Donnerstag, 2001-08-02
Um 7.30 Uhr gibt es Frühstück mit Müsli usw. Danach schwingen wir uns gleich wieder auf die Räder, und fahren die erste Stunde gemeinsam mit Glenn und Vroni. Wolken tummeln sich, igitt, welch' häßlicher und ungewohnter Anblick. Das Wetter könnte kippen. Aber noch ist es sonnig und warm. Zunächst fahren wir über die Staumauer ans andere Ufer des Sees, und auf guten Waldwegen am See entlang. Nachdem wir uns von Vroni und Glenn getrennt haben geht es auch noch eine Zeit lang in flottem Tempo durch die Landschaft. Dann aber wieder der unvermeidliche Anstieg zum 2300 m hohen "Passo di Verva". Der Weg ist zwar nicht so steil, aber total steinig, so daß wir meistens schieben müssen. Hinter dem Paß fahren wir auf recht steilem, steinigen Gelände abwärts. Schließlich wird der Weg zur asphaltierten Straße. Nun beginnt die längste und rauschendste Abfahrt, die wir bisher erlebt haben. 17 km geht es eine halbe Stunde lang in Serpentinen abwärts bis wir den Ort "Grossio" erreichen. Den Ort kann man schon lange vorher von oben sehen, bevor wir tatsächlich unten ankommen. Wir sind noch ganz benommen von diesem Geschwindigkeitsrausch. Meine schnellste Geschwindigkeit bei dieser Abfahrt waren 48 km/h!
In "Grossio" ist es heiß wie in einem Backofen. Das Thermometer zeigt 32 Grad. In einer hübschen Bar an der Straße essen wir je ein Panini und trinken Kaffee und Saft. Wir futtern zwar ständig Banane und Müsliriegel, aber jetzt müssen wir uns stärken, da ein langer, schweißtreibender Anstieg bevorsteht. Der Anstieg zum "Passo Foppa". Um 14.20 Uhr starten wir auf einer asphaltierten, wenig befahrenen Straße. In Serpentinen windet sich die Straße mal steil, mal weniger steil nach oben. Die Straße führt durch Wald, Wiesen und an Weilern vorbei. Überall rauscht Wasser die Felswände hinab. Die Landschaft ist traumhaft schön, alles wirkt so idyllisch und beschaulich. Letztendlich benötigen wir für diese 1200 Höhenmeter 3 ½ Stunden. Das erste Drittel trete ich noch recht zügig, hochmotiviert und Panini-gestärkt kräftig in die Pedale. Im zweiten Drittel zeige ich erste Schwächen und falle sogar mal vom Rad. Das letzte Drittel schaffe ich nur noch schiebend, mit gutem Zureden und durch Ro's Hilfe. Zeitweise schiebt er nämlich unsere beiden Räder, da ich völlig entkräftet bin. Immer wieder bleiben wir stehen, trinken, essen Banane oder Müsliriegel. 1999 ist hier sogar der Giro d'Italia rübergefahren - und jetzt ich! Der Asphalt ist flächendeckend mit Anfeuerungen für die Fahrer bemalt. Wenn mir jetzt eine Menschenmenge zujubeln würde, wäre ich vielleicht auch ein wenig schneller. Die Straße zieht sich wie Kaugummi - es sind die längsten 3 ½ Stunden meines Lebens! Trotzdem verliere ich den Blick für die reizvolle Umgebung nicht. Wir kommen an einzeln stehenden Höfen vorbei oder an kleinen Weilern. Endlich, endlich, der Paß ist erreicht. Meine Beine und mein Rücken schmerzen, ich spüre jeden Knochen in meinem Leib'. Noch ein paar Meter abwärts, und da steht das Albergo "Mortirolo". Zum Glück können wir hier heiß duschen - ein Balsam für meinen wunden Körper. Da ich so erschöpft und zu nichts mehr fähig bin, falle ich aufs Bett, während Ro unserer beider Klamotten am Waschbecken wäscht. Später, als ich mich wieder ein wenig erholt habe bestellen wir das Abendessen. Spaghetti Pomodoro, Polenta, Fleisch und Früchte. Mit einem älteren Pärchen sind wir anscheinend die einzigen Gäste in dem großen Haus. Anschließend falle ich wie ein Stein ins Bett, schlafe aber schlecht. In der Nacht gibt es ein heftiges Gewitter.
Höhenmeter: | 1'700 m |
Strecke: | 67 km |
AVS: | 10.1 km/h |
Fahrzeit: | 6.36 h |