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~Transalp~

Radltour von Oberstdorf zum Gardasee

Monika Güttler, gefahren Freitag 2001-07-27 bis Mittwoch 2001-08-15

Montag, 2001-08-13

... und als wir in der Früh' wieder aufstehen, schlafen die immer noch! Während dem Frühstück diskutieren wir, ob wir heute den knackigen Klettersteig oder lieber den Wanderweg zur Agostinihütte "nehmen". Wir entscheiden uns für den Wanderweg. Der Weg ist wunderschön, wie auch das Wetter. An der Agostinihütte sind wir gegen Mittag und verzehren gierig jeder ein Panini (als ob wir heute noch nix gegessen hätten ...!) und trinken Apfelschorle dazu. Ein kalter Wind kommt auf. Doch der nächste Anstieg ist gleich wieder schweißtreibend. Es folgt ein kurzer, aber luftiger Klettersteig mit vielen senkrechten Leitern, der in einer Scharte endet. Bunte, kleine Blumen wachsen hier am Fels. Die Präsenz und die Schönheit dieser kleinen Geschöpfe der Natur faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Gibt es doch sonst hier "nur" Fels und Stein, ein paar Flechten noch in kräftigen Farben. Oben an der Scharte angekommen, erwartet uns ein Blick ins andere Tal. Tief unten können wir ganz klein schon unser heutiges Ziel erkennen - die XII-Apostoli-Hütte. Die Stimmen der Menschen dort unten kann ich ganz schwach bis hierher hören. Über ein recht langes Schneefeld müssen wir nun absteigen. Ro benutzt als Stütze seinen Eispickel, ich habe zum Glück meine Wanderstöcke dabei, die Andreas und ich uns jetzt teilen. Nach ca. 1 ½ Stunden Gehzeit erreichen wir schließlich die Hütte. Der Außenbereich ist belagert mit vielen sonnenhungrigen, dürftig bekleideten Menschen. Andreas meint, diese Szenerie erinnert ihn an den Strand von Rimini - recht hat er!

Nach einem erfrischendem Getränk holen wir uns einen Chip für 5.000,00 Lire und können endlich mal wieder duschen und Haare waschen - welch' ein Segen. Als wir frisch geduscht jeder von uns Cappuccino und Kuchen nach draußen balanciert, ist fast kein Mensch mehr zu sehen. Wir staunen nicht schlecht, ob dieser plötzlichen Leere und angenehmen Ruhe. Die vielen Leute waren fast ausschließlich Tagesgäste. Die Hütte selbst ist gar nicht so groß und bietet nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten. Die dafür sind erste Sahne. Wir haben ein Zimmer mit acht Betten, aber richtige Betten, mit Lattenrost und so. Die ganze Hütte ist ein einziges Schmuckstückchen. Sie ist wohl frisch renoviert, ganz liebevoll hergerichtet mit Blick fürs Detail und sehr netten Wirtsleuten. Gegenüber der Hütte ist ein riesiges Kreuz in den Fels gehauen. Hinter dem Kreuz befindet sich ein Hohlraum, in dem ein Altar steht. Wir gehen zwar nicht hin, aber das habe ich auf einer Postkarte gesehen. Wir bleiben so lange draußen sitzen, bis die Sonne lange, kühle Schatten wirft. Das Abendessen ist köstlich und wir essen wieder ohne Ende (beinahe). Mit am Tisch sitzt ein junges Pärchen aus Regensburg. Ihnen sind wir in den vergangenen Tagen schon ein paar mal begegnet. Später setzen wir uns hinter die Hütte auf eine Bank und warten auf den Sonnenuntergang hinter einer zackigen Bergkulisse. Wir wetten, wann die Sonne denn nun exakt hinter den Bergen verschwindet. Ich sage 20.15 Uhr - und auf die Minute genau versinkt der rote Feuerball um 20.15 Uhr ... Die meisten Hüttengäste sind jetzt draußen und genießen ebenfalls die schöne Abendstimmung. Direkt neben uns stehen zwei junge Männer und ein Mädchen, vermutlich Italiener. Auf einmal fangen die drei an in englischer Sprache zu singen. Die Gespräche um uns herum verstummen, und alles lauscht dem Acapella-Gesang. Nach Beendigung der spontanen Darbietung ernten die drei jungen Künstler heftigen Applaus - zu Recht, denn die haben das ganz klasse gemacht. Anschließend geht ein Gast mit einer Flasche Rotwein herum und schenkt jedem einen Schluck ein.

Dienstag, 2001-08-14

© Monika Güttler