Teil 2
2006-07-15 In Mora wollten wir zwei Ruhetage verbringen. Für den ersten Tag hatten wir die Idee, nach Sollerön zu fahren, was letztlich nur für uns zu zweit stattfand. Wir konnten unsere Fahrräder irgendwo abstellen und einen Kulturpfad zu Fuß erkunden. Diese Insel ist seit der Eisenzeit bewohnt. Ob es damals schon Brücken zum Festland gab, ist zumindest umstritten. Aber diesmal konnten wir von diesen Brücken profitieren und die ganze Insel erkunden und auf dem Rückweg noch die andere Brücke befahren. Das Wetter war sehr schön und überhaupt heißt die Insel ja Sollerön, also so etwas wie Sonneninsel. Daß paßte an diesem Tag sehr gut. Außerdem konnte ich an diesem Tag noch mit Heidruns MTB ein Stück des Weges in Richtung Hemulånsjö fahren und so eine kleine Runde in dem fast unbewohnten Gebiet fahren, daß wenige Kilometer westlich des Zeltplatzes anfängt. Beim nächsten Besuch in Mora im Jahr 2008 sollte es dann für eine Runde bis Venjan, dem nächsten Ort auf der anderen Seite dieses unbewohnten Gebiets, reichen.
2006-07-16 Es stellte sich heraus, daß das Tomteland nicht mehr wirklich gefragt war, aber der Bärenpark interessiert uns doch noch sehr. Wir wollten diesmal die Route verwenden, die wir 2000 mit dem gemieteten MTB gefunden hatten. So fuhren wir wieder am Westufer des Orsasees durch Bonäs und Våmhus. Das sind malerische Dörfer mit sehr schönen dunkelroten Holzhäusern, die fast wie ein einziges Freilichtmuseum aussehen würden, wenn da nicht eine Tankstelle dazwischen wäre. Nördlich von Våmhus überquerten wir noch eine Brücke und bogen dann in einen Waldweg nach links ab. An diesem Tag fuhren Heidrun und Bernhard zusammen auf dem Tandem, Christina mit Heidruns Fahrrad und ich mit Bernhards Fahrrad. Später würden wir wieder zurücktauschen. Irgendwo im Wald gab es dann Holzwegweiser nach Fryksås und wir kamen dann auf die Straße von Orsa nach Fryksås und Grönklitt, aber schon auf halber Höhe oder so.
Im Bärenpark hatten wir an diesem Tag sehr schönes Wetter, es war sogar so heiß, daß unsere Wasserflaschen schnell leer wurden. Abends wollten wir noch einmal ein bißchen Tempo machen. Auf der Abfahrt bis Orsa ging das sehr gut. Danach hatten wir erst einmal eine sehr schmale und kurvige Teilstrecke der N 45 bis zur Gemeindegrenze von Mora. Dort wurde sie dann sehr breit mit sehr breiten Randstreifen und großzügiger Trassierung. In Mora konnten wir auf dem Zeltplatz noch Minigolf spielen. Das hat in Schweden fast jeder Zeltplatz, in Norwegen ist es eher die Ausnahme.
2006-07-17 Für uns war Mora eigentlich ein Abstecher, wir mußten wieder am Österdalsälven stromaufwärts fahren. Um das nicht zu offensichtlich zu machen, fuhren wir diesmal nicht auf dem Westufer über Gopshus und Oxberg, sondern auf dem Ostufer auf der N 70. Wir fanden eine sehr schöne Pausenstelle. Dort gab es einen Rundweg von ein paar Kilometern Länge, der über einige Hügel letztlich bis zum Fluß führte. Nördlich von Älvdalen kamen wir dann wirklich aus der besiedelten Gegend heraus. Es gab natürlich immer wieder Staudämme, solange wir noch in der Nähe des Österdalsälven fuhren. Am Åsen-Stausee zelteten wir an derselben Stelle wie 2002 ganz nah am Wasser.
2006-07-18 Die Straße entfernte sich jetzt für eine Strecke etwas von dem Fluß und verlief durch etwas bergigeres Gelände. Wir konnte wirder bei dem Moor mit der schönen eingefaßten Quelle in der Mitte eine Pause machen und unsere Trinkwasservorräte auffüllen. Es war natürlich oft gar nicht so einfach, für eine Pause einen geeigneten Ort zu finden, weil normalerweise die Bäume, an die man das Fahrrad anlehnen könnte, weit weg von der Straße auf der anderen Seite des Grabens standen. Das war zum Teil sogar bei abzweigenden Waldwegen noch so. Abends kamen wir auf den Zeltplatz von Särna. Der lag schön an einem Hang. Unten war der Österdalsälven, dem wir uns hier wieder angenähert hatten.
2006-07-19 In Särna machten wir wieder einen Ruhetag. Am Vormittag fuhr ich mit Bernards Fahrrad auf der N 311 etwa 35 km in Richtung Malung ungefähr bis zu dem Ort, wo wir 2002 vorbeigekommen waren. Auf dem Rückweg kam ich ganz in der Nähe von Särna bei einem Berg mit einem Aussichtsturm vorbei, den ich mir noch von oben anschauen wollte.
Am Abend fuhren wir zu zweit in Richtung Ljørdalen zum Njupeskär, dem höchsten Wasserfalls in Schweden. Die Straße führte am Nordhang eines breiten Tals entlang, das dann mußte man dieses Tal durchqueren. In dem Tal verläuft die die Fulån, einen Quellfluß des Västerdalsälven. Die Fahrt hierher hat also wieder die Wasserscheide zwischen Västerdalsälven und Österdalsälven überquert. Auf der anderen Seite mußte ich wieder hochfahren. Dort befindet sich das Fulufjäll, ein Gebirgszug im Schwedisch-Norwegischen Grenzgebiet und ein Naturpark. Im Fulufjäll befindet sich der älteste bekannte Baum der Welt, eine 9550 Jahre alte Fichte ? (Old Tjikko, Wikipedia, Wikipedia englisch, Wikipedia schwedisch, schwedisch). Der genaue Standort des Baumes ist aber zur Zeit nicht öffentlich bekannt, damit nicht Sammler sich ein Stück Holz davon mitnehmen. Die letzten zwei Kilometer zum Wasserfall muß man zu Fuß zurücklegen. Auf dieser Reise war mir Old Tjikko auch noch nicht bekannt. Aber 2011 und 2015 sollte ich auch diesen Wunderbaum sehen.
2006-07-20 In Särna durchquerten wir die Fjällportan, die Gebirgspforte. Jetzt waren wir also wirklich mittendrin und hier sollte es sogar Rentiere und Lappen (oder Samen) geben und überhaupt waren wir jetzt richtig im Norden und im Hochgebirge gelandet. Tatsächlich blieben wir doch noch bis Idre in einem großen Tal, das hier noch vom Österdalsälven durchflossen wurde. Der Anstieg war nur langsam, aber rechts und links konnten wir immer besser die hohen Berge sehen, die es hier in der Umgebung schon gab. In Idre mußten wir noch nach links abbiegen und einen kleinen Anstieg bewältigen. Wir verließen den Österdalsälven jetzt wieder, aber wir bewegten uns immer noch in einem großen Tal, daß hier zwei Flußsysteme zwischen den sonst viel höheren Bergen verband und die Wasserscheide zwischen Österdalsälven und Femundselva bildete. Die Femundselva heißt weiter unten erst Trysilelva, dann Klarälven und dann vielleicht sogar Götaälv. Es ist eigentlich erstaunlich, daß meistens lange Flüsse auf dem gesamten Flußlauf einen einheitlichen Namen haben, aber in diesem Fall ist es ausnahmsweise nicht so.
Am Abend kamen wir durch eine Landschaft mit sehr vielen Seen, die hauptsächlich südlich unserer Straße lagen. Auch diese Seen gehörten noch zum Quellgebiet des Österdalsälven. Der schönste See war der Vurrusjøen kurz nach der norwegischen Grenze und die Stelle gefiel uns so gut, daß wir dort ein paar Kilometer vor Drevsjø im Wald zelten wollten. Das war sicher die schönste Übernachtungsstelle auf dieser Radtour und eine der schönsten überhaupt! Außerdem hatten wir ja ganz tolles Wetter und einen schönen Blick auf die hohen Berge, die den See in der Ferne umgaben.
2006-07-21 Drevsjø war ein kleiner Ort, aber wir konnten dort Essen und sogar Fahrradteile kaufen. Die Wasserscheide zwischen Österdalsälven und Femundselva war kaum zu bemerken und wir fuhren bald am Südufer des Femundsees entlang. Dort konnten wir einen schönen Rastplatz in der Nähe des Abflusses der Femundelva aus dem Femundsee finden.
Für die weitere Fahrt wußten wir alle, daß wir auf der N 26 noch ein Stück weiter (in Richtung Nordwesten) fahren würden und dann irgendwann auf die N 217 nach links (Südwesten) abbiegen würden. Bernhard und Ulrich waren zuerst losgefahren. Christina und ich zuletzt. Irgendwann holte ich auf der N 217 Bernhard und Ulrich ein, als sie die nächste Pausenstelle gesucht hatten. Zwei von unserer Gruppe hatten wir nicht gesehen, denn sie hatten die Abzweigung der N 217 nicht gesehen. Die Telefone waren natürlich auch ausgeschaltet, aber ein SMS konnte man ja mal schicken. Wir schnallten das Gepäck von Bernhards Fahrrad ab und ich fuhr auf der N 217 zurück und auf der N 26 hinter den beiden hinterher. Die beiden waren 20 km in die falsche Richtung gefahren. Dann haben wir doch noch telefonieren können und sie sind umgekehrt, denn in dieser Gegend ist das Straßennetz so weitmaschig, daß die nächste Straße nach Westen ungefähr 150 km Umweg bedeutet hätte. Ich konnte ihnen einen Teil des Gepäcks abnehmen. So waren am Ende dieses Tages alle außer Bernhard und Ulrich über 100 km gefahren.
Das erste Stück des Weges nach der Abzweigung von der N 26 fuhren wir noch im Tal der Femundselva, dann überquerten wir diese mit einer kleienn Brücke und kamen in noch bergigeres Gelände, die Straße wies entsprechend viele Steigungen auf. Wir mußten die Wasserscheide zwischen Rena und Femundselva überqueren. Aber die Höhe, auf der wir beim Femundsee und bei der Femundselva waren, war schon recht groß, so daß nicht mehr viel mehr zusätzliche Höhenmeter dazukamen. Rechts und links der Straße konnten wir aber doch einige große Berge sehen, die noch viel höher waren als die Straße selbst. Das Wetter war auch an diesem Tag sehr gut und es war schön, daß wir so weit sehen konnten.
So gegen Abend kam dann die Abfahrt zum Tal der Rena. So verloren wir innerhalb von wenigen Kilometern fast die gesamte Höhe, die wir zwischen Mora und dieser Wasserscheide innerhalb von vier Tagen Fahrt langsam aufgebaut hatten, auf ein paar Kilometern Abfahrt. Der Zeltplatz in Åkrestrømmen hatten nur insgesamt für drei Zelte Platz, alle anderen Plätze waren für Wohnmobile und Wohnwagen ausgelegt und hatten zu harten Untergrund für unsere Zelte. Weil schon zwei Zelte vor uns da waren, durften wir eines der beiden Zelte auf der Wiese vor der Rezeption aufbauen.
Der Zeltplatzwart erzählte uns, daß er früher einmal ein Hotel am Friisveien geleitet hatte und daß die Gäste bei gutem Wetter morgens um 5 geweckt wurden, weil man da die blauen Berge sehen könnte, ein einmalig schöner Anblick. Dieser Friisveien sollte asphaltiert sein und noch eine Ecke kürzer als unsere geplante Route, aber sehr steil. Soger in den Worten eines Norwegers. Aber die Idee faszinierte uns und wir hatten die ganze Zeit gutes Wetter gehabt, so daß wir uns Hoffnungen machten, dort auch einen schönen Sonnenaufgang und die blaue Berge zu erleben. Voraussetzung war, dort oben irgendwo zu zelten.