Teil 3
2006-07-22 Der Weg bis zu den blauen Bergen sollte ja recht weit sein. Wir entschieden uns deshalb, in Åkrestrømmen einen Ruhetag zu machen und dann am Tag darauf eine etwas längere Etappe zu planen, da dazwischen nicht so wirklich einleuchtende Übernachtunsorte waren, die sich aufdrängten. Es gibt den Storsjøen, einen See im Verlauf der Rena, der in Åkrestrømmen anfing und sich fast 35 km weiter stromabwärts erstreckt, aber nur maximal 1.7 km breit ist. So hatten wir einen schönen Strand und auch eine Idee für eine Tagesausflug auf der gemäß Zeltplatzwart völlig flachen Straße auf dem Ostufer des Sees am Nachmittag. Wir fuhren ungefähr die ersten 10 km zu zweit, dann bin ich noch selber ein Stück weiter gefahren und ein paar Kilometer südlich des Südendes des Sees wieder umgekehrt. Mit einem MTB wäre es noch eine interessante Option gewesen, auf der nicht asphaltierten Mautstraße auf dem Westufer zurückzufahren. So blieb ich auf dem Ostufer. Natürlich war es nur norwegerflach, denn die Straße stieg durchaus schon einmal gut 100 m über den Seespiegel an. Aber verglichen mit anderen norwegischen Straßen war das natürlich flach.
2006-07-23 Am Sonntag sollte es zu den blauen Bergen gehen. Erstmal hatten wir eine norwegerflache Strecke am Westufer des Storsjøen, bis die N 30 nach Westen abbog. Hier sollte ein kleiner Paß kommen, aber mit nur minimalem Höhenunterschied. So minimal war es vielleicht nicht ganz, aber doch auch nicht besonders hoch, obwohl es ja die Wasserscheide zwischen Rena und Glåmma sein sollte. Mit ein paar leicht angedeuteten Serpentinen kamen wir auf den kleinen Paß und auf der anderen Seiten gab es einen Rastplatz an einem kleineren See mit vielen Wasserpflanzen. Bald kamen wir nach Koppang und dann auch bald über die Glåmmabrücke. Danach wollten wir uns nicht lange aufhalten, um zu sehen, ob es sich vielleicht lohnt, auf dem Glåmma-Ostufer zu fahren und wir nahmen einfach die N 3 auf dem Westufer anch Norden. Leider regnete es auf diesem Abschnitt, so daß wir die Lastwagen noch viel lauter wahrnehmen konnten als bei gutem Wetter, aber es war nur ein sehr kurzes Stück.
Nach ungefähr 20 km kam schon unsere Abzweigung, die N 219 nach Westen. Sie ging schon recht steil bergauf, aber bald kam die Abzweigung des Friisveien nach links. Das war richtig steil, so 14-16%, was sogar Norweger schon als "steil" zur Kenntnis nehmen. Zum Glück war dort außer uns fast kein Verkehr und wir konnten die Steigung mit viel Mühe durch Schlangenlinien auf der Fahrbahn bewältigen. Wir konnten uns teilweise etwas gegenseitig helfen, einen Teil des Gepäcks nach der größten Steigung oben abstellen und dann Ulrich und Heidrun noch helfen, ihr Gepäck nach oben zu transportieren. Nach ein paar Kilometern hörte diese extrem starke Steigung auf, aber eine etwas flachere Steigung blieb uns erhalten. Wir kamen bald aus dem Wald heraus und durch ein Gebiet, wo es wohl noch Gras und Moore und viele kleine Bäche gab. Am Abend hatten wir das Gefühl, ziemlich oben angekommen zu sein und bauten unsere Zelte irgendwo an einer halbwegs geschützten Stelle auf.
2006-07-24 Am nächsten Morgen versuchten wir natürlich extra früh aufzustehen, aber es war ganz bewölkt, so daß die blauen Berge diesmal ausfielen. Trotzdem wollten wir natürlich weiterfahren und es stellt sich heraus, daß es bis zur Paßhöhe noch einige Höhenmeter waren. Wir konnten die erste Pause bei einem See machen, der vielleicht die Paßhöhe darstellte. Aber danach hatten wir den typischen Unterschied zwischen norwegischen Pässen und Alpenpässen unter uns. Alpenpässe steigen meist auf der einen Seite an, ohne zwischendurch Gefälle aufzuweisen. Ausnahmen wie Ova Spin beim Ofenpaß sind eher selten. In Norwegen bewegt man sich aber oft in einem hochgelegenen Gebiet und hat dort immer wieder steile Anstiege und Abfahrten, bis man dasn Hochland verläßt und dafür eine mehr oder wenige steile Abfahrt hat. So war es auch hier und wir konnte nicht wirklich sagen, wo der höchste Punkt war, das war ja auch egal.
In Ringebu kamen wir in das Gudbrandsdalen. Das ist vielleicht von diesen Nord-Süd-Tälern das wichtigste, mit viel Landwirtschaft und einer für norwegische Verhältnisse noch relativ viel befahrenen Europastraße. In Ringebu konnten wir noch eine schöne Stabkirche ansehen und dann weiter nach Norden fahren. Irgendwo in Kvam, etwa 20 km vor Otta, fanden wir einen Zeltplatz wie der in Mora nebenbei ein bißchen Freilichtmuseum spielte, und ein paar schöne alte Bauernhäuser als Servicehäuser hatte, aber es war eher ein kleiner Zeltplatz und der in Mora ist riesig.
2006-07-25 In Kvam nahmen wir Abstand von der Idee, dort einen Ruhetag zu machen und fuhren weiter nach Otta. Dort konnte ich eine kleine Reparatur an der Schaltung vornehmen lassen. An diesem Tag war es extrem heiß und es ging mir nicht so gut wie an den Tagen davor. Vielleicht war es die Hitze, denn es ließ sich mit einer kleinen Pause und ein bißchen Wasserkühlung doch beheben. In Otta verließen wir die E 6 und fuhren in Richtung Lom, Sognefjell und Geirangerfjord nach Westen weiter. Das Gudbrandsdal geht für die Insider, die sich wirklich auskennen, auch in dieser Richtung weiter und der Fluß hieß wohl auch Otta und führte sehr viel Wasser. So konnten wir uns bei der nächsten Pause doch noch einmal abkühlen, aber am Abend, als es nicht mehr so warm war, ging es mir immer noch nicht wirklich gut und ich mußte mich ein bißchen abschleppen, um die relativ flache restliche Strecke bis Lom zu schaffen. Immerhin hatten wir eine Teilstrecke, die etwas höher gelegen am Rand des Tales verlief, während unten im Tal ein Feuchtgebiet war, das man wohl nicht mit der Straße durchqueren wollte. Dort konnten wir zum ersten Mal Elche sehen, die dort auf einer Sumpfwiese weit unterhalb von uns herumliefen. Christina war diejenige, die sie sah und sie machte mich darauf aufmerksam. Seit diesem Jahr haben wir in Norwegen oder Schweden in jedem Sommer Elche angetroffen. Vielleicht war der Blick jetzt besser geschult oder die Elche hatten sich an uns gewöhnt.
2006-07-26, 2006-07-27 & 2006-07-28 Lom hatte einen relativ großen Zeltplatz, der an einem Hang angeordnet war. Es gab nicht nur wie immer eine gute Bademöglichkeit in einem See, sondern auch eine Sauna. Die Beschallung in den Serviceräumen fand mit Musik einer lokalen Band statt, für die der Zeltplatzwart einen Teil der Texte geschrieben haben soll. Man versuchte wohl auch, die CDs in der Rezeption zu verkaufen. Leider wurde Christina und ich krank und so waren wir drei Tage in Lom. Im Zelt konnte man es tagsüber nicht aushalten. Das wurde viel zu heiß, aber wir konnten unserere Plane aufspannen und damit ein bißchen Schatten machen. Man sagte uns bei der Touristeninformation, daß Lom ungefähr so trocken wie die Sahara sei. Aber trotzdem war es sehr grün.
Letztlich konnten wir trotz allem ein paar kleine Spaziergänge in der näheren Umgebung machen. Es gab ein Steinmuseum und ein Freilichtmuseum und eine Stabkirch. Außerdem schöne Stromschnellen am Fluß, der vom Sognefjell kommt. Der Fluß Otta bildete auch noch einen langgestreckten See.
Es gab noch die Möglichkeit, eine Wanderung auf den Berg in der Nähe von Lom machen. Aber Pläne wie ein Tagesausflug nach Geiranger mußten letztlich ausfallen. Letztlich ergab sich für diese Strecke 2009 noch einmal eine Gelegenheit.