Buchten bei Flußtälern auf dem von uns am Tag zuvor befahrenen Westufer. Laut Landkarte gab es eine Brücke über diese Bucht, aber in Wirklichkeit war das schon nur noch über den Fluß, um etwas weiter nach Norden zu kommen, aber für eine Seeumrundung muß man doch im dann bald folgenden norwegisch-schwedischen Grenzgebiet eine etwas größere Runde fahren, da der Weg nicht die ganze Zeit am Ufer weiterführt, sondern sowieso nach Osten abbiegt oder in Sackgassen übergeht. Mit etwa 150 Metern ohne Weg sollte es vielleicht gehen über die Grenze und um den See zu fahren, ohne daß das über 100 Kilometer werden. Aber ich wollte schon langsam wieder zurück und blieb auf dem Südufer der Havsvallan bis die zweite Brücke kam. Da konnte ich dem Weg weiter folgen und er bog nach Süden ab. Es folgte ein steiler Anstieg von etwa fünf Kilometern. Ordentlich steil, aber noch zu fahren. Dann kam ich über eine Art Hochebene, wo es ein Moor und einen Fluß gab, der die Straße etwa im rechten Winkel kreuzte. Irgendwann fing eine rasante Abfahrt an und danach war ich schon wieder fast in Höljes. Ein paar Male richtig abzubiegen war noch hilfreich, aber auch die anderen Möglichkeiten hätten teilweise mit etwas kleinen Umwegen ans Ziel führen können. Es gibt über den Klarälven natürlich nicht so viele Brücken, eine in Höljes und eine ein paar Kilometer südlich und nochmal eine Querungsmöglichkeit in Gestalt des Staudamms.
Von Höljes nach Norwegen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann auf Nationalstraßen über Stöllet und Torsby fahren oder wie wir 2002 kurz vor Sysslebäck nach Westen abbiegen und über die Hochebene doch noch über Torsby fahren. Wir bogen bei Sysslebäck ab. Die Hochebene mußte erstmal erreicht werden, aber die 200 Höhenmeter waren für uns doch zu schaffen, hoffe ich jedenfalls. Oben gibt es eine schöne Pausenstelle an dem Letten-See. Das ist ein Stausee, der Dämme in verschiedene Richtungen hat und der den Abfluß zum Kraftwerk irgendwo mitten im See, nicht direkt am Ufer hat. Von dort konnten wir wirklich einigermaßen auf der Höhe bleiben, mit den üblichen kleinen Steigungen und Abfahrten. Statt uns nach Süden nach Torsby zu wenden fuhren wir aber weiter nach Westen ins norwegische Flisa. Unterwegs fanden wir noch eine schöne Pausenstelle, wo wir eine Ameisenstraße entdeckten, die schon richtig norwegisch nahe der Oberfläche in einem Graben verlief und immer wieder durch kleine Tunnels führte. Der Zeltplatz in Flisa ? lag direkt am Glåmma. Eigentlich war das ganz schön. Dieser Zeltplatz war aus einem alten Bauernhof entstanden, wie es aussah. Wir überlegten uns, dort für zwei Nächte zu bleiben. Dort mündete ein Fluß in den Glåmma, dem wir etwa ab der Hochebene immer wieder mal für ein Stück gefolgt waren,
Aber es sollte doch lieber der nächste Zeltplatz werden, der auch trotz der größeren Nähe zu Oslo noch schön sein sollte. Von Flisa kann man nicht gut direkt nach Westen fahren, außer man fährt gerne auf Sandwegen. So konnten wir uns aber doch aussuchen, auf welcher Seite des Glåmma wir fahren würden. Wie 2002 wählten wir die N 210 auf dem Westufer, die weniger Verkehr haben soll. Eine lange Brücke und dann doch noch eine erstaunlich lange Fahrt in Richtung Westen brachten uns auf diese Straße. Das Wetter war heute so ein bißchen warm, fast heiß, aber mit hoher Luftfeuchtigkeit. Zum Glück entwickelte sich das nicht zu Regen oder Gewitter. Wir kamen an lustigen Orten vorbei, zum Beispiel Eierholen und Gotland. In Kongsvinger kauften wir uns ein schönes Essen und fuhren danach gleich weiter, diesmal auf der Südseite des Glåmma, aber wieder auf den Straßen, die weniger Verkehr zu haben versprachen, was auch eindeutig zutraf.
Auf demselben Zeltplatz in Oppakermoen waren wir ja 2002 schon gewesen. Ein bißchen mußten wir aufpassen, daß wir die richtige Überquerung des Glåmma erwischen. Das war hier der Staudamm eines Laufkraftwerks. Der Zeltplatz liegt ja ganz nah an diesem Staudamm, aber die Straße will einen erstmal ein paar Kilometer nach Norden bis zur N 2 führen, dann auf dieser etwas nach Westen und dann auf Sandwegen zum Zeltplatz. Mit ein paar hundert Metern Sandweg sollten wir uns diesen Umweg sparen können, und Sandweg hätten wir sowieso für 1-2 Kilometer, auch auf dem normalen Weg. Also fuhren wir einfach die Sackgasse parallel zum Fluß ein Stück stromabwärts. Dann wurde es wirklich ein schlechter Weg und man mußte schieben. Aber wir schafften es mit dem Tandem und dem Anhänger. Danach ging es ein Stück über den Strand und schon wieder durch den Wald und über einen zweiten Strand. Auch das schafften wir, wo der Sand in der Nähe des Flusses etwas feuchter war, ging es besser. Dann war da schon der Zeltplatz. Natürlich war bei diesem Hintereingang nicht die Rezeption, die mußten wir noch suchen. Dort meinte der freundliche Herr zu uns, daß wir selbstverständlich nicht bei ihm bleiben könnten, außer als Jahresmieter. Aber der richtige Zeltplatz war direkt nebenan, nochmal ein paar Meter über den Strand. Da blieben wir dann zwei Nächte.
An dem Ruhetag blieben wir noch eine Weile an dem Strand. Außerdem konnte man ganz gut einen kleinen Spaziergang zu dem Staudamm machen, der durch eine kleines Freilichtmuseum führte. Am Abend fuhr ich noch um einen See (schon wieder Storsjøen) nordöstlich des Zeltplatzes herum.
Für den Weg nach Oslo wollten wir wieder zumindest das erste Stück die etwas ruhigeren dreistelligen Nationalstraßen nehmen. Die sollten ja auch flacher sein, da sie in der Nähe des Flusses verliefen aber das war natürlich nicht der Fall. Ab Frogner sollte wir eigentlich die E 6 nehmen, oder doch die alte E 6, die deren Funktion für Radfahrer noch beibehalten hat. Unser Plan war eigentlich, über Lillestrøm zu fahren, so wie der Zug auch fährt. Mit viel merkwürdigem Zickzack und über ganz kleine Sträßchen gelangten wir schließlich nach Lillestrøm. Da wir zufällig bei einem Polizeigebäude vorbeikamen, fragten wir die Leute dort gleich einmal nach dem legalen Weg nach Oslo. Der Polizist sah uns wegen unseres doch so absurden Vorschlags, diese gut 20 km mit dem Fahrrad fahren zu wollen, ganz komisch an. "Da fährt man mit dem Auto." Mit dem Fahrrad sei er noch nie dort gefahren. Wenn wir schon kein Auto hätten, sollten wir die Fahrräder doch im Zug mitnehmen. Er hatte keine direkte Ahnung, wie man diese gigantische Strecke ohne Ordnungswidrigkeiten bewältigen könnte und sei selbstverständlich noch nie dort gefahren. Allerdings versprach er uns, das einmal zu tun. Und er schlug uns dann auch einen Weg vor. Wie sich herausstellte, führte dieser Weg dann auch für ein kurzes Stück über die Autobahn, die wir jetzt offenbar mit Zustimmung der Polizei befuhren. Dann kamen wir auf eine verwirrende Parallelstraße südlich der Autobahn, auf der alle 100-200 Meter ein Kreisel war, an dem Wegweiser zu völlig belanglosen und für die Orientierung absolut nutzlosen und irrelevanten Orten standen. So mußte man mehr oder weniger raten oder Autofahrer anhalten und fragen, wo die E 6 nach Oslo weitergeht.
Kurz vor dem Stadtrand von Oslo klärten sich die Verhältnisse etwas. Hier gibt es neben der E 6 noch zwei kreuzungsfreie Parallelstraßen. Die N 4 liegt etwas weiter nördlich, aber die N 163 zweigte von der alten E 6 mit ihren tausend Kreiseln direkt ab und führte uns dann bis in die Stadt hinein. Erst viele Abfahrten weiter kam die Stelle, wo wir diese Straße verlassen mußten. Die zweite Abfahrt zum Ring 3 (N 150) führte in Richtung Südosten. Im Gegensatz zur N 163 hatte dieser Ring 3 richtig viel Verkehr und auch eher sechs als vier Spuren. Anders als sonst waren hier die Fahrradverbotsschilder umgekehrt aufgestellt, das heißt, daß man die nächsten paar Abfahrten nicht benutzen durfte, aber auf dem Ring weiterfahren war kein Problem und so kamen wir fast bis zum Zeltplatz Ekeberg Camping. Der große Berg zwischen der Innenstadt und dem Zeltplatz war von dieser Seite nur noch ein marginaler restlicher Höhenunterschied.
Um uns Oslo anzusehen, kauften wir uns eine 24-Stundenkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel und die Museen. Dann versuchten wir, eine optimale Planung hinzubekommen, um erstmal das Naturkundemuseum und dann noch Bygdøy mit den Wikingerschiffen und dem Freilichtmuseum zu sehen. Diesmal nahmen wir die Straßenbahn, die etwas unterhalb des Zeltplatzes mit einem schönen Fußweg zu erreichen war und nachher natürlich auch U-Bahn, Schiff und Bus, wie es halt am besten zusammen paßte. Das Naturkundemuseum hat sich gelohnt, das war wirklich gut. Die Wikingerschiffe und das Freilichtmuseum auch, aber die hatten wir ja schon bei fast jedem früheren Besuch in Oslo kennengelernt.
Am Tag unserer Abreise beeilten wir uns, die Zelte möglichst schnell abzubauen. Mit dem noch gültigen Rest der 24 Stunden wollten wir uns noch die Akershus-Festung ansehen, bevor das Schiff so um die Mittagszeit gefahren wäre. Das half aber nichts, denn dort war alles zu und wir konnten sie uns nur von außen ansehen, was natürlich auch interessant war.
Die Schifffahrt ging diesmal schon von Anfang an noch etwas problemloser als auf dem Hinweg und war ja auch ganz lustig. Mit ein paar Tages- und Nachtzügen fuhren wir wieder in die Schweiz. Bernhard übernahm in Zürich das Tandem und den Anhänger und ich übernahm sein Fahrrad, um am Ende dieses Arbeitstages damit nach Hause zu kommen.
Aus Gründen der Vollständigkeit habe ich es schon seit einigen Jahren als sinnvoll angesehen, noch eine kleine Tabelle anzufügen. Da kommt das Nordkap aber auch nicht vor.