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~Transalp~

Radltour von Oberstdorf zum Gardasee

Monika Güttler, gefahren Freitag 2001-07-27 bis Mittwoch 2001-08-15

Samstag, 2001-08-04

Der letzte Radltag bricht an. Ein Blick aus dem Fenster - seufz - der Himmel ist völlig bedeckt. Um 8.00 Uhr gibt es Frühstück. Ein Buffet ist aufgebaut mit Müsli, Brötchen Marmelade. Ro bedauert allerdings, daß es keine Wurst und keinen Käse gibt.

Um 8.45 Uhr fahren wir los, die letzten zwei Kilometer zum "Passo Campo" (1.860 m). Von dort haben wir einen herrlichen Blick auf das gewaltige Brentamassiv, das teils von Wolken eingehüllt ist. Am Paß ist es kühl, und da jetzt eine rasante Abfahrt folgt, ziehen wir uns wärmende Shirts an, Brille und Helm auf, und huibuuuuuu, ab geht's. Die Straße führt direkt hinunter nach "Madonna di Campiglio". Mit Begeisterung jagen wir den Hang hinab. Zum Glück funktionieren meine Bremsen zuverlässig, denn auch bei dieser Abfahrt erreiche ich Geschwindigkeiten bis über 50 km/h. In "Madonna" ist es wieder so warm, daß ich bequem in Top und kurzer Hose weiterfahren kann, obwohl es weiterhin bewölkt bleibt. Wir fahren auf einem geschotterten Radweg, vorbei an einem Bach durchs Tal bis nach "Tione". Ab hier geht's nun wieder bergan auf einer sehr wenig befahrenen Paß-Straße. Dieser letzte Paß ist nicht mehr hoch, lediglich 1000 m. Doch ich spüre in meinen Muskeln und Knochen die vergangenen Tage. Mit einiger Kraftanstrengung und viel gutem Willen schaffe ich diese letzte Hürde und komme völlig verschwitzt oben an - Ro wartet bereits, er ist ja immer schneller. Die Klamotten stinken, ich stinke - Endzeitstimmung! Bin ich froh, wenn wir den Gardasee endlich erreicht haben. Eine längere Pause von einigen Tagen brauche ich nun dringend, denn meine Kräfte und auch die Motivation schwinden jetzt immer mehr.

Wieder folgt eine angenehme schöne, etwas kürzere Abfahrt. Mit einem Mal beginnt es zu regnen, nicht viel, aber stetig. Dicke Tropfen klatschen auf die Straße. Schnell ziehen wir Rucksackhüllen und Regenjacken über. Im warmen Sommerregen fahren wir weiter bis zu einer Trattoria. Wir sitzen im Freien, überdacht und warten bei Toast und Cappuccino auf das Regenende. Bald ist's so weit und wir können wieder weiter. Jetzt noch der krönende Abschluß - eine ewig lange Talabfahrt mit Blick auf den "Lago di Garda". Ich könnte heulen, vor Freude. Wir haben's geschafft, wir sind mit dem Fahrrad über die Alpen! Lange Zeit fahren wir die Straße in Serpentinen hinab, immer den Blick auf "Riva" und den See. gerichtet. Das überschäumende Gefühl, das jetzt aufkommt in mir, kann ich kaum beschreiben. Hier sitze ich nun in meinem Sattel, rausche die Straße hinunter, mit mir und der Welt alleine, Ro ist natürlich längst wieder ein paar Kehren weiter als ich, weit unter mir der wunderschöne See und hinter mir die Berge. Gleich platze ich vor Freude, vor Erleichterung, vor Stolz - ein Wahnsinn. Endlich sind wir unten. Die Sonne bricht durch, der See funkelt und wir steuern unser Rad nach einer Woche in den Alpen endlich zum Ortseingang "Arco". Wau - von Oberstdorf zum Gardasee. Ein großartiges Abenteuer geht zu Ende. Ich kann das noch gar nicht fassen, daß es nun wirklich geschafft ist, daß es vorbei ist. Ro und ich beglückwünschen und umarmen uns gegenseitig.

Glücklich und fassungslos kommen wir an in "Arco". Wir radeln durch den Ort, grinsend und strahlend von einem Ohr zum anderen. Alles um uns herum erscheint so unwirklich. Jetzt folgt der spannende Moment, ob das Auto wohl noch dasteht -wir biegen um die Ecke und fahren auf den Platz, und da steht die Kutsche, unversehrt. Ich spurte gleich zum nächsten Telefon, um die freudige Botschaft der glücklichen Ankunft nach Hause weiterzuleiten. Die Wolken haben sich nun fast gänzlich verzogen, die Sonne strahlt und es ist brütend heiß. Wir sind fertig, völlig ausgepowert und verschwitzt, aber superglücklich. Die Strapazen der vergangenen Tage sind vergessen, und jeder Schweißtropfen wird verehrt. Den restlichen Nachmittag verbringen wir im angrenzenden Freibad mit duschen, sonnen, ausruhen. Wir liegen in "Arco" im Schwimmbad, es ist Samstag 16.15 Uhr, und können's noch gar nicht glauben.

Der ganz realistische Hunger treibt uns schließlich ins "Pace", "unsere" Pizzeria in "Arco". Vor der leckeren Pizza verdrücke ich noch eine große Portion Eis, und im Café "Trentino" genießen wir den warmen Abend. Später jedoch ergießt sich ein kräftiges Gewitter über Arco, ein milder Sommerregen.

vmax:56.2 km/h (Maximalgeschwindigkeit)
Strecke:77.83 km
AVS:16.6 km/h
Fahrzeit:4.40 h

Sonntag, 2001-08-05

© Monika Güttler