Teil 1
Meine erste Fahrradtour habe ich 30 Jahre vor dieser Radtour im Sommer 1979 gemacht.
Meine erste Fahrradtour in Skandinavien (wenn man damit Schweden und Norwegen meint) habe ich 25 Jahre vor dieser Radtour 1984 gemacht. Wenn man Dänemark einbezieht, wäre es 1981, also 28 Jahre davor.
Meine erste Radtour in Skandinavien mit Kindern haben ich 15 Jahre davor, also 1994 gemacht. Davor gab es noch drei kleinere "Übungsradtouren" mit den Kindern an Wochenenden, aber das war auch 1994, gefährdet also die Jubiläumseigenschaften dieser Radtour nicht.
Meine erste Tandemtour habe ich 10 Jahre davor, also 1999 gemacht.
Die hundertste Radtour ist es aber noch nicht ganz. Die ging ein paar Wochen später durch die Vogesen von Épinal nach Schaffhausen. Trotzdem kann man von einer Jubiläumsradtour sprechen, wegen der 15, 25 und 30 Jahre.
Was diese Fahrradtour mit der Sahara und dem tropischen Regenwald zu tun hat, werden wir wohl erst später sehen.
Auf unserer Reise vom Sommer 2000 waren wir hauptsächlich durch Schweden gefahren und zwar von Rovaniemi in Finnland losgefahren, irgendwo nördlich des Polarkreises nach Schweden gekommen und dann ziemlich weit nach Süden gefahren. Sowas ähnliches wollten wir jetzt in Norwegen machen. In Schweden gab es damals neben der E 4, die eher in der Nähe der Küste verläuft, die N 45 (heute E 45), die durch das Landesinnere führt und viel weniger Verkehr aufweist. Dort sind wir damals gefahren. In Norwegen gibt es auch die E 6, die ich 1987 gefahren bin und die weniger befahrene N 17, die aber in diesem Fall sogar noch näher an der Küste liegt als die E 6. Norwegen ist ja so schmal, aber trotzdem kann man von der N 17 aus die E 6 nicht sehen.
Die Teilnehmer dieser Fahrradtour waren fünf Personen. Bernhard war zu dieser Zeit schon mit der Schule fertig und konnte nicht gleichzeitig mit uns Ferien haben.
Ich habe mir erlaubt, von unseren gut 2000 Fotos einen kleinen Teil hier einzubinden. Wie immer ist eine verkleinerte Version des Fotos direkt zu sehen und diese Foto dient als Link für die größere Version.
Die Anreise haben wir mit Zug und Schiff hinbekommen. Mit einem CityNightLine ? -Nachtzug und ein paar Eilzügen (wie auch immer die dieses Jahr genannt werden) kamen wir bis Kiel und dort mit dem Fahrrad zur Fähre nach Oslo. Die Color Magic oder Color Fantasie der Color Line brachte uns nach Oslo. Dort konnten wir im Bahnhof die vorbestellten Fahrkarten einsammeln und hatten noch ein paar Stunden Zeit, um die Festung Akershus anzusehen. Das Wetter war an diesem Tag auch eher einladend für Aktivitäten innerhalb von Gebäuden. Im Tageszug nach Trondheim stellte sich dann heraus, daß man uns wohl ein bißchen zu wenige Fahrkarten ausgedruckt hatte, aber die Situation ließ sich noch rekonstruieren und das Personal des Nachtzugs nach Bodø wurde auch informiert. Da hatten wir jeweils zu zweit (und Ulrich allein) ein Schlafwagenabteil. Morgens kamen wir einigermaßen ausgeschlafen in Bodø an, wo wir uns noch mit essentiellen Ausrüstungsgegenständen wie norwegischen Prepaid-SIM-Karten, Lebensmitteln, Landkarten und einem Wasservorrat eindecken konnten.
Von Bodø kann man nur auf der N 80 in Richtung Fauske fahren. Die war für ein ziemlich langes Stück vierspurig ausgebaut und hatte danach dann auch noch recht viel Verkehr. Aber so ungefähr nach 20 Kilometern bog dann unsere N 17 nach Süden ab und dann war es auch schon bald viel ruhiger. Das sollte in den nächsten Wochen so bleiben, nur in der Nähe der Orte war das Verkehrsaufkommen jeweils etwas höher.
Wir kamen durch eine Gegend, die keineswegs flach war, aber richtig hohe Pässe hatten wir auch nicht, eher so eine Art von Norweger-flach, also immer wieder kleine Steigungen. Eine davon war die Auffahrt zu der recht hohen und steilen Brücke über den Saltstraumen, von dem man sagt, daß er der stärkste Gezeitenstrom der Welt seit. Häufig wird dieser auch als Malstrom bezeichnet. Dummerweise war aber gerade eine Zeit mit sehr geringer Strömung, so daß wir nichts davon sehen konnten. Die Vegetation war typisch für Nordnorwegen, es gab überall Birken, aber die wurden nicht sehr groß. Abends fanden wir einen schönen Zeltplatz ? , der schön in der Nähe eines Fjordes gelegen war, so daß wir nördlich des Polarkreises im Meer baden konnten.
Unsere zweite Etappe führte uns zunächst nach Ørnes. Normalerweise würde man von hier einen Fjord östlich umfahren, aber zufällig fuhr genau zu der Zeit eine Fähre auf die andere Seite, die nur 2-3 Male am Tag fährt und die Kinder wollten lieber diese verwenden, weil der Weg so etwas kürzer wurde. Zwei Radfahrerinnen aus Belgien, die wir auf dieser Fähre trafen, sollten uns in der nächsten Zeit noch einige Male begegnen. Norwegen ist in dieser Gegend nicht sehr breit und alle sind auf denselben Straßen unterwegs. Auf der anderen Seite fuhren wir steil hoch, umrundeten dann einen kleineren Fjord östlich und überquerten die Berge, um zu einem dritten Fjord zu kommen, wo wir wieder auf die N 17 stießen und am Abend einen Zeltplatz in Furøy fanden, der am Ende einer kleinen Stichstraße auf einer Halbinsel lag. Wir waren jetzt ungefähr 180 km südlich von Bodø.
Ich fuhr am nächsten Tag alleine die fährenfreie Umfahrung des Fjords zurück nach Ørnes. Diese Strecke war noch etwas schöner, weil man eine lange Zeit einen Blick auf eine Gletscherzunge des Svartisen-Gletschers hatte, der hier fast bis zum Fjord herunterreicht. Es kam der fast 8 Kilometer Svartisentunnel, in dem mir nur sehr wenige Autos begegneten, weil in dieser Gegend das Verkehrsaufkommen auf der N 17 sehr gering ist. Auf der anderen Seite war dann ein schöner See, aber das schöne sonnige Wetter war vorbei. Es kamen dann noch ein paar kürzere Tunnel von wenigen Kilometern Länge und irgendwann war ich wieder bei schönem Wetter in Ørnes, wo zufällig wieder gerade eine Fähre fuhr, so daß ich eine Runde mit dem Weg vom vorigen Tag schließen konnte.
Es war auch interessant, am nächsten Tag dort zu bleiben und die sehr schöne direkte Umgebung des Zeltplatzes zu erkunden. Es gab dort einen recht schönen Fußweg von ein paar Kilometern über felsiges und hügeliges Gelände zur Spitze der Halbinsel gab. Der Zeltplatz hatte eine sehr schöne Badestelle. Das Wasser war sehr kalt, aber nördliche vom Polarkreis zu baden mußte einfach trotzdem sein. Am Abend nach meiner Rückkehr konnten wir den Spaziergang zur Spitze der Halbinsel noch einmal zusammen machen. Allein die Aussicht von den höhergelegenen Punkten war schon toll.
Wir beeilten uns am nächsten Tag mit dem Zeltabbau, um eine passende Fähre von Furøy nach Agskardet zu erwischen. Wir fanden irgendwann eine sehr schöne Pausenstelle an einem See, wo wir einen Geburtstagskuchen mit Wunderkerzen essen konnten und die Chance hatten, auch einmal nördlich des Polarkreises in einem See zu baden. Das Wetter war sehr sonnig und nicht zu heiß und wir hatten immer wieder eine schöne Aussicht auf das Meer mit den vielen Inseln, Halbinseln und Fjorden, wobei unsere Straße natürlich auch immer wieder ordentliche Steigungen und Abfahrten hatte. Die nächste Fähre von Jektvik nach Kilboghamn sollte alle paar Stunden fahren. Als wir ankamen, fuhr sie gerade los und wir kamen noch gerade mit. Dabei hätte es noch eine Stunde dauern sollen, aber es war an diesem Tag wegen des Sommers noch die eine oder andere zusätzliche Fahrt vorgesehen, so daß wir früher als erwartet übergesetzt wurden. Diese Fährfahrt war sehr lang, wir waren ungefähr eine Stunde unterwegs und fuhren parallel zur Küste, bis wieder ein Stück Straße vor uns war. Während dieser Fahrt überquerten wir den Polarkreis, was natürlich auch entsprechend zelebriert wurde. Der obligatorische große Globus als Drahtgestell konnte natürlich nicht am Straßenrand stehen und auch nicht mitten im Wasser, aber man hatte ihn doch am Ufer aufgestellt und so groß gemacht, daß wir ihn vom Schiff aus gut erkennen konnten. Das Wetter war natürlich auch sehr gut, wie fast immer auf dieser Radtour und wie sonst fast nie in dieser Gegend.
Nur wurde es danach auf der anderen Seite schon schwierig, etwas zu essen zu kaufen, weil nach der Fährfahrt einfach für eine sehr lange Strecke keine Orte mit Läden mehr kamen. Zum Glück hatten wir immer einen ziemlich großen Vorrat dabei. Wir fuhren für eine lange Strecke an einem Fjord entlang. In der Ferne sah man immer wieder einen kegelförmigen Berg, der die Insel Lovund bildete und dessen Spitze von Wolken umhüllt war. Das sah aus wie ein Vulkan und diese Insel weit draußen im Meer sollten wir noch ein paar Tage lang immer wieder sehen.
Der nächste Fjord hieß Sørfjorden und mußte von uns wieder östlich umfahren werden, ungefähr 30 km auf jedem Ufer. In Stockvåg machten wir abends eine Rast bei einem Museum. Viele Wohnmobilfahrer waren da und empfahlen uns, auf dem Museumsgelände einfach das Zelt aufzubauen, die Waschräume des Museums zu benutzen und morgens zu verschwinden, bevor die Mitarbeiter kommen, ungefähr so, wie sie es selber taten. Aber wir wollten uns lieber eine naturnahe Stelle ohne Zeltverbot suchen und außerdem auch noch ein Stück weiter fahren. Es bestand ja noch eine vage Hoffnung, ein Lebensmittelgeschäft zu finden, aber die Hoffnung blieb vage und es war gut, daß wir genug Vorräte dabei hatten. Auf der Südseite des Fjords hatten wir viele Seitenarme des Fjords und dazwischen immer wieder Tunnels. Irgendwo fanden wir einen passenden Waldweg, wo wir weit genug weg von der Straße unsere Zelte schön aufbauen konnten.
Am nächsten Morgen regnete es. Eigentlich war es das erste Mal auf dieser Radtour, wenn man von dem Regen, den nur ich nach dem 8 km-Tunnel hatte, absieht, dabei hatte man uns so gewarnt vor dieser Route und insbesondere vor deren Befahrung von Norden nach Süden. Aber kurz nachdem wir wieder auf der Nationalstraße waren, kam ein Tunnel von ein paar Kilometern Länge, der uns vor dem Regen schützte. Auf der anderen Seite war das Wetter wieder schön, dabei bewegten wir uns ja immer noch die ganze Zeit an demselben Fjord. In der Nähe der Spitze wurde die Gegend etwa flacher, wie wir es schon oft beobachtet hatten, und es gab ein wenig Landwirtschaft, die diese Fläche nutzte. Wir umrundeten den Fjord weiter, aber nach links hätte man nach Mo i Rana und auf dem Blå Vägen (norwegisch Blå Veien) bis nach Umeå an der Ostsee fahren können. Es gibt noch genug Routen, die sich beim nächsten Besuch in dieser Gegend lohnen könnten. Für uns ging es jetzt bald bergauf, es kam noch ein kleiner Tunnel und dann waren wir bis über 300 m an der Fjordkante hochgeklettert. So weit nördlich werden auf dieser Höhe die Bäume schon sehr dünn. Wir hatten eine herrliche Aussicht über den Fjord und auf das andere Ufer mit den hohen Bergen, die noch Reste von Schnee an schattigen Stellen erkennen ließen. Irgendwie ging es jetzt immer leicht bergab und wir fuhren an einer flacheren Küste entlang, wo es ein bißchen Wattenmeer gab und auch flache Inseln und Halbinseln, die der Küste vorgelagert waren.
Leider machte das Tandem immer beim Treten komische Geräusche, die wir inzwischen auf das hintere Tretlager schieben konnten. Als wir am Nachmittag in Nesna ankamen, wollten wir etwas einkaufen und dann waren wir froh, daß es in diesem Ort ein Fahrradgeschäft gab. Die könnten ja während dem Einkauf das Tretlager reparieren. Leider war das so ein Laden, der Sportartikel, Fahrräder und Angelausrüstung verkauft und die Leute dort kannten sich nicht wirklich mit Fahrrädern aus. Ziemlich verzweifelt schauten sie sich das Tretlager an und meinten, sie müßten Teile bestellen und das würde mindestens eine Woche dauern. Alleine das Aufschrauben des Tretlagers gelang erst, nachdem ich ein paar Tips gegeben hatte, wie man das vielleicht machen könnte. Die Hauptaufgabe war ja dort, Angeln und Sportsachen zu verkaufen und nebenbei ab und zu mal eine kleine Fahrradreparatur zu machen. Es war ja wirklich im Eimer. Nun war auch noch Freitag, also die Chance, woanders die Reparatur zu bekommen, etwas reduziert. Aber ich konnte doch herausfinden, daß es in Mo i Rana einen sehr guten Fahrradhändler geben sollte und daß man ein paar Male am Tag mit einem Linienbus dorthin fahren könnte. So gingen wir jedenfalls erst einmal auf den Zeltplatz ? .
Am Samstag ging ich also sehr früh zu der Bushaltestelle. Ich konnte das kaputte Tandem mitnehmen, aber ich mußte noch schnell Werkzeug holen, um den hinteren Lenker zu verdrehen, sonst paßte es nicht rein. In Mo i Rana gab es sogar drei Fahrradwerkstätten. Bei der ersten war der Chef gerade im Urlaub und ein riesiger Rückstand an kaputten Fahrrädern aufzuarbeiten, so daß mir seine Kollegin einen anderen Laden empfahl. Bei dem war der Urlaub gerade ab dem nächsten Tag geplant und das wurde dann auch nichts mehr. Der dritte mußte das Teil bestellen, in 1-2 Wochen wäre er so weit... Also ging ich wieder zum ersten, stellte der netten Verkäuferin das Tandem in die Werkstatt mit der Bitte an ihren Chef, das dann doch trotz des großen Rückstands prioritär zu bearbeiten.
Alle außer mir konnten mit einer Fähre nach Vikholmen. Das ist eine der vielen kleinen Inseln in der Nähe von Nesna.
Da das eine Fahrradtour und keine Bustour werden sollte und wohl auch nicht so passende Busse fuhren, mietete ich mir einfach für ein paar Tage ein Fahrrad bei der Touristeninformation und fuhr damit zurück nach Nesna. Die Strecke verlief erst am Nordrana, dem Arm des Ranafjords, der in Mo i_Rana endet, nicht ohne ein paar Mal eine Halbinsel mit ordentlichen Steigungen abzuschneiden. Dann kam die Wasserscheide und der Fjord, den wir am Vortag umrundet hatten und die schöne, aber bergige Strecke am Südufer bis Nesna. Ich war rechtzeitig da, so daß wir noch eine kleine Schiffsfahrt machen konnten, die um 17:00 losging. Es gab Katamarane, die nach Lovund fahren sollten. Sicher nicht billig, aber vielleicht mal interessant. Lovund sollte die größte Vogelinsel in der Gegend sein. Um die Piepmätze wirklich zu sehen, hätte man aber wohl dort übernachten müssen, das wäre noch eine Idee für einen anderen Besuch. Dafür bekamen wir viel zu sehen, denn wir kamen noch bei zwei weiteren Inselgruppen vorbei, die noch weiter außerhalb und schon weit weg von der Küste lagen, die eine auch noch nördlich vom Polarkreis.
Am Sonntag machten wir einen echten Ruhetag und gingen nur etwas spazieren. Ich war zufällig noch ein bißchen krank, aber das war nach ein paar Stunden wieder gut.
Teil 2
Am Montag wollte ich zumindest ein bißchen Einfluß auf die Priorisierung meines Fahrrads nehmen. Um möglichst früh da zu sein, nahm ich das gemietete Fahrrad im Bus mit und tatsächlich konnte ich den Chef der Werkstatt dazu überreden, bis zum Nachmittag das Tretlager zu tauschen. Er hatte die geeigneten Teile. Bis es soweit war, konnte ich mit dem gemieteten Fahrrad noch eine Runde fahren. Die Grønligrotte war gemäß Touristeninformation viel zu weit weg und nur mit dem Auto zu erreichen, aber das war mir jetzt egal. Es waren wohl gut 20 km, aber natürlich dazu noch ein paar Höhenmeter. Ich wußte, wann es dort Führungen gab und machte mich auf den Weg. Etwa 10 km auf der E 6 nach Norden, dann bog eine kleine Straße nach Westen ab, wo man zur Grønligrotte und zum Svartisen kommen konnte. Irgendwann wurde das ein Sandweg, der neben einem recht wasserreichen Fluß bergauf führte. Der letzte Kilometer war dann richtig steil, aber ich war zu einer guten Zeit da und konnte eine Führung machen. Diese Höhlen sind immer eindrucksvoll, so etwas, woran man sich noch nach 20 Jahren erinnert, auch wenn es sich vielleicht einer textuellen Beschreibung entzieht. Die schönste Höhle war vielleicht eine Tropfsteinhöhle in China gewesen, wo man sich wie in Moria aus Lord of the Rings gefühlt hat, mit einer Brücke über den unterirdischen Fluß. Aber auch hier gab es eindrucksvolle Hallen, große Höhenunterschiede in der Höhle und schöne Tropfsteinfiguren.
Um auch noch bis zum Svartisengletscher zu fahren, reichte die Zeit jetzt nicht mehr wirklich. Man müßte da am Fluß entlang noch etwa 10 km hochfahren, dann mit einem Boot über einen See und dann auch noch ein Stück zu Fuß gehen. Da wäre der Zugang in der Nähe des Svartisentunnels viel einfacher gewesen, aber da hatte ich den Gletscher ja schon aus der Ferne sehr gut sehen können. Ich fuhr also wieder zurück, probierte noch aus, wie gut man in dem Fluß baden kann und hatte in Mo i Rana noch etwas Zeit, einen Wanderweg hoch über der Stadt mit schöner Aussicht über die Industrie- und Hafenanlagen und ein schönes Holzhausviertel zu erkunden. Wo es 1987 noch eine Bahnstrecke gegeben hatte, die die in der Nähe liegenden Erzgruben mit dem Hafen und Bahnhof verband, war jetzt eine Industriestraße gebaut worden, die durch Zäune gut vom restlichen Straßennetz abgetrennt war.
Rechtzeitig war mein Fahrrad fertig und ich konnte die N 12 am Nordufer des einen Fjordes zum zweiten Mal und die N 17 am Südufer des anderen Fjordes zum dritten Mal befahren und abends rechtzeitig zum Zeltplatz kommen. Alle außer mir waren an diesem Tag auf eine andere Insel in der Gegend gefahren und dort ein bißchen gewandert.
Am Dienstag war unser "Grounding" in Nesna endlich vorbei und es konnte weitergehen, dabei war es auf dem Zeltplatz und in der Gegend natürlich sehr schön. Die erste Fähre begann gleich in Nesna und brachte uns über den Ranafjord nach Levang. Wir hatten strahlenden Sonnenschein. Natürlich war es auf dieser Seite wieder sehr bergig oder norwegerflach oder so, aber die Landschaft war wieder sehr schön, mit vielen Bergen auf beiden Seiten und mal Seen und mal Fjordarme. Kurz vor Sandnesjøen überquerten wir den Leirfjord mit ein paar langen und hohen Brücken. Wir wollten uns etwas zu Essen kaufen und wir suchten in verschiedene Richtungen nach dem besten Laden, den wir dann telefonisch ermittelten und mit dem Fahrrad aufsuchten. Er lag zufällig an der Route, die wir sowieso in Richtung Süden fahren wollten.
Später kamen wir durch eine etwas flachere Gegend und da konnten wir einmal wieder Elche sehen, die 50 Meter östlich von der Straße einfach so herumstanden. Bis 2006 haben wir nie welche gesehen, aber seitdem mindestens jedes Jahr einmal. Haben die sich inzwischen an uns gewöhnt und die Scheu verloren oder waren sie die ganze Zeit da und wurden von uns übersehen? Jetzt kamen zum ersten Mal auf dieser Reise die sieben Schwestern. Das waren hier sieben Berge östlich von der Straße, die alle sehr ähnlich aussahen. Plötzlich wurde es ein bißchen neblig und windig. Man konnte kaum noch etwas sehen. Wir fuhren herunter zur Fähre und auf dem Fjord war zunächst noch wunderschöner Sonnenschein und wir konnten die sieben Schwestern von der anderen Seite noch einmal sehen. Aber man konnte sehen, daß über den Fjord ein ziemlicher Ostwind fegte und dabei Nebel mitbrachte, der sich mit rasendem Tempo ausbreitete. Man nennt das Fjorddach. Es sah sehr eindruckvoll aus und wir dachten erst, daß es Rauch sei. Aber die Quelle ließ sich nicht finden und Norweger haben uns erklärt, daß es tatsächlich nur Nebel war.
Mit einem Zwischenstop kamen wir dann in Forvik an. Das Wetter war wieder gut, ein bißchen bewölkt, aber trocken. Hier hatten wir einmal wieder eine echte Küstenstraße, immer mit Blick aufs Meer. Gemäß Landkarte sollte die auf den 20 Kilometern noch auf 800 Meter oder so ansteigen, aber ausnahmsweise blieb die Straße flach. Obwohl wir auf dem Festland waren, gab es keine Verbindung zum Rest von Norwegen, außer über die beiden Fähren im Süden und im Norden. Bis zur Abfahrt der südlichen Fähre hatten wir noch eine knappe Stunde Zeit und da konnten wir uns noch ein Abendessen kochen. Natürlich fuhr das Schiff genau zu der Zeit weg, mit nur zwei Lastwagen an Bord. Die richtige Fähre kam dann bald, aber sie fuhr mit einer 45 min-Verspätung ab, angeblich um auf eine Verspätung der nördlichen Fähre zu warten. Hier hatten wir auf der anderen Seite einige Zeltplätze in Aussicht. Natürlich gab es die alle nicht, aber wir fanden dafür eine sehr schöne Stelle am Wasser, um für die Nacht unsere Zelte aufzubauen.
Wir kamen am Mittwoch in Brønnøysund vorbei. Da hätte man auf die Halbinsel fahren können und den Berg Torghatten gesehen, der von einer langen Höhle mit zwei Eingängen durchlöchert ist, durch die man wie durch einen geraden Tunnel durchsehen kann. Den Berg haben wir dann von Osten über den Fjord gesehen, aber die Höhle sieht man wohl nur von Westen oder wenn man im Osten auf den Berg ein bißchen heraufklettert. Oder sie hatte sich vor uns einfach versteckt, wie die Elche bis 2005.
Am späten nachmittag kamen wir nach Vennesund. Dort ging die N 17 über eine Fähre nach Süden, aber man konnte auf einer kleinen Straße geradeaus nach Westen zwischen zwei Fjorden durch über einen Damm oder eine schmale Landenge weiter. Auf der Nordseite konnte man also baden gehen, ohne ins Fahrwasser der Fähren zu kommen. Wir nahmen danach die Fähre nach Holm. Das Wetter war wieder sehr sonnig. Auf der Südseite fuhren wir an Fjorden entlang, dann auf einen Berg und an ein paar Seen entlang. Der nächste Fjord war ein Seitenarm eines größeren Fjordes, der von Osten kam und wir fuhren an dessen Südseite entlang, bis wir bei einem Seitenarm nach Süden abbogen. Die Berge leuchteten in der Abendsonne richtig golden. Aber noch wurde es nicht wirklich früh dunkel. Dennoch neigte sich die Zeit, wo es die ganze Nacht irgendwie hell war, doch bald ihrem Ende zu. Dann kamen wir noch mit einem Flußlauf über einen Berg und schon zum nächsten Fjord, den wir in Foldereid mit einer Brücke überqueren konnten. Danach sollte es mehrere Zeltplätze geben. Der einzige real existierende Zeltplatz war eigentlich eine asphaltierte Fläche für Wohnwagen und Wohnmobile mit einem Servicehaus dazwischen. Die wollten uns nicht so gerne nehmen, aber mit viel Mühe ließ sich noch so gerade genug Platz ohne Asphalt finden, um die zwei Zelte aufzubauen.
Am Donnerstag wollten wir bis Namsos fahren. Wir hatten uns schon in Nesna so grob vorgenommen, in etwa drei Tagen bis Namsos zu fahren. Nachdem wir den Fjord, an dem der Asphaltplatz lag, verlassen hatten, kamen wir an einigen sehr schönen Seen vorbei und fuhren ab Skogmo auf derselben Straße wie nach Namsos. Der Zeltplatz lag immer noch in der Nähe des Flugplatzes und ein paar Kilometer vor der Stadt an der Flußmündung.
Wir wollten in Namsos einen Ruhetag einlegen und mieteten uns eine Tandemdraisine, auf der wir alle zusammen die dafür vorgesehene stillgelegte Bahnstrecke in beiden Richtungen bis zum Ende befuhren. Das war ein schöner Spaß, es konnten immer nur zwei von uns treten und die anderen waren einfach nur Fahrgäste und konnten viele Fotos machen. Deshalb wurde das der Tag, an dem bei weitem die meisten Fotos gemacht wurden. Ich muß noch einmal in Erinnerung rufen, daß es in Norwegen ja normalerweise ganz viel regnet, aber wir hatten wieder gutes Wetter und bis auf minimalen Regen für ein paar Minuten war es trocken. So ist das normalerweise natürlich nicht, aber wir hatten immer noch Glück.
Am Nachmittag bin ich mit dem Tandem in die Stadt gefahren und habe da noch eine kleine Reparatur machen lassen, weil der Reifen relativ häufig platt war, was ja normalerweise nicht vorkommt. Der Fahrradhändler hat mir dann noch Klickpedale aufgeschwatzt, mit denen man 30% schneller ist. Eine kleine Probefahrt in Richtung Otterøya im Westen mußte dann natürlich noch sein, schon um die Klickpedale etwas kennenzulernen, bevor Christina hinten drauf mitfährt.
Für die weitere Fahrt in Richtung Trondheim waren wir 2008 in drei Tagen plus Ruhetage in der Nähe der Westküste geblieben und über Osen und Åfjord gefahren. Diesmal nahmen wir eine etwas kürzere Strecke, die mehr durchs Landesinnere führt. Wir blieben erst auf der N 17 bis Sprova kurz vor Steinkjer und folgten dann dem Nordufer des Beitstadfjorden. Irgendwo sollte es dort wieder einen Zeltplatz geben. Den gab es noch nicht, aber der Besitzer des Grundstücks war schon da und erzählte uns von seinen Plänen. Natürlich konnten wir schon dort zelten. Im Nachbarzelt schlief zufällig ein junges Paar aus Norwegen, die auch eine Fahrradtour machten und die wir schon in Namsos getroffen hatten. Überhaupt treffen wir in diesem Sommer sehr viele Norweger, die auf Fahrradtour unterwegs sind. Können sich die Leute aus den anderen Ländern wegen der Wirtschaftskrise keine Radtour in Norwegen mehr leisten? Diese Stelle war wegen des Fjordes die einzige Stelle auf einem langen Abschnitt, wo man ein Zelt aufbauen konnte. Es gab eine sehr schöne Badestelle und es lief dort auch eine Party, für die sich der Grundstückbesitzer noch entschuldigte, aber die jungen Leute wollten ja auch Spaß haben. Letztlich waren sie alle nett und das Gelände war groß genug und durch genug Vegetation geschützt, daß wir gut schlafen konnten. Vielleicht war die Party auch doch nicht so laut.
Teil 3
Am Sonntag folgten wir weiter dem Nordufer des Fjordes in Richtung Osten, bis dieser wieder endete. Ja, der Fjord endete im Osten und war im Süden durch einen schmale Meerenge mit dem Trondheimfjord verbunden. Das Tal setzte sich aber doch noch weiter nach Westen fort, mit einem leichten Anstieg. Wir kamen an der Stelle vorbei, wo wir 2008 eine Abkürzung über den Berg nach Süden genommen hatten. Diesmal wollten wir die etwas längere Strecke fahren, die dafür flach zu sein versprach. Tatsächlich führte uns das Tal zumindest norwegerflach bis zum Meer und dann nahmen wir die Straße an der Küste entlang. Das war für ein kurzes Stück sogar eine Allee, die zu einem Herrenhaus führte oder eben nach Süden abbog. Alleen sind in Norwegen und Schweden sehr selten. Danach kam aber ein Anstieg von etwa 14 %, natürlich immer in der Nähe des Wassers und dann blieb es so norwegerflach, immer mal wieder etwas mehr und etwas weniger nah am Wasser, aber natürlich sehr schön, bis die Fahrt am Wasser endete und wir ein Stück doch noch durch das Landesinnere geführt wurden. Aber irgendwann kamen wir doch noch zu der Fähre über den Trondheimfjord.
So langsam mußten wir uns an den Gedanken gewöhnen, daß es abends dunkel wird, aber wir fuhren doch noch weiter nach Süden bis Klett. Von hier nach Westen war die E 39 doppelt implementiert. Leider war die neue E 39 mit Fahrradverboten versehen. Wir fuhren auf der alten E 39, die hier eine beleuchtete absolute Hochgeschwindigkeitsstraße war, die man wohl nur aus Gründen der MIV-Dämpfung nicht für 90 km/h zugelassen hatte. Für Autofahrer war sie auch mautpflichtig. Jetzt wurde es zum ersten Mal abends dunkel, denn wir waren doch recht lange gefahren. Nun war die Beleuchtung der Europastraße auch noch ausgefallen, aber wir hatten zum Glück wegen der vielen Tunnels gutes Licht an den Fahrrädern.
In Orkanger machten wir einen Ruhetag. Ich lieh mir Heidruns Fahrrad aus und erkundete die Möglichkeit, eine Museumseisenbahn in Løkken anzusehen und auch die verschiedenen Wege dorthin. Das war der erste Tag, an dem es richtig regnete, den ganzen Tag und danach auch noch die ganze Nacht.
Am Dienstag fuhren wir dann zusammen weiter in Richtung Südwesten. Bevor wir die Zelte abbauten, hörte der Regen wieder auf. Wir umfuhren Orkanger auf der neuen E 39. Ulrich und ich interessierten uns für die Museumsbahn und Christina kam dann natürlich auch mit. Wir nahmen diesmal noch eine andere Strecke als ich am Tag davor genommen hatte und kamen schließlich nach Løkken. Es gab hier früher Kupfergruben und die Bahn war eine elektrifizierte Schmalspurbahn, die die Gruben mit dem Hafen bei Orkanger verband. Heute gibt es dort ein Eisenbahnmuseum und die Züge, die ein paar Male am Tag fuhren. Das sahen wir uns kurz an. Die Schmalspurbahn ist noch benutzbar und wird heute als Museumsbahn betrieben. Es kam sogar gerade ein Museumszug an. Dann fuhren wir über den Berg zu der Pausenstelle an der N 65 in Dagsetmoen, wo wir uns wieder trafen. Es hatte sich noch einer kleinen Einkauf in Orkanger machen lassen. Dann hat sich noch gezeigt, dass es von Orkanger nach Süden für einen Teil des Weges eine kleinere und etwas längere und etwas schönere Straße östlich der E 39 gab.
Wir waren schon wieder ein Stück höher und die Straße bog jetzt nach Westen ab und überquerte die Wasserscheide. In einem Flußtal fuhren wir jetzt mehr bergab als bergauf nach Westen. Am abend fanden wir einen ganz kleinen Zeltplatz direkt am Fluß Surna. Dort gab es sehr viele Angler. Als ich denen erzählte, daß ich früher auch einmal ein paar kleine Fische gefangen hätte, meinten sie, daß ich in diesem Fluß die großen Fische fangen könnte. Wegen der vielen Niederschläge war der Fluß ziemlich angeschwollen und man sagte uns, daß er durchaus noch weiter steigen könnte. Zum Glück konnten wir die Zelte an einer etwas erhöhten Stelle aufbauen, die auch trocken blieb.
Am Mittwoch kamen wir bald nach Surnadalsøra, wo man wieder etwas einkaufen konnte. Wir wollten jetzt wieder etwas nach Süden fahren und dann eine Fähre über den Todalsfjord nehmen. Leider warnte gleich nach Surnadalsøra ein Schild davor, daß die N 70 am Nordufer des Tingvollfjorden wegen eines größeren Steinschlags für mehrere Monate gesperrt sei. Die Umleitung war sehr weit von unserer geplanten Route weg. Eine Auskunft beim Vegvesen versprach uns jedoch, daß wir die Route beibehalten könnten. Die Strecke mit dem Steinschlag würde von einer kleinen Fähre umfahren, die Fahrräder, aber keine Autos mitnimmt.
Als wir dort schließlich ankamen, gab es tatsächlich so ein Schnellboot und mit viel Improvisation gelang es uns, alle Fahrräder und das Gepäck zu verladen und festzubinden. Man konnte von dem Steinschlag zwar nicht viel sehen, aber gefährlich war es wohl trotzdem. Mittelfristig soll diese gefährliche Stelle jetzt durch einen Tunnel unterquert werden.
In Sunndalsøra kamen wir wieder an Land. Die Südseite des Tingvollfjorden war natürlich gut befahrbar. Etwas übermütig nahmen wir nach dem Ort nicht den Tunnel, sondern die alte Straße am Fjordufer entlang. Die kletterte ungefähr 350 Meter hoch und man hatte dann eine sehr schöne Aussicht. Auf der anderen Seite war die Straße eigentlich schon stillgelegt. Man konnte sehen, daß sie langsam zuwächst und die Bäume und Büsche ließen teilweise in der Mitte nur noch einen recht schmalen Streifen frei. Aber noch reichte es, um flüssig den Berg herunterzufahren und das war natürlich ein ganz besonderes Erlebnis. Dafür hatten wir jetzt erst einmal genug Berge und fuhren durch die anderen Tunnels, die jetzt noch kamen, durch, statt sie zu umfahren. Irgendwann bog die Straße dann nach Süden ab und überquerte einen kleinen Paß bis zur Spitze des nächsten Fjordes in Eidsfjord. Dort sollte es zwei Zeltplätze geben, von denen aber niemand etwas wußte. Wir wollten aber einen Ruhetag machen und da wäre ein Zeltplatz schon schön. Etwa 10 km westlich von Eidsfjord auf dem Nordufer des Langfjorden sollte dann doch ein schöner Zeltplatz kommen. Neben den üblichen Steigungen solcher Uferstraßen mußten wir dann noch auf einen ziemlichen Anstieg fahren, weil die Straße nach Molde hier den Fjord verließ. Auf der anderen Seite war dann aber ein wirklich wunderbarer Zeltplatz an einem See. Ich glaube, daß der Zeltplatz "Gammelsetra" hieß. Es war wieder ein bißchen spät geworden, aber am nächsten Tag war ja ein Ruhetag geplant.
Ich wollte eine Runde fahren und Christina, Heidrun und Ulrich wollten gerne auf dem Zeltplatz bleiben. Ich nahm Heidruns Fahrrad, an dem ja auch ein paar kleine Reparaturen notwendig geworden waren. Auf dem kürzesten Weg ging es nach Molde. Dort hatte der erste Fahrradhändler keine Lust und der zweite ließ sich dann aber doch überreden. Von Molde aus unterquerte ich in einem Tunnel den nördlichen Teil des Fannefjords (oder Moldefjords). Der Tunnel hatte eigentlich ein Fahrradverbot, aber schwimmen mit Fahrrad und Gepäck ist bei den Wassertiefen keine Option und die östliche Umrundung des Fjords war mir auch zu weit. Gleich nach dem Tunnel gab es dann für diejenigen, die wie ich trotzdem durchgefahren sind, sogar Radwege, die ich dann aber doch nicht benutzen wollte. Über eine Insel und ein paar Brücken kam ich dann bald zum Langfjorden. Wir wollten am Freitag das Nordufer dieses Fjords befahren und so probierte ich heute das Südufer aus. Dazu mußte ich noch eine kleine Fähre benutzen. Ungefähr gegenüber von der Stelle, wo wir zu unserem Zeltplatz den Fjord verlassen hatten, verließ die Straße auf dem Südufer den Fjord und führte durch ein Seitental und dann über einen 500 Meter hohen Paß zu einem südlichen Seitenarm des Fjords. Das war natürlich eine sehr schöne Strecke, vor allem die Abfahrt nach Eresfjord. Ab da konnte ich eher in der Nähe des Wassers fahren, so wie das üblicherweise aussieht, bis Eidsvåg und dann zu unserem Zeltplatz.
Einige von uns wollten lieber eine Fähre mehr in Kauf nehmen und dafür weniger Kilometer fahren und den Paß bei Eresfjord vermeiden. So fuhren am Freitag wieder zum Langfjorden runter und dann auf dessen Nordseite zu der Fähre, die ich am Vortag benutzt hatte. Wir fuhren jetzt weitgehend am Nordufer des Isfjorden entlang, aber dazwischen kam noch eine schöne Strecke, die an ein paar Seen entlang durch das Landesinnere führte. Am späten Nachmittag waren wir in Åndalsnes. Wir wollten einen Zeltplatz am Trollstigveien suchen, der schon möglichst weit oben liegt, aber noch auf der Südseite des Passes, den wir uns an diesem Tag nicht mehr vornehmen wollten. Es gab hier plötzlich sehr viele Zeltplätze, die wir alle ausließen. Der letzte Zeltplatz ? war schon nicht mehr so weit von dem Paß entfernt, aber wir hatten da noch kaum Höhenmeter bewältigt. Die sollten alle dem nächsten Tag vorbehalten bleiben. Dieser Zeltplatz hatte eine schöne Badestelle in einem Fluß, der direkt vom Trollstigen herunterkam und sehr kaltes Wasser hatte.
Am Samstag nahmen wir uns die Auffahrt zum Trollstigen vor. Die Straße ist hier einspurig mit Ausweichstellen, so daß sich die Autos oft stauten, was durch die Autofahrer, die auch noch Fotos machen wollten, nicht wirklich vereinfacht wurde. Wir kamen aber doch irgendwie durch, nur ging es natürlich mit einer Vierteltonne Gesamtgewicht nicht sehr schnell. Die Landschaft war wirklich sehr schön und der Hang, den wir mit vielen Serpentinen erklimmen mußte, war sehr steil. Von oben kam ein Wasserfall herunter. Irgendwann fing es zum zweiten Mal auf dieser Reise ernsthaft an zu regnen, wenn man den Tag davor mit etwas Aprilwetter zählt, war es der dritte Tag mit mehr als ein paar Regentropfen. Oben wurde es dann auch noch neblig. Wir machten eine kleine Pause und sahen uns ein bißchen um. In Richtung Åndalsnes war es noch einigermaßen klar.
Aber als wir dann weiterfahren wollten, hatten wir bald nur noch ein paar Meter Sichtweite und dazu war es auch noch recht kalt. Die Pausenstelle am oberen Ende des Wasserfalls war erst 2/3 der Höhe. Aber das Wetter wurde dann bald besser, als wir den Paß überquert hatten. Diese Richtung zu fahren, war für uns günstiger, weil wir jetzt eine flachere und weniger kurvige Abfahrt hatten, wo wir fast nicht bremsen mußten. Abends konnten wir an einer Stelle eine Pause machen, wo das Wasser eine Stromschnelle in einer sehr engen Schlucht bildet. Sie waren gerade dabei, diese Sehenswürdigkeit durch viele Fußgängerstege zu erschließen, von denen wir schon profitieren konnten. Abends fanden wir ein paar Zeltplätze, die uns nicht so wirklich gefielen. Schließlich waren wir in Sylte, wo der Zeltplatz uns nicht aufnehmen wollte. Es gab dort ein Festival und alles war überlaufen, deshalb wurden nur Wohnmobile und Wohnwagen genommen, wenn überhaupt. Man empfahl uns durch einen kurzen Tunnel zu fahren und auf der anderen Seite war dann ein Zeltplatz, der uns bestimmt nehmen würde. Das hätte auch gestimmt, mit Fahrrädern mit 200 PS und mit Krawatte und Anzug und Kostüm und Wohnwagen und so hätten die uns vielleicht genommen. Aber für so gewöhnliche Zelttouristen wie uns war der Platz dann doch zu fein. Oder zu voll, wie man uns mitteilte. Das mußte gesagt werden, da der Zeltplatz gar nicht so voll aussah. Aber man gab uns einen Tip: Entweder könnten wir noch 5-10 km weiter in die Sackgasse fahren und da vielleicht einen Platz finden. Oder durch den Tunnel zurück und über die Fähre auf die andere Seite des Fjords, weit genug weg von den Festivalbesuchern. Das war die bessere Idee. Die Fähre nach Eidsdal wollten wir sowieso nehmen. Und auf der anderen Seite war ein völlig normaler Zeltplatz, der uns gerne genommen hat.
Teil 4
Jede Norwegenreise sollte ja beim Geirangerfjord vorbeiführen. Das hatte ich 24 Jahre lang ignoriert. An diesem Tag sollte uns also eine besonders kurze Tagesetappe über den Ørnesveien nach Geiranger führen. Diesmal war die Seite, von der wir kamen, diejenige, die langsam anstieg, aber die Höhenmeter hatten wir natürlich zu bewältigen. Diesmal stellte sich heraus, daß es eine Menge Zeltplätze gab, weil wohl viele Norwegenbesucher wissen, daß es sich gehört, auf diesem Weg nach Geiranger zu fahren. Ziemlich weit oben kam ein sehr schöner See, ein bißchen kalt, aber bei dem schönen Wetter doch gut zum Baden.
Die nächste Pause machten wir ganz oben auf dem Berg. Vor uns ging es steil runter und wir hatten einen wundervollen Blick auf den Geirangerfjord. Zufällig kam gerade das tägliche Kreuzfahrtschiff an. Die Abfahrt war natürlich sehr kurvig und sehr steil. Mit dem Tandem mußten wir also sehr viel bremsen und sehr oft Wasser auf die Felgen gießen. Bald waren wir im Ort Geiranger. Ein bißchen eine Touristenfalle war das schon, aber der Fjord und die Lage, vor allem die Lage unseres Zeltplatzes direkt am Wasser war wirklich schön. Da wollten wir natürlich zwei Nächte bleiben.
Am Montag machten wir in Geiranger einen Ruhetag. Eigentlich sollte es ja ein Unruhetag werden, mit einem kleinen Tagesausflug, aber am Ende stellte sich heraus, daß ich der einzige Teilnehmer bei diesem Programmpunkt war. In Geiranger selbst gab es ja auch viel zu sehen, insbesondere konnte man Kajaks mieten und durch den Fjord paddeln, was aber letztlich ausfiel, weil das Wetter zu schlecht war und der Vermieter die Boote nicht rausgerückt hat.
Mit Heidruns Fahrrad fuhr ich also den Berg herauf, in Verlängerung des Fjords in Richtung Südosten. Eine Weile setzte sich das Tal noch fort, aber schon mit einer erheblichen Steigung. Bald ging die Straße mit Serpentinen bis etwa 1000 Meter über dem Meeresspiegel hoch zu einem ziemlich großen See. Dort zweigte eine Straße zur Dalsnibba ab, einen noch einmal 500 m höheren Berg mit phantastischer Aussicht auf den Fjord. Von dort werden die meisten Norwegen-Postkarten fotografiert. Ich sparte mir das für den Rückweg auf. Dieser Berg und auch der kleine Paß bei dem See ist die Wasserscheide zwischen Glåma und Geirangerfjord. Von der einen Seite fließt das Wasser ein paar Kilometer in den Fjord, von der anderen Seite über ein Flußsystem in den Mjøsasee bei Hamar und dann letztlich zur Glåmamündung südöstlich von Oslo in der Nähe der schwedischen Grenze.
Ich hatte erfahren, daß Daniel Zwick ungefähr zur selben Zeit in derselben Gegend auch eine Radtour machte. So blieben wir per SMS ständig in Kontakt über unsere Position und die Route der nächsten Tage und Stunden. Letztlich fuhren wir aber immer im Abstand von mindestens einem halben Tag auf derselben Strecke und es ergab sich daraus keine Begegnung. Daniel und Friederike fuhren nach mir über das Strynfjell, kam nach Geiranger, als wir dort schon weg waren und waren andererseits vor uns in Stryn gewesen.
Die Straße führte jetzt leicht bergab an mehreren Seen entlang in ein Tal, das nach Osten führte. Nach Westen kam eine steile Wand mit einem kleinen Tunnelportal. Da fuhr ich durch. Es ging die ganze Zeit leicht bergab. Auf der anderen Seite kam eine einsame Gebirgslandschaft mit ein paar verlorenen Bauernhöfen, dann ein zweiter und ein dritter langer Tunnel. Eigentlich waren mindestens 2/3 des Weges auf dieser Straße in Tunnels. Danach wurde das Gefälle steiler, aber es zweigte nach links die alte Strynfjellstraße (N 258) ab, wo ich gleich wieder hochfahren konnte. Diese N 258 ist die einzige Nationalstraße in Norwegen, die noch nicht asphaltiert ist, aber mit dem MTB war ich für so etwas ja gut vorbereitet. Nach einem relativ steilen Anstieg des Tals mit Serpentinen in der Straße und Wasserfällen in dem Flußlauf kommt man auf in ein relativ breites Tal mit vielen Seen. Die Gegend ist unbewohnt, die Straße ist eine einspurige Sandstraße mit Ausweichstellen und sehr wenig Verkehr auf der Nordseite des Tals, ein bißchen oberhalb der Seen. Und man hat einen sehr schönen Blick in die Ferne und zu den Bergen und Seitentälern auf der gegenüberliegenden Seite des Tals. Mit einer relativ kleinen Abfahrt kam ich dann nach Grotli und wieder auf die N 15. Durch ein anderes breites Tal, entlang an vielen großen Seen und fast ohne Höhenunterschiede fuhr ich wieder nach Westen zu der Stelle, wo ich ein paar Stunden davor in den Tunnel gefahren war. Diesmal bog ich nach rechts ab und fuhr wieder hoch zu den Seen und der Abzweigung zur Dalsnibba. Leider verschlechterte sich das Wetter und die Sicht in diesem Moment sehr, so daß sich die 500 zusätzlichen Höhenmeter nicht lohnen würden. Deshalb beschränken sich die Bilder von dieser Radtour auf die Reste von Norwegen, die auch noch schön sind, wenn man schon nicht von der Dalsnibba den Geirangerfjord fotografiert.
In der letzten Zeit hat man viel von Tsunamis und Erdbeben gehört. In Geiranger besteht auch ohne große Erdbeben eine kleine Tsunamigefahr. Es ist ja bekannt, daß ein fürchterlicher Tsunami in den nächsten Jahrzehnten einmal Geiranger und die ganze Gegend verwüsten könnte. Dieser kann entstehen, wenn ein labil gewordener Berg irgendwann zerbricht und davon ein großer Felsbrocken in den Fjord fällt. Das ist uns nicht passiert. Unsere Pläne für die Weiterfahrt sahen ursprünglich die Route vor, die ich am Vortag bis zum Anfang der N 258 genommen hatte. Aber diejenigen, die am Vortag diese Route nicht fahren wollten, hatten auch an diesem Tag nicht so großes Interesse.
Es gab nämlich stattdessen eine Besonderheit, eine Schiffsfahrt durch den ganzen Geirangerfjord und dann durch einen anderen Seitenarm des Sunnylvsfjord nach Hellesylt. Anders als bei anderen Fähren ging die Fahrt hier 1 ½ Stunden und es wurde einiges über die Landschaft und die kleinen Bauernhöfe am Hang erklärt. Die Kinder mußten damals immer mit einem Seil gesichert sein, wenn sie im Garten spielten. Und die Höfe waren oft nur durch Leitern zu erreichen, außer natürlich an den Tagen, an denen der Steuereintreiber kommen wollte. Hier waren auch zum zweiten Mal die "sieben Schwestern", diesmal aber als Wasserfälle, nicht als Berge.
In Hellesylt war natürlich die Straße vom Fähranleger bis zur N 60 ein Tunnel mit Fahrradverbot, aber dadurch darf man sich in Norwegen nicht abschrecken lassen. Auch hier war natürlich jetzt ein kleiner Paß zu überwinden, aber er war nur halb so hoch wie der hinter Geiranger. Wir kamen zum Hornindalsvatn, das ist der tiefste See in Nordeuropa. Dort machten wir eine schöne Pause, es gab aber auch zum vierten Mal auf dieser Radtour etwas Regen, mehr in Form von Schauern, die sehr heftig waren, aber bald wieder aufhörten. Wenn man die Regensachen wieder ausgezogen hatte, fing es natürlich wieder an zu regnen. Nach einer sehr schönen Abfahrt mit Blick auf den Innviksfjord, der ein Seitearm des Nordfjords ist, kamen wir nach Stryn, wo wir auch irgendwie den Zeltplatz fanden.
Wir waren ja gut vorangekommen, so daß erneut ein Ruhetag geplant werden konnte. Diesmal brachen wir sehr früh gemeinsam zu einem Tagesausflug auf. Es gab hier sehr viele Möglichkeiten. An der Nordseite des Fjordes verläuft eine "Panoramastraße", die sehr norwegerflach ist, aber phantastische Aussicht bieten soll. Wenn man den Fjord etwas weiter umrundet, kommen ein paar Stichstraßen, die zu Gletschern führen. Aber wir wollten jetzt noch ein bißchen von dem, was wir durch die Fähre bei den zweiten sieben Schwestern verpaßt hatten, unter die Räder nehmen. Dieser Programmteil interessierte uns. Um mit dem Zeitbudget eines einzigen Tages auszukommen und nicht zweimal dieselbe Strecke fahren zu müssen, gingen wir sehr früh zu der Bushaltestelle und fragten, ob sie uns mit Fahrräder gegen entsprechende Bezahlung mitnehmen würden. Die Sache wurde noch recht spannend. Es waren ja mehr Leute da, als in den Bus passen. Einige hatten einen Termin beim Flughafen in Oslo, also sie wollten ihren Flug dort erreichen, nach 8 Stunden Busfahrt. Mit dem nächsten Bus ein paar Stunden später hätte das nicht geklappt. Also vielleicht doch zu den Gletschern? Naja, man mußte sehen. Bald entdeckten wir eine Reklametafel der Busgesellschaft, daß sie niemanden sitzen lassen würden. Wenn viele Leute mitwollen, dann fahren sie eben auch mit vielen Bussen. Also waren wohl unsere Plätze gesichert, zumindest wenn wir bereit gewesen wären, die Fahrräder in Stryn zu lassen. Letztlich brauchten sie aber sowieso zwei Busse und da war dann auch sowieso noch genug Platz für zwei Fahrräder.
Ich wollte noch ein bißchen weiter als Grotli fahren, bis nach Lom, wo wir 2006 schon ein paar schöne Ruhetage verbracht hatten. Lom ist der trockenste Ort in Norwegen. Die Leute dort behaupten, daß es gleich viel oder gleich wenig regne wie in der Sahara. Trotzdem ist dort alles grün, die Flüsse haben viel Wasser und es regnet auch manchmal. Wie kann das sein?
Der wichtigste Aspekt ist vielleicht, daß die Vegetation bei dem nördlichen Klima viel weniger Wasser braucht als in der Nähe des Äquators, wo das bißchen Wasser sehr schnell verdunstet. Außerdem ist ja nur ein kleines Gebiet so trocken. Die Berge haben mehr Niederschläge, so daß dort viel Wasser herunterkommt, nicht nur zur Schneeschmelze. Und die Flüsse, die hier zusammenfließen, kommen auch aus einem großen Einzusgebiet, das fast bis zum Geirangerfjord reicht. Es gibt alte Bewässerungsgräben, die das Wasser von den Bergen auffangen und für die Landwirtschaft zugänglich machen, wie in trockeneren Tälern in den Alpen, zum Beispiel im Wallis. Vielleicht haben die Norweger auch ein bißchen übertrieben oder sich Gegenden vom Rand der Sahara als Vergleich ausgesucht, nicht gerade die trockenste Gegend dieser Wüste. Aber für unsere Geschichte ist es einmal schön, das doch noch zu glauben, sonst muß ich noch den Titel ändern.
Bis Grotli stieg die Straße ganz langsam an, immer wieder gab es Seen, kleine Wasserfälle und Stromschnellen. Irgendwo war sogar eine Gruppe von Wildwasser-Kajakfahrern unterwegs. In Grotli hatte ich wieder die Wahl zwischen den beiden Routen. Es war ja noch früh genug und ich hatte wieder ein gutes Mountainbike, so daß ich mich für die N 258 entschied. Das Wetter war die ganze Zeit einigermaßen trocken, trotz einiger Wolken. Vielleicht war doch etwas dran an dem Saharavergleich. Kurz vor Stryn regnete es dann doch. Ulrich, Heidrun und Christina hätten auch mitkommen sollen, bei ihnen war das Wetter schlechter.
Die Abfahrt ging ziemlich rasant. Ich kam ja an der Stelle auf die N 15, wo sie steil wurde. In der Ferne konnte ich die Gletscher auf den Berg in einem Seitental sehen, die wir stattdessen hätten besuchen können. Vielleicht bei der nächsten Reise in diese Gegend? Später kam ich dann bei vielen Seen vorbei und es war jetzt eine normale Fahrt für die letzten 20 Kilometer mit relativ wenig Gefälle und relativ wenig Regen.
Gegen Ende der Radtour muß man immer schauen, daß die Ankunft am Zielort ein Treffer wird, was das Abfahrtsdatum der Fähre und das Ende der Ferien betrifft. In Schweden ist Mora der beliebteste Zeltplatz bei den Kindern und eigentlich bei uns allen. Was Mora für uns in Schweden ist, ist Nautesund in Norwegen. Dort wollten wir kurz vor Bergen noch mindestens einen Ruhetag haben. Die Entfernung bis dort war gut in vier Tagen zu schaffen und wir konnten zeitlich noch gut einen Ruhetag in der Mitte unterbringen, vielleicht in Førde. Die Fahrt am Fjord entlang erwies sich an diesem Tag als recht anstrengend, weil wir ziemlich viel Gegenwind hatten. Es war eher sonnig oder doch wolkig, aber trocken. Wir hatten einige Abschnitte, wo auf der linken Seite nicht eine ganz steile Wand war, wie das vor allem im mittleren Bereich der Fjorde immer wieder vorkommt, sondern eher ein recht steiler bewaldeter Hang. Erst nach einer ziemlich langen Fahrt kamen wir überhaupt zu den Stichstraßen, auf denen wir am Vortag die Gletscher erreicht hätten. Auch an diesem Tag wollten wir das nicht unbedingt, das sollte der nächsten Radtour in dieser Gegend vorbehalten bleiben.
In Utvik verließen wir den Fjord endgültig und es kam der vorletzte größere Paß auf der ganzen Radtour. Oben auf dem Utvikfjell war ein schöner Rastplatz. Dann kam eine Abfahrt nach Byrkjelo. Dieser Ort ist durch ein Tal schon mit dem nächsten Seitenarm des Nordfjords verbunden. Bei der Abfahrt kamen uns eine Gruppe von sieben Radfahrern und Radfahrerinnen aus Rußland entgegen. Unten in Byrkjelo kamen wir wieder auf die E 39, die hier sehr wenig Verkehr hatte, und es folgte wieder ein leichter Anstieg durch ein altes Gletschertal, das man sich wohl etwa so vorstellen muß wie ein Tal, das einen Fjord bildet, nur daß der Grund diesmal höher als der Meeresspiegel lag. Westlich von uns lag ein Fluß und wir konnten einigermaßen zügig fahren, trotz der leichten Steigung. Abends sollte es irgendwo kurz vor Jølstravatnet, dem nächsten großen See, wieder einen Zeltplatz geben. Das war dann mal wieder nichts, aber wir fuhren durch den nächsten Ort (Skei) weiter und orientierten uns jetzt am Südufer des Sees. Nach ein paar heftigen Steigungen auf dem ersten Viertel der Seeuferstrecke wurde die Straße ganz flach und folgte in wenigen Metern Entfernung dem Seeufer. Dort fanden wir auch eine schöne Stelle, um in der Nacht zu zelten. Die Zelte standen nur ein paar Meter vom See entfernt.
Am Freitag fuhren wir die zweite Hälfte des Seeufers entlang. Bald kam eine Sehenswürdigkeit, also ein altes Künstlerdorf oder so etwas. Und irgendwann das Ende des Sees, was uns wieder auf die E 39/N 5 brachte, später nur N 5. Der nächste Ort sollte Moskog sein, wo es schon 1985 nichts zu kaufen gab, aber wir konnten vorher etwas kaufen und auch noch ein bißchen trocknen, denn an diesem Tag regnete es wieder einmal recht viel. Nach Moskog kam dann Førde und danach noch einmal ein letzter Paß, diesmal wirklich etwas weniger, als die anderen vorher, aber da mußten wir auch hoch.
Oben zweigte die N 57 nach Westen ab und sollte näher an der Küste nach Bergen führen als die E 39 und vor allem näher an Nautesund vorbeikommen. Das war hier ein ganz wildes Sträßchen, daß über jeden Hügel kurvte, immer mit kurzen sehr steilen Anstiegen und Abfahrten und vielen Kurven, bis wir schließlich zum Dalsfjord kamen. Einen Teil des Fjords und die Flußmündung der Gaula mit einem schönen Wasserfall umrundeten wir so gründlich und kurvenreich, daß wir nach vielen Kilometern wieder etwa da waren, wo wir den Fjord erreicht hatten. Nur die abkürzende Brücke fehlte noch. Die Wälder an der Hängen auf der linken Seite sahen hier ähnlich aus wie Regenwälder, zum Teil spricht man wohl auch von Resten nichttropischer Regenwälder in Norwegen, wir tun es jedenfalls hier, um den zweiten Teil des Titels zu rechtfertigen. Es hingen überall lange Blätter herab, entlang denen Wasser floß, es gab viel Moos und überhaupt sah der Wald sehr naß aus, obwohl er am Hang lag, wo doch das Wasser schnell wegfließen müßte. Dies war ja wohl auch die niederschlagsreichste Gegend von Norwegen und Norwegen ist wohl sowieso das niederschlagsreichste Flächenland in Europa. Und so wie die Wüste in Norwegen nur entstehen würde, wenn es sehr viel weniger als in Lom regnet, so braucht auch hier ein nichttropischer Regenwald (engl.: norwegische Regenwälder) viel weniger jährliche Niederschläge als ein Regenwald in Äquatornähe. Wegen der Forstwirtschaft gibt es davon aber in Norwegen, wenn man es überhaupt noch zählen will, nur noch kleine Reste, die an solchen Hängen liegen, wo die großen Holzerntemaschinen nicht wirtschaftlich durchkommen. Westlich von Trondheim und auch westlich unserer Route gibt es noch so große Gebiete davon, daß man sie auf Landkarten einzeichnen kann.
Das skandinavische Hochgebirge muß man sich ähnlich wie die Alpen vorstellen. Die Berge sind vielleicht 500-1000 Meter niedriger, das Gebirge bedeckt auch eine größere Fläche als die Alpen, aber die Höhenunterschiede sind nicht so groß. Nur fangen die Alpen bei 200--400 Meter über dem Meer an und die norwegische Berge bei gut 100 Meter unter dem Meer. Vielleicht muß man sagen, daß das Gebirge gekippt ist, auf der schwedischen Seite fangen die Berge ja zum Beispiel in Mora bei etwa 100 Metern über dem Meer an. Nun waren wir also schon im Vorland des Hochgebirges gelandet. Die Berge waren hier schon viel niedriger und keine großen Pässe mehr zu erwarten, aber noch genug kleinere Steigungen. Die Fjordeingänge sind auch oft flacher als die mittleren Bereiche der Fjorde, insgesamt wird die Landschaft etwas flacher, aber es ist immer noch mindestens wie ein kleines Mittelgebirge. Wir verließen in Dale wieder den Fjord und fuhren auf der N 57 weiter nach Süden. Parallel hierzu verlief einmal die alte Poststraße, die man in früheren Jahren, als die Seeschiffahrt vorübergehend nicht so populär war, gebaut hatte, um mit vielen Fähren über Seen und Fjorde und mit Pferdewagen von Bergen nach Trondheim zu fahren. Wir konnten immer wieder Reste dieser Straße, vor allem alte Brücken, sehen. Dieser Abschnitt der N 57 ist eine sehr schöne Strecke, die wir gerne einmal wieder fahren wollen.
Abends stellte sich wieder heraus, daß es die Zeltplätze alle nicht gab, aber wir haben eine sehr schöne Stelle im Wald gefunden, etwas oberhalb der Straße an einem abzweigenden Waldweg in der Nähe von Nautsund (also noch nicht Nautesund).
Teil 5
Am Samstag waren wir schon so nah an Nautesund, daß es sich anbot, dies an einem Tag zu fahren. Wir konnten sogar noch morgens nach kurzer Fahrt in einem See baden, der die im Wald fehlenden Zeltplatzduschen gut ersetzen konnte. Auf einer schönen und wenig befahrenen Strecke kamen wir bald zu einem Seitenarm des Sognefjords und dann zu der "RR"-Fähre (Rysjedalsvika - Rutledalen). Das ist die westlichste Fähre, die den Sognefjord überquert. Diese fährt nur wenige Male am Tag, aber wir hatten Glück, daß eines dieser wenigen Male gerade kurz nach unserer Ankunft im Fährhafen stattfand.
Auf der anderen Seite verließen wir bald den Fjord. Nach links ging eine Straße am Südufer des Sognefjords entlang, die gleich nach der Fähre abzweigte. Dort kann man vielleicht 100 km weit fahren, dann ist Schluß, vielleicht weil die Wände im mittleren Bereich des Fjords sehr steil sind und dort auch große Seitenarme im Weg sind. Unsere Straße führt einigermaßen Steil bergauf in einem kleinen Seitental. Schon etwas weiter oben, aber noch bevor wir das Tal des Sognefjords wirklich verlassen, zweigt nach rechts eine kleine Straße ab, die irgendwo zu ein paar Bauernhöfen und Feldern und Wäldern führt. Neuerdings ist sie durchgängig, man kann also an der Küste oder nahe an der Küste fahren und kommt dann mit einem riesigen Umweg und einigen Kilometern auf Sandstraßen wieder auf die N 57. Wir fuhren geradeaus. Nach dem Paß kamen wir durch ein Tal mit einigen langgestreckten Seen. Die dienen als Trinkwasserreservoir und man darf dort nicht einmal baden.
Kurz danach kamen wir schon wieder zum nächsten Fjord, das war jetzt der Gulafjord. In dieser Gegend ist die Küste wieder sehr unübersichtlich. Es gibt viele Inseln, Halbinseln, Buchten und man weiß nie so genau, ob man auf dem Festland oder auf einer Insel ist, wenn man nicht die Landkarte anschaut. Am Gulafjord fuhren wir wieder eine lange Zeit entlang, mal höher mal tiefer, mit einer Brücke über einen Seitenarm und danach einem etwas höher gelegenen Abschnitt, der eine breite Halbinsel abschnitt. Nach der Südspitze des Fjords kam auch schon bald die Abzweigung nach Maasfjord und auch nach Nautesund und bald waren wir auf dem Zeltplatz. Wir hatten nun nur drei statt fünf Tage ab Stryn gebraucht und außerdem noch den Ruhetag nicht machen können, da wir ja die beiden Nächte im Wald gezeltet hatten. So blieben uns jetzt plötzlich drei Ruhetage in Nautesund.
Die Fjorde sind mit dem Atlantik verbunden und es peitschen dort gewaltige Stürme mit riesigen Wellen und vielleicht sogar einmal Tsunamis über das tiefe Wasser, so daß man nur mit großen Fahrzeugen dort unterwegs sein sollte. Der Fjord bei Nautesund ist aber eine Ausnahme. Die Gegend um den Zeltplatz ist von sehr vielen kleinen Inseln und Halbinseln bedeckt, zwischen denen immer nur kleine freie Flächen liegen, so daß sich das wilde Meer und die graue See dort nicht wirklich entfalten können. So kann man mit dem Kanu da herumfahren, die verschiedenen Buchten und Inseln erkunden und zum Teil umrunden. Gute Kanus vermietet der Zeltplatz auch noch gleich. Das Paddeln in diesem tollen Kanurevier wollten wir uns nicht entgehen lassen. Die Kinder wollten es sogar noch etwas weiter treiben und auf einer Insel für eine Nacht zelten. Leider stellte sich heraus, daß die Inseln zu steil, zu felsig, zu moorig oder sonstwie ungeeignet waren, um an einer gut geschützten Stelle für eine Nacht ein Zelt aufzubauen. Die einzige Stelle, wo es möglich gewesen wäre, war unter einem riesigen blätterlosen Ast, also aus Sicherheitsgründen natürlich auch nicht geeignet. So mußten wir das Zelt abends wieder auf dem Zeltplatz aufbauen.
Wir erkundeten am Dienstag und Mittwoch die Umgebung an den nächsten beiden Ruhetage, während sich die Kinder aus diesem Zusatzprogramm ausklinkten und lieber auf dem Zeltplatz blieben.
Ich machte eine kleine Runde zur Umfahrung der Fähre, die man auf dem Weg von Nautesund nach Bergen normalerweise hat. Ich nahm erstmal genau diese Fähre von Sløvåg nach Leirvåg und dann noch ein Stück die N 57. Die verläuft dort auf einer schmalen Landzunge, die Teil einer größeren Halbinsel ist. Sobald es so etwas gab, nahm ich weiter östlich gelegene Straßen, die näher am Wasser entlang liefen bis zu der E 39. Auf dieser ging es dann nach Nordosten durch ein paar Tunnels. Witzigerweise gab es zwischen zwei nicht umfahrbaren Fahrradverbotstunnels noch Radwege. Vielleicht für die braven Leute, die ihre Fahrrad für den größten Teil des Weges mit dem Auto transportieren gut zu gebrauchen. Die Straße lief nun ganz lange an einem Fjord entlang, der die fast komplett von Festland umfaßte Insel Osterøya ("Osterinsel") umrundet.
Bald kam die Abzweigung der Straße nach Stamnes und Dale, auf der ich 1988 ein Stück gefahren war. Meine Straße führte weiter geradeaus durch eine sehr einsame Berglandschaft. Autos fuhren auch kaum welche und zumindest der Gegenverkehr war durch die Fähre beim Sognefjord alle halbe Stunde mal vorhanden und danach dann wieder fast ruhig. Der Anstieg war sehr sanft, zumindest mit der kleinen Gepäckmenge. Es gab dort oben noch einen lustigen Fahrradverbotstunnel , den man nur erreichen kann, wenn man über die Leitplanke und 100 Meter Geröll springt.
Kurz vor Matre wurde dann die ganze Höhe in einem langen und sehr breiten Tunnel wieder abgebaut. Der hätte sich auch auf einer sehr vielversprechenden Strecke umfahren lassen, aber das hätte wohl den zeitlichen Rahmen der Tagestour gesprengt. In Matre ging es dann schon einmal an einem Arm des Fjords vorbei, dann aber noch einmal über eine bergige Halbinsel nach Hope. Dort zweigte eine kleine Asphaltstraße nach Westen ab, die am Fjordufer entlangführte und dann durch ein schönes Moorgebiet, wo sie sich teilte. Man konnte nach Nordosten fahren, um den Tunnel nördlich von Hope mit einem etwa viermal so langen Weg zu umfahren. Oder nach Südwesten in Richtung Nautesund und Hosteland und Masfjorden. Ein lustiger Fahrradwegweiser empfahl diesen Weg auch nach Bergen, mit einem riesigen Umweg und einer zusätzlichen Fähre. Es war jedenfalls eine sehr schöne Fahrt, erst durch das Hochland mit dem Moor und dann meistens am Nordufer des Fjords entlang. Irgendwann abends war ich wieder in Nautesund.
Für den zweiten Ruhetag wollte ich mir diese neue Straße an der Küste entlang nach Rutledalen anschauen. Ich fuhr also den größten Teil des Weges nach Rutledalen zurück bis zum Ende des Gulafjords. Dort konnte man das Nordende des Fjords umrunden und auf der Südseite entlangfahren bis zu einem kleinen Hafendorf, das Eivindvik heißt. Dort war früher die Straße zuende, aber jetzt war sie einspurig, aber mit Asphalt weitergebaut worden bis Dingja, das an einer kleinen Bucht etwas südliche der Sognefjordmündung liegt. Ab Dingja gab es die Straße schon lange, das war aber ein recht holperiger Sandweg, den ich mit Heidruns MTB gerne befahren wollte. Den größten Teil des Weges fuhr man in der Nähe der Küste entlang, aber einige Male stieg der Weg mit Serpentinen an und verlief durch ein Seitental, einmal mit einem sehr schönen See. Wo man für größere Straßen Tunnels gebaut hatte, wurden bei dieser Straße, soweit es das Gelände irgendwie erlaubt, ohne Rücksicht auf Steigungen und Umwegen Umfahrungen gebaut, etwa wo ein steiler Felsen den Weg unten am Fjord versperrte. In dieser Gegend sind die Berge nicht so steil und es ging wirklich komplett ohne Tunnels.
Nach ziemlich langer Fahrt kam ich etwas oberhalb von Rutledalen wieder auf die N 57 und nahm dann unten am Fjord die Straße, die dem Südufer nach Brekke folgt. Durch einige kleine Dörfer ging es am Fjord entlang. Die erste Abzweigung, die irgendwo zum Gulafjord und damit zu Zeltplatz geführt hätte, ließ ich aus. Es sollte ja noch eine zweite Straße von Brekke nach Hosteland führen. Am Abend kam ich dort an. Es gab tatsächlich ein breites Seitental mit viel Landwirtschaft, durch das die Straße sanft anstieg. Offensichtlich war das Tal aber nicht so lang, also verließ die Straße das Tal und führt noch ziemlich steil über einen etwa 600 Meter hohen Paß. Oben war noch ein größerer Bereich, wo man nicht so genau wußte, wohin das Wasser jetzt lieber abfließt, aber dann ging es in Stufen wieder herunter, dann wieder ein längeres Stück durch ein breites Tal oder an einem See entlang und dann wieder weiter runter. Über Hosteland kam ich dann wohl wieder nach Nautesund zurück.
Am Mittwoch hatten wir schon unsere letzte Fahretappe vor uns. Von Nautesund nach Bergen gibt es vier plausible Routen:
- Über die Fähre Sløvåg - Leirvåg und dann über die westliche Nationalstraße (N 565). So sind wir 2006 gefahren.
- Über die Fähre Sløvåg - Leirvåg und dann auf der N 57 weiter nach Bergen.
- Über die Fähre Masfjorden und dann am Fjord entlang zur E 39 und nach Bergen.
- Über Hope, wie auf der Tagestour am Montag und dann auf der E 39 nach Bergen. Diese Strecke ist etwas länger, aber fährenfrei.
Ungefähr nach einem Drittel der Strecke trafen wir Terje Melheim, der uns eingeladen hatte, ihn in Bergen zu besuchen und uns entgegengefahren war, damit wir uns nicht in Bergen verirren. So konnten wir auch 60 km vor Bergen noch einmal eine sehr schöne Strecke finden, die an einem langgestreckten See entlang führte. Natürlich war diese Route wieder etwas bergiger, aber wir waren früh genug unterwegs, um es noch bis Bergen zu schaffen.
So kurz vor Knarvik wurde der Verkehr dann mehr, wir kamen über einige große Brücken. Die letzte Brücke war eine Art Ponton-Brücke. Sie schwimmt im Meer statt in der Mitte Pfeiler bis zum Grund zu haben. Sie sah aber wie eine normale Brücke aus, nicht wie eine Behelfsbrücke oder so etwas, was man sich unter Pontonbrücke vielleicht vorstellt. Auf der anderen Seite fing sofort die Großgemeinde Bergen an, 35 km vor der Stattmitte. Wir konnten noch ein Stück am Wasser entlang fahren, auf einem sehr schmalen Sträßchen, wo es dauernd Problem gab, wenn von beiden Seiten gleichzeitig Autos kamen, weil sie nicht aneinander vorbeikamen. Kurz vor Bergen kam noch ein letzter kleiner Berg. Die alte Poststraße war hier asphaltiert und führte über einen Bergrücken, den man auch umfahren oder mit einem Tunnel unterfahren kann. Aber diese Strecke ist besonders schön. Oben war ein kleiner See und auf der anderen Seite war dann schon Bergen und es war nicht mehr weit.
Am Donnerstag machten wir in Bergen einen Ruhetag, vor allem unsere Fahrräder. Wir gingen zusammen zu Fuß auf den Berg Ulriken und genossen die Aussicht auf Bergen mit seiner in Bau befindlichen Straßenbahn, den Häfen und den vielen Inseln und Halbinseln die man in der Nähe und in der Ferne sehen konnte.
Am Freitag fuhr schon am Vormittag unser Schiff. Wir konnte morgens noch ein bißchen von Bergen anschauen, aber nur so im Vorbeifahren. Diesmal war es ein ganz kleines Schiff, aber die Fjordline fuhr wenigstens jetzt nach Hirtshals und nicht mehr nach Hanstholm, was ja doch besser mit der Bahn erreichbar ist.
Von Hirtshals fuhren wir auf der dänischen N 13 nach Hjørring. Das haben wir bisher immer so gemacht, auch wenn es dort eine Bahnverbindung gibt. Aber für die 20 km lohnt es sich nicht und wir hatten doch sowieso genug Zeit und es ist noch einmal eine schöne Fahrt, wenn auch weniger spektakulär als in Norwegen.
In Westdänemark hat fast jedes Dorf einen Autobahnanschluß, oder es wird daran gearbeitet. Jedenfalls ist Hirtshals schon heute so ein Dorf. Dafür ist die Bahn in dieser Gegend ziemlich heruntergekommen und man Hirtshals und man schafft nur so gerade einen 50er-Schnitt von Hjørring nach Flensburg. Ich habe mir erlaubt, die Kondukteure zu fragen, wann endlich mal eine ernstgemeinte Bahnstrecke durch Jütland gebaut wird, aber das kann wohl noch viele Jahrzehnte dauern, auch wenn die Topografie und die relativ geringe Besiedlungsdichte es einfach machen würde. Speziell ist auch, daß man die Fahrradplätze reservieren muß, was recht mühsam ist, weil man recht lange eine Warteschleifenmusik zum Auslandstarif am Telefon anhören muß, bis es klappt. Und es klappt nicht, uns alle im selben Zug zu reservieren, weil pro Zug maximal 3-4 Fahrräder reserviert werden können. So mußten wir uns auf zwei verschiedene Züge aufteilen. Mein Sitznachbar im Zug war ein Militärtyp, der mir das Abknallen von Afghanen als eine Art Sozialberuf vorstellte, weil man ja so viel Menschenkenntnis braucht, um schnell zu wissen, ob man seinem Gegenüber trauen kann, sonst überlebt man da nicht lange. Weil die Klimaanlage nicht ging und es sehr sehr heiß war, wurde noch pro Fahrgast eine Flasche Wasser verteilt. Im letzten Zug sagte mir der Kondukteur noch, daß ich in Dänemark kein Tandem im Zug mitnehmen könnte. Ich habe es dann trotzdem getan und im nächsten Bahnhof stieg noch eine Familie mit zwei weiteren Tandems ein. Abends konnten wir nach einer kleinen Fahrt von Flensburg nach Hamburg den CityNightLine nach Basel nehmen und irgendwie nach Hause kommen. Einige von uns hatten sogar noch Plätze in dem CityNightLine von Kopenhagen nach Basel bekommen. Dadurch hatten sie noch etwas Zeit, sich Odense anzusehen, während Ulrich, Christina und ich doch den ganzen Tag im Zug unterwegs waren. Vielleicht lohnt es sich, für das nächste Mal einen dänemarkfreie Verbindung zu bevorzugen, zum Beispiel mit dem Nachtzug von Bergen nach Oslo und dann mit der Colorline nach Kiel.
Es war einen sehr schöne Fahrradtour und wir hoffen, daß wir einige der schönen Gegenden bald einmal wieder besuchen können.
Aus Gründen der Vollständigkeit habe ich es schon seit einigen Jahren als sinnvoll angesehen, noch eine kleine Tabelle anzufügen. Da kommt das Nordkap aber auch nicht vor, aber das wird man uns wohl verzeihen, da wir ja beim Geirangerfjord waren. Immerhin steht das in der Planung vor Nordkinn, Kirkenes, und Vardø, aber erst nach den Lofoten. Vielleicht 2013? Für 2010 und 2011 gibt es schon Pläne, über die ich erst hinterher schreiben will. Die Lofoten 2012 wäre toll, also können wir vielleicht 2013 zum Nordkap? Lassen wir uns überraschen. ;-)
Eine Landkarte mit der Route gibt es auch: Route
Links
- Årnes nach Trondheim (Sommer 2008) [Karl Brodowsky 2008]
- Sommer 2010 wird wohl erst danach geschrieben.
- Unsere erste Tandemtour durch Schweden und Norwegen [Karl Brodowsky 1999]
- Unsere erste Familienradtour [Karl Brodowsky 1994]
- Von Deutschland in das Land der Fjorde & zurück [Karl Brodowsky 1985]
- Deutschland, Schweden, Norwegen, Finnland und um die nördliche Ostsee [Karl Brodowsky 1987]
- 4 Monate durch Skandinavien [Thomas Kiser 1997]
- Bergen - Bodø ? [Terje Melheim 2006]
- Trondheim - Lofoten [Martin Kies 2002]
- Norwegen und Schweden mit Lofoten ? [Urs Arnold 2002]
- Norwegen: Küstenstraße N 17 [Hagen Schmidt 1994]
- Nordkap ? [Sandro Stiller 2001]
- Bergen - Nordkap - Hammerfest - Hurtigrute [Marion & Andreas Bugdoll 1995]
- veLOfoten ? [Terje Melheim 1990]
- Von Bayern bis zu den Lofoten [Winfried Beer 2000]