Brandenburg, Berlin und zurück
BRANDENBURG und BERLIN
Nachmittags gegen 17 Uhr kam ich über die Oderbrücke von Kostrzyn nach Kietz. Ich folgte der B 1 bis nach Seelow und bog dort ab gen Süden zur Lebuser Hochfläche. Nach ca. 20 km erreichte ich gegen 21 Uhr den Campingplatz am Petersdorfer See. Da kein Platzwart auffindbar war, schlug ich mein Zelt neben dem eines Studentenpaars aus Leipzig auf. Leider gab es hier kein Warmwasser und keine Dusche - ach wie gut waren da doch die polnischen Campingplätze ausgestattet. Nachdem auch am nächsten Morgen kein Platzwart zu finden war, machte ich mich auf den Weg nach Berlin. Ich fuhr auf dem direkten Weg zum Oder-Spree-Kanal und wollte dort dem auf der BVA-Karte eingezeichneten Radweg an der Südseite des Kanals bzw. der Spree nach Fürstenwalde folgen. Aber da ich hatte keine Lust auf eine Schwimmeinlage am Abzweig des Kanals von der Spree hatte, war es mir nicht möglich dieser Strecke zu folgen. So verschlug es mich nach Drahendorf. Von dort wollte ich den direkten Weg nach Fürstenwalde über Langewahl nehmen. Dazu mußte ich mein Rad samt Gepäck durch ein etwa 6 km langes Sandloch schieben - BVA-Karte sei Dank! Völlig entkräftigt erreichte ich Fürstenwalde und genehmigte mir dort in einem schönem Cafe erstmal Pellkartoffeln mit Quark und als Nachtisch zur Aufmunterung noch ein Stück Torte. Ab hier versuchte ich in den FNL nur noch den eindeutig als geteert markierten Straßen zu folgen. Von Fürstenwalde ging es über Hangelsberg, Fangschleuse, Erkner, Neu-Zittau, Gosen und Schmockwitz nach Grünau am Berliner Stadtrand am Langen See, wo ich zur Auffrischung einen Eisbecher verzehrte. Über Adlershof und am Teltower Kanal entlang gelangte ich nach Kreuzberg hinein, wo ich mich nach etlichen Wochen wieder an einer Falafel erfreuen konnte. Da ich die nächste Nacht bei Klemens in Wedding übernachten wollte, den ich in Augustow in Masuren getroffen hatte, fuhr ich erstmal mitten durch die ehemals geteilte Stadt. Hier war inzwischen so viel gebaut worden, daß ich es nicht merkte, als ich vom ehemaligen Ost- in den Westteil (und anders herum) kam.
Leider war Klemens nicht zuhause. Ich hatte ihm wohl gesagt, daß ich einen Tag früher käme und hatte dies nicht mehr Recht in Erinnerung behalten. Glücklicherweise erwischte ich aber Hajo telefonisch und er bot mir einen Schlafplatz bei sich in Moabit an, das ja auch nur 2 km entfernt war. Am folgenden Tag war ich auf Sightseeing-Tour: Reichstag, Brandenburger Tor, Unter den Linden, Alexanderplatz, Siegessäule, Tiergarten, Schloß Bellevue und Charlottenburg. Dort habe ich mir in einem indischen Imbiß noch den Magen vollgeschlagen, bevor ich zum Bernd nach Spandau geradelt bin, der mich in Helsinki eingeladen hatte, auf dem Rückweg bei ihm vorbeizuschauen. Am nächsten Morgen fuhr ich an der B 5 aus Berlin heraus, am Olympischen Dorf vorbei nach Nauen. Kurz dahinter in Selbelang verließ ich die B 5, um eine der alten zweispurigen Betonpisten zu testen. Aber diese war nur 2 km lang. Über die kleinen Dörfer Retzow, Möthlow, Liepe, Damme, und Nennhausen fuhr ich auf Rathenow zu. Doch im Wald kurz vor Rathenow erlitt ich den dritten Platten dieser Tour. Ich habe daraufhin nochmal aufgepumpt und das hat bis ins Stadtzentrum gehalten. Dort habe ich mich in einem Cafe erstmal vor der Arbeit mit Reibekuchen und anschließend einem Stück Torte gestärkt. Daraufhin klappte der Schlauchwechsel auch innerhalb von 30 Minuten.
SACHSEN-ANHALT
Von Rathenow nach Tangermünde folgte ich der B 188. Zunächst ging es durch das Waldstück Land Schollene und dann an einer km-langen Reihe Apfelbäume zur Elbebrücke vor Tangermünde. Dies ist ein schönes kleines Städtchen mit gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern.
15 km weiter in Lüderitz hatte ich Glück um 5 Minuten vor 18 Uhr noch einen Lebensmittelladen zu finden, denn hier schließen die Läden bereits um 18 Uhr. In Uchtspringe kam ich wieder auf die B 188 und folgte dieser wieder, über Gardelegen nach Solpke. Hier mußte ich noch einer Umleitung folgen, da aufgrund des Baus der neuen Bahnlinie nach Berlin die direkte Verbindung von Weteritz nach Jerchel unpassierbar war. So ging es über Solpke nach Jerchel und weiter über Jeseritz und Berenbrock nach Calvörde. Dort überquerte ich den Mittellandkanal. Es war 21 Uhr und bereits dunkel und ich wollte noch zum 8 km entfernten Campingplatz in Flechtingen. Als ich dort schließlich ankam, sagte mir der erste, den ich nach dem Campingplatz fragte, daß es den nicht mehr gebe. Welch eine Freude nach 180 km Fahrt samt eines Schlauchwechsels ! Ich ließ mir erklären, wie ich zu dem Zeltplatz kam und fuhr dorthin. Dort war noch ein Kiosk des Besitzers geöffnet. Meine Frage, ob ich nicht ausnahmsweise dort übernachten könne, wurde verneint. Wenn überhaupt, dann müßte ich schon den Bürgermeister fragen. So kam es denn, daß um 22 Uhr beim Bürgermeister ein müder Radler klingelte. Seine Frau öffnete die Tür, ich erzählte ihr mein Leid und sie rief dann nach hinten "Karl, da ist schon wieder so'n Radfahrer, der hier zelten will", worauf als Antwort "Ja, laß ihn mal" kam. So hatte ich dann doch noch eine Bleibe gefunden. Freundlicherweise schloß mir der Zeltplatzbesitzer noch die sanitären Anlagen auf, so daß ich wenigstens kalt duschen konnte (an Warmwasser war ja hier nicht zu denken).
Am nächsten Morgen ging es über den Flechtinger Höhenzug nach Behnsdorf, wo mir in der dortigen Bäckerei die Bäckersfrau erzählte, daß diesen Sommer sehr viele Radler durch diesen Ort gekommen seien. Weiter über Weferling ging es über die ehemalige innerdeutsche Grenze nach Grasleben.
NIEDERSACHSEN
30 km weiter in Braunschweig gönnte ich mir im Spaghetti Palast Fettucine und nebenan im Cafe mal wieder ein Stück Torte. Als ich dann mein Rad durch die Innenstadt schob, begann es wie aus Kübeln zu schütten und es wollte nicht aufhören. So entschied ich mich nach einer halben Stunde zusehen zum Weiterfahren. In Velchede klärte ich meine Übernachtungsmöglichkeit in Hannover ab. Die nächsten 50 km und drei Stunden ging es dann im Regen nach Hannover, das mich mit einem Regenbogen erwartete. Nach etwas Suchen habe ich dann auch zum Martin gefunden.
Der nächste Morgen war der letzte der Tour. Nach 20 km fuhr ich bei Eldagsen auf den kleinen Deister zu. Hier traf ich noch einen weiteren Radler. Er kam aus Gera und war vier Monate lang durch Westeuropa geradelt und hatte eine deutlich längere Strecke zurückgelegt. Er erzählte von der tollen Stimmung in den irischen Pubs und vom Schnee, der selbst im Hochsommer auf der Nordseite der Berge an der schottischen Küste liegt. Auf der Überquerung des Deister kamen mir noch zwei alleinreisende bepackte Radler entgegen, das scheint hier eine Hauptverbindung für Reiseradler zu sein.
Über Coppenbrügge und Afferde erreichte ich in Hagenohsen die Weser und folgte nun der Emmer über Bad Pyrmont nach Schieder zum Emmersee, wo die MS Lipperland von einem Kapitän mit Drehwurm gesteuert wurde. Über Wöbbel, Billerbeck und Vahlhausen fuhr ich auf Horn-Bad Meinberg zu. Den Teutoburger Wald durchquerte ich im Bärental. Schließlich erreichte ich über Kohlstädt, Schlangen den Endpunkt meiner Tour: Bad Lippspringe.
Resumée: Öfter machen!