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Ostsee Umrundung

gefahren & geschrieben von Peter Alteheld 1994

Dänemark: Jütland

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JÜTLAND

Jylland (Jütland) habe ich aus zwei Gründen ziemlich in der Mitte durchquert: erstens wollte ich starkem Wind aus dem Wege gehen und zweitens dem starken Verkehr. Dafür erntete ich die jütländische, schweißtreibende Hügellandschaft. Die Strecke hatte ich mir mit Hilfe der 1:200.000er Straßenkarte ausgesucht. Ich fuhr im wesentlichen auf den kleinsten, eingezeichneten Straßen und möglichst geradewegs gen Norden (wie bereits in Schleswig-Holstein).

Die Verpflegungsseite war in Dänemark optimal: hier gab es den leckersten Kuchen der ganzen Tour, die Bäcker hatten selbst sonntags (bis 16:00 h) offen und es gab das Tuborg Bitter Lemon, das nicht so sauer ist wie das deutsche Bitter Lemon und nicht so süß, daß es den Durst nicht löscht, genau das richtige für das Hochsommerwetter mit Temperaturen über 30 Grad.

Nach dem mißglückten Versuch bei Bögelhuus die Grenze nach Dänemark zu überqueren, bin ich zum Grenzübergang bei Rens geradelt. Da der nächste Campingplatz in Tønder (Tondern) nicht ganz in meiner Zielrichtung lag, habe ich mich dann für den etwa doppelt soweit von der Grenze entfernten Campingplatz in Arrild entschieden. Auf dem Weg dahin fuhr ich durch Logumkloster (Lügumkloster), das aufgrund seiner kirchlichen Bauwerke bekannt ist. Ich kam aufgrund der langen Tagesetappe (206 km) erst um 21:30 h in Arrild an. Auf dem großen, verwinkelten Campingplatz habe ich keine anderen Radler und keine Landsleute bemerkt. Bereits am nächsten Tag machte ich Bekanntschaft mit dem nicht hohen, aber stark hügeligen Inland von Jütland. Bemerkenswert war der Ort Gram mit dem Schloß Gram Slot und ausgestelltem Walskelett. Bei dem Hochsommerwetter waren auf dem Lande sehr viele Bewässerungsanlagen in Betrieb (mechanisch betriebene Spritzen die ganze Felder im Umkreis von 50...100 Metern naß spritzten). Ab und zu spritzten die Anlagen bis zur Straße und ich konnte dann eine willkommene Abkühlung erfahren. Bei Vejle kam von hinten ein Reiseradler in schnellem Tempo heran. Es war ein Belgier, dem ich mein Leid von den dänischen Hügeln erzählte, worauf er mir erwiderte, er sei am Nordkap gewesen und dies hier sei noch gar nichts gegenüber Norwegen. Als ich ihn dann darauf aufmerksam machte, daß er gerade Richtung Norden radelt, meinte er, er wolle nach Billund (vermutlich zum Legoland) und es wäre hier alles besch...en ausgeschildert. Soweit zur ersten Begegnung mit meinesgleichen.

Sehr schön gefiel mir der See Farup Sø bei Jelling. Bei dem Hochsommerwetter hätte man es dort sicherlich ein paar Tage aushalten können. Aber ich wollte schnell weiter. Dort war es zudem auch mal wieder besonders hügelig. Abends kam ich in Silkeborg an. Bereits kurz vor Silkeborg kommt man an wunderschön gelegenen Badestränden des Sees Brassø vorbei. In Silkeborg lagen viele Ausflugsboote vor Anker. Ein idyllisches kleines Städtchen. Bestimmt auch ein paar Tage Aufenthalt wert. Der Campingplatz Silkeborg Sø lag ca. 2 km östlich vom Zentrum am Silkeborg Langsø. Hier benötigte ich, anders als in Arrild einen dänischen Campingausweis, den ich dann für 24 DKr (ca. 6 DM) bekam. Hier traf ich ein reiseradelndes Paar aus der Nähe von Emmen (NL), die von zuhause losgeradelt waren. Der Campingplatz liegt direkt am See und man kann dort auch Kanus mieten.

Am nächsten Morgen war das Seidenhemd, das ich zum Trocknen auf mein Fahrrad gelegt hatte, nicht mehr da. Das war das einzige Mal auf der ganzen Tour, das mir etwas abhanden gekommen ist. Weiter ging es durch das hügelige Jütland über Resenbro und Bjerringbro nach Hobro, wo ich mit dem Mariagerfjord das erste Mal in Kontakt mit der Ostsee kam. Kurz vor Hobro in Sønder Onsild hatte ich ein älteres, dänisches Paar getroffen, die in Kopenhagen losgeradelt waren. Obwohl sie aus Hobro stammte, konnte ich ihnen noch eine Abkürzung über Norre Onsild nach Hobro zeigen. Eine gute Karte ist was wert (wenn ich da bloß an die Brandenburger BVA-Karte denke, aber das kommt später).

In Hobro war ich das ewige auf und ab leid und bin dann in nordöstlicher Richtung auf Hals zugefahren, wo ich mit der Fähre über den Langerak, den östlichen Zufluß zum Limfjord, übersetzen mußte. Hier stieß ich auf den puren Tourismus: Campingplatz an Campingplatz,

Radwege gefüllt mit Radlern, die nicht nach vorn schauen, Souvenirläden etc. Der größte Teil der hier fahrenden PKW hatte Kennzeichen aus den neuen Bundesländern. Nach 20 weiteren Kilometern stellte ich an einer Informationstafel fest, daß es den in der Skandinavien-Karte in Sæby eingezeichneten Campingplatz wohl nicht mehr gibt und ich am besten 4 km zurück zum Campingplatz in Aså radle. Dort konnte ich schon direkt einen Platz auf der Fähre von Frederikshavn nach Moss reservieren. Hier traf ich Roland und Elke aus Essen, die den dänischen, ausgeschilderten Radrouten folgten. Was sie mir davon berichteten (viele sandige Wege, die stellenweise nicht einmal mit breiten Reifen befahrbar sind), nahmen mir die Befürchtung, durch Nichtbefahren dieser Routen etwas verpaßt zu haben. Zwei Tips habe ich von den beiden bekommen: erstens kann man die Zeltleinen am Fahrrad verspannen (dadurch hat man einerseits eine Wäscheleine und anderseits bekommt man dadurch evtl. mit, wenn sich nachts jemand am Fahrrad zu schaffen macht); zweitens Flusenhandtücher statt Frotteehandtücher verwenden, weil erstere wesentlich schneller trocknen.

Von Aså waren es nur noch etwa 30 km bis Frederikshavn. Dort versorgte ich mich noch mit reichlich Kuchen und Getränken für die Fährfahrt. Auch Ersatzspeichen besorgte ich mir dort noch, da ich jene zuhause vergessen hatte (eine davon kam dann ja schließlich noch in Berlin zum Einsatz).

Um 17:00 h legte dann endlich die Fähre nach Moss ab. Die Motor- und Fahrräder wurden in drei Parkbuchten auf der Fähre untergebracht. Die Fährfahrt (eine Person, eine Richtung, ein Fahrrad) kostete 250 DKr (ca. 62 DM). Bis ca. 21:00 h konnte ich es auf dem Achterdeck aushalten. Dann wurde es mir doch zu kühl.

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