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Familienradtour in Schweden, Norwegen und Deutschland

Karl Brodowsky, gefahren 1994-07-21 - 1994-08-25, geschrieben 1994

Teil 4: Vom Siljansee zum Vättersee

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Nach so vielen Ruhetagen musste ich nun erst einmal für eine ziemliche Weile erholt sein. So nahmen ich die N 64 (heute N 26) nach Süden, die ich ganz ehrlich gesagt noch viel schöner fand als die am Tag davor benutzte Nebenstraße nach Siljansnäs. In Mora selbst wollten ich mich nicht mehr mit dem Einkauf aufhalten und fuhr bis zum nächsten Laden etwa 40 Kilometer. Da gab es dann aber auch gleich einen Spielplatz, einen Fluss und sogar eine Bahnlinie, die aber nicht im allerbesten Zustand zu sein schien. Am Nachmittag kamen ich dann leider an der einen oder anderen Baustelle vorbei, wo die N 64 anscheinend verbreitert wurde. Weil dabei zunächst der alte Asphalt komplett abgetragen wurde und dann auf der auf normalen Standardquerschnitt gebrachten Trasse ein entsprechend breiteres Asphaltband aufgetragen wurde, mussten ich leider einige Male mehr oder weniger lange Strecken schieben, die zusammen gut 2 Kilometer ausmachten. Ein Stück war auch mit Richtungsampeln versehen und dabei so schmal, dass die nachfolgenden Autos an mir nicht vorbeikommen konnten, während die entgegenkommenden Autos wiederum eine Grünphase auslassen mussten.

Als ich dann den Ort Vansbro erreichte, wo sich mehrere Bahnlinien und mehrere Nationalstraßen kreuzten und wo es sogar einen Zeltplatz gegeben hätte, konnten ich mich doch nicht entschließen, schon dort zu bleiben. So folgten ich der bewährten N 64 weiter in Richtung Filipstad. Nun ging es tendenziell eher bergauf als bergab und ich dachte mir, vielleicht noch die nächste Steigung zu überwinden und danach eine Stelle zum Zelten zu suchen. Weil dann aber doch die Aussicht, in der Dämmerung das Zelt aufzubauen, immer realistischer wurde, entschloss ich mich schließlich, kurz vor einer Kuppe einen kleinen Waldweg für eine kleine nächtliche Pause zu nutzen. Der Weg bot dann auch irgendwo Platz für das Zelt und mein Fahrrad mit dem Anhänger. Allerdings gab es da dann gleich so viele Blaubeeren, dass wir uns damit alle drei ziemlich vollschlagen konnten und außerdem noch eine kleine Schüssel bald reichlich gefüllt war.

Die Kuppe, die man am Abend gesehen hatte, erwies sich letztlich nur als geringfügige Abflachung der Steigung, die eigentlich insgesamt über fast 20 Kilometer anhielt, dabei aber andererseits auch nicht sehr steil war, wenn man davon absieht, dass es mit dem Anhänger natürlich trotzdem nur sehr langsam bergauf ging. Runter ging es dann leider auch nicht viel schneller, weil ich einen ordentlichen Gegenwind als Reisebegleiter bekommen hatte, der die Geschwindigkeit in der Ebene bei etwa 13 km/h festsetzte. Für einen ziemlich langen Abschnitt war die N 64 jetzt mit der N 245 gebündelt und wies dann auch gleich noch einen verengten Fahrbahnquerschnitt auf. Aber zum Glück nahm man auf beiden Seiten der Straße immer noch mehr von den Seen, Flüssen und Bergen wahr, als von Autos auf der Straße. Irgendwann kam dann auch ein Ort, in dem kurioserweise alle Läden zu waren. Das hatten ich an einem Sonntag in Schweden auf dieser Radtour noch nicht erlebt, zumal nicht einmal die Tankstellen Milch verkauften. Ein Kiosk, der normalerweise nur Pizza oder Kebab unter die Kundschaft brachte, hatte dann aber doch noch zwei Liter Milch zu verkaufen. Vielleicht hätte der Zeltplatz in Filipstad das auch gehabt, aber man kann das ja nie wissen.

Der Zeltplatz sollte nach Angaben meines vor der Reise angeforderten Zeltplatzverzeichnisses einige Kilometer vor Filipstad auf der Ostseite der dort mit der N 63 gebündelten N 64 an einem Seeufer liegen, was mir eigentlich Hoffnungen machte, dass die Wegweiser für die Feinsuche schon sorgen würden. Diesen Dienst verweigerten sie mir und ich raste schon auf Filipstad zu und hatte die Abzweigung längst hinter mir gelassen, als die Sache klar wurde. Zum Zurückfahren hatten ich aber nun keine Lust mehr und zum Durchfahren von Filipstad war es ehrlich gesagt schon etwas spät geworden. So mussten ich krampfhaft annehmen, dass vielleicht einer der letzten paar Waldwege vor dem Ortsanfang mir den Gefallen tun könnte, den ich von ihm erhoffte.

Aber das sah alles traurig aus. Auf der Ostseite war ein lautes Kieswerk und auf der Westseite war auch nichts zu holen, bis endlich ein Waldweg mit gelbem Wegweiser auftauchte, der also offensichtlich eine Art Nebenstraßenfunktion erfüllte. Da ging ich erst einmal herein und direkt neben dieser "Nebenstraße" hätte ich wohl auch zelten können, was mir aber nicht so recht gefiel, zumal die Stelle recht knapp bemessen war und nur mit sehr viel gutem Willen hinreichend viel Platz bot. Nach einem knappen Kilometer sah es dann besser aus, weil sich der Weg teilte und der Wegweiser nach rechts zeigte. Nach links war es dann echt nur noch Hauseinfahrt oder Waldweg und es gab auch bald wieder eine Abzweigung, die über eine Brücke ein Gleis überquerte. Da war dann gut zu erkennen, dass kein Wohnhaus in der Nähe stand und außerdem war der Platz auch hinreichend groß und nicht durch tote Äste ("widow maker") gefährdet, so dass ich nach dem Zeltaufbau das weitere auf den nächsten Tag verschieben konnte.

In Filipstad selbst füllten ich dann unsere Vorräte wieder etwas nach und fragte auch gleich jemanden, ob eine bestimmte vielversprechende Abkürzung asphaltiert sei. Dann fuhren ich bei ziemlich starkem Rückenwind weiter in Richtung Kristinehamn, bog aber nach relativ kurzer Fahrt von der N 64 nach links auf die N 237 in Richtung Karlskoga ab. Bald kam die besagte Abkürzung zum Tragen, wo ich wieder nach rechts abbog, um irgendwo zwischen der N 64 und der N 237 meinen Weg zu finden. Das war auch ein niedliches kleines Sträßchen, das sich dann bald mit einem anderen südlicheren Zubringer von der N 237 vereinigte und nach Kristinehamn führen sollte. Irgendwo ging es über eine Brücke, unter der ein kleiner Kanal hindurchführte und da wollten ich endlich einmal wieder eine kleine Badepause machen. Bernhard hatte mich die ganze Zeit immer wieder gefragt, was mit einem Auto passiere, wenn es ins Wasser fahre. Da hatten wir das endlich. Allerdings war das in Wirklichkeit vorher zu einem Boot umgebaut worden und ging wegen der Schwimmkörper nicht unter. Ich konnte ja auch ohne Schwimmkörper schwimmen und danach spannten ich wegen des aufkommenden Regens meine Plane auf und machte darunter eine kleine Pause. Dann ging es weiter und der Schauer hörte danach auch bald auf.

Die Abzweigung nach Karlskoga, die ich nehmen wollte, um in Wirklichkeit Karlskoga zu umgehen, kam und war entgegen den Angaben, die ich erhalten hatten, nur ein unbefestigter Feldweg. Nach Kristinehamn wollte ich irgendwie auch nicht und so musste ich umkehren und den vorher so schönen Rückenwind erstmal von der anderen Seite genießen. Über die N 237 kamen ich dann nach dieser Verlängerung von 15 Kilometern doch noch nach Karlskoga, wo ich wieder die E 18 überquerte. Dann kam ich südlich davon nach Degerfors, wo mein Zelt sich gut bewährte, als ich es auf dem Zeltplatz am See aufbaute, wo der Wind so richtig kräftig ankam und nur durch einige wenige Bäume gedämpft wurde. Weil es sich so anbot und um für einige Nächte im Wald vorbereitet zu sein, nutzte ich noch schnell die Wäschetrockner aus, auch wenn es nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Die Küche war dagegen wirklich ganz nützlich, während die kalten Duschen durch den See wohl eher redundant waren.

Die N 205, der ich nun folgte, führte an wunderbaren kleinen Seen vorbei. Ich fand eine schöne Stelle zum Rasten für die erste Pause und kam dann durch schöne Wälder in die Nähe von Laxå, wo ich noch einen Schweden mit Fahrrad traf, der von der Radtour mit Kinderanhänger ganz begeistert war. Nach Überquerung der E 3 (neu: E 20) kamen ich dann an einem Ort vorbei, dessen Umgehungsstraße schon fertig asphaltiert, aber noch nicht fertig freigegeben war. Das sparte mir gleichzeitig die ganzen Autos und den Stadtverkehr und ich hatte wirklich Glück damit, dass die Sache tatsächlich durchgängig fertig war. Dann kam ein Zeltplatz, den ich wegen seiner reizvollen Lage auf einer Landenge zwischen zwei Seen gerne für eine kleine Pause nutzte. Da gab es Enten, die so frech waren, dass sie mir das Brot, welches ich gerade selber aß, aus der Hand wegschnappten. Da hätte man sich direkt mit einer Pekingente schadlos halten sollen und können.

Nun kam so langsam das landwirtschaftlich genutzte Gebiet nördlich des Vättersees zum Vorschein und bald war ich so ungefähr an dessen Nordende. Da stieß ich auf die N 50 und N 49, die hier gemeinsam geführt wurden, sich aber bald teilten. Eine für das Ostufer und eine für das Westufer. Um ein bisschen etwas anderes als auf dem Hinweg zu sehen, der ja immerhin näher am Westufer verlaufen war, folgten ich dem Ostufer auf der N 50 und ging dann auch bald auf den ersten Zeltplatz, der sich so anbot. Das war ganz schön, um einmal wieder einen Ruhetag einzulegen, die Wäsche zu waschen, zu baden und auch noch einen chinesischen Garten zu besichtigen, der in der Nähe in so einem engen, steilen, kleinen Talkessel lag, von dem man vorher meinte, dass es ihn nur in Karl Mays Phantasie, aber nicht in der Wirklichkeit gebe.

Daneben war dann als Gegenstück auch noch ein Aussichtsberg, den die Kinder mit mir noch besteigen sollten, wobei Ulrich natürlich teilweise getragen wurde.

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