Zurück ins Flachland
In Trondheim blieb ich für zwei Nächte. Dort traf ich dann einen Radfahrer, der aus Deutschland kam (Wolfsburg) und der vorhatte, mit seinem Fahrrad in vier Wochen zum Nordkap und zurück zu fahren. Immerhin lag er in Trondheim noch im Plan, aber er hatte doch jeden Tag eine Strecke von 300 und mehr Kilometern zu fahren. Dafür hatte ich dann auch schon einmal Zeit zum Baden oder um das eine oder andere Foto zu machen, was bei ihm natürlich unter den Tisch fallen mußte.
Die obligatorische Suche nach einem Fahrradhändler gestaltete sich inzwischen recht schnell, denn der erste Händler, den ich fand, hatte die gelben Seiten und deshalb konnte dann der zweite Händler mir das, was ich suchte, verkaufen. Es war ja nur ein Reifen. Danach hatte ich dann echt noch eine Menge Zeit, um mir die Stadt ein wenig anzusehen, insbesondere auch den Dom, der mir sehr gut gefiel.
Die Weiterfahrt von Trondheim sollte mich wieder in Richtung Flachland bringen. Nach Westen ist es wegen der Wellen weder flach noch Land, nach Norden schon gar nicht und von Süden kam ich gerade. Also wandte ich mich nach Osten. In Stjørdal nahm ich die letzte Chance wahr, norwegisch einzukaufen. Dann fuhr ich auf der E 75 in Richtung Schweden. Erstmal war es natürlich immer noch ganz schön bergig und ich fuhr durch eine sehr schöne, fast unbesiedelte Gegend. Schweden ist halt auch gerade in der Nähe der norwegischen Grenze schön. Und nachts sowieso, ich konnte nämlich eine tolle Stelle im Wald finden.
Mit den Bergen war es dann wirklich so langsam vorbei, aber Wind gab es immer noch. Die nächste Nacht fand ich auch noch ein ruhiges Plätzchen, aber dann kam ich doch bald nach Östersund und die Straße wurde wirklich breit und die Gegend erkennbar besiedelt. Aber auch die nächste Nacht gab es wieder eine schöne Stelle, irgendwo zwischen Östersund und Sundsvall in der Nähe eines großen Sees, wenn auch nicht direkt am Ufer. Das sollte mir aber an den folgenden drei Nächten vergönnt sein.
Südlich von Sundsvall hatte ich auf der Karte schon so einen See gesehen, an dem die E 4 direkt verbeizuführen schien. Das war natürlich sofort als Übernachtungsstätte angepeilt, zumal mein Wasservorrat irgendwie auch nicht mehr so großzügig bemessen war. Der See kam dann auch bald, aber er war doch einige 100 Meter von der Straße entfernt, mit einem Bahngleis dazwischen und ansonsten einem Wald, der vielleicht für die Elite der Mountainbiker als Aufnahmeprüfung herhalten könnte, aber für mich doch jenseits der Befahrbarkeit war. Aber ich blieb doch nicht ganz ohne Hoffnung, denn am Seeufer gab es einen Waldweg. Ein paar Kilometer nach Süden gefahren und ein paar Kilometer auf dem Waldweg wieder nach Norden gelaufen und ich hatte meinen See vor mir. Das Zelt aufzubauen war gar nicht so leicht, weil alles voll mit Blaubeeren war, die ich lieber essen als zerdrücken wollte. Aber dann gab es noch Gelegenheit zum Baden und natürlich mußte das Wasser auch für Kanadasaft herhalten, dann war es ja sogar abgekocht. Morgens gab es natürlich auch Kaffee aus dem See.
Weil es so schön war, ging ich für die nächste Nacht wieder an einen See und die übernächste Nacht war dann schon kurz vor Uppsala, natürlich auch wieder am Wasser, diesmal aber zur Abwechslung auf einem Zeltplatz. Dafür bekam ich dann sogar Hilfe beim Zeltaufbau, was mit meinem damaligen Zelt ein nicht zu unterschätzender Vorteil war, denn das war so ein Supermarktzelt, das ich halt einmal unbedingt im Frühjahr kaufen mußte, als es nichts anderes gab. Und das Überzelt war nicht dabei, sondern mußte jeden Abend neu entworfen und aus Planen und Schnüren und vorhandenen Befestigungsmöglichkeiten erstellt werden.
Uppsala sah ich mir damals natürlich auch etwas ausführlicher an. Daß ich dazu noch öfter Gelegenheit bekommen würde, wußte ich nicht. Aber wie das Leben so spielt wohnte meine Schwester später für ein paar Jahre dort. Aber schon damals wohnten Verwandte von mir in einem nördlichen Vorort von Stockholm, den ich wie durch ein Wunder dann am Abend noch gefunden habe. Um mir auch Stockholm anzusehen blieb ich dann gleich zwei Nächte dort und gönnte meinem Fahrrad einen Ruhetag und mir eine Zugfahrt in die Stadt und eine Bootsfahrt durch den Schärengarten nach Vaxholm.